Nachhaltige Immobilien punkten bei Mietern und Käufern
Die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden ist im vergangenen Jahr weltweit gestiegen, wie der Sustainability Report 2023 des Berufsverbands RICS – The Royal Institution of Chartered Surveyors – zeigt, an dem rund 4.000 Immobilienexperten teilgenommen haben.
Grüne Immobilien: Investorennachfrage in Deutschland steigt
Mehr als die Hälfte der Befragten weltweit berichtet, dass die Nachfrage der Mieter nach grünen und nachhaltigen Gebäuden in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen hat: Davon stellen zirka 42 Prozent einen leichten Anstieg fest, während elf Prozent einen deutlichen Aufschwung sehen. In Deutschland liegen die Werte für einen leichten Anstieg bei 53,5 Prozent und für einen deutlichen Anstiegt sogar bei 31 Prozent.
Im Bereich Investment sind ähnliche Trends zu beobachten. Mehr als jeder dritte (39 Prozent) Umfrageteilnehmer weltweit berichtet von einem leichten Anstieg der Investorennachfrage nach grünen Immobilien in den vergangenen zwölf Monaten; knapp 15 Prozent stellen hier einen deutlichen Anstieg fest. In Deutschland berichten auch in diesem Segment 53,5 Prozent der Experten von einem leichten Nachfrageanstieg und 31 Prozent von einem deutlichen Wachstum. Insgesamt lag im RICS Sustainability Report 2023 der Wert für Deutschland damit bei 84,5 Prozent (2022: 87 Prozent – leichter Anstieg 38 Prozent, deutlicher Anstieg 49 Prozent).
Nachhaltigkeit: Einfluss auf Mieten und Kapitalwerte von Immobilien
Grüne und nachhaltige Merkmale eines Gebäudes wirken sich den Experten zufolge deutlich auf die Mieten und Kapitalwerte von Immobilien aus. Auf einer Skala von 1 – grüne Merkmale haben keine Auswirkungen – bis 5 (grüne Merkmale mit erheblichen Auswirkungen) wählten rund zwei Drittel der Befragten weltweit eine Bewertung zwischen 3 und 4. Demnach haben Nachhaltigkeitsmerkmale eines Gebäudes einen starken Einfluss auf Mieten und Kapitalwerte.
In Europa sind etwa 27 Prozent der Befragten der Meinung, dass grüne Merkmale einen erheblichen Einfluss auf den Kapitalwert einer Immobilie haben. Der Anteil der Experten, die angaben, dass grüne Merkmale eines Gebäudes den Mietpreis erheblich beeinflussen, liegt im aktuellen Nachhaltigkeitsreport von RICS bei rund 16 Prozent.
Energieeffizienz bis Green-Building-Zertifizierung: Was Anleger suchen
Auch die wichtigsten Merkmale eines grünen Gebäudes für Nutzer und Investoren wurden auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht wichtig) bis 5 (wesentlich) bewertet. Energieeffizienz, die Reduzierung des Energieverbrauchs und des Verbrauchs fossiler Brennstoffe stehen ganz oben auf der Liste: Etwa jeder dritte (30 Prozent) Umfrageteilnehmer weltweit ist der Meinung, dass dies ein wesentliches Merkmal für Anleger ist. Mehr als jeder vierte (28 Prozent) Experte beobachtet, dass es ein wichtiges Merkmal für die Nutzer ist.
Zirka 30 Prozent der Marktteilnehmer weltweit geben an, dass eine Green-Building-Zertifizierung für Investoren ein wesentliches Merkmal eines nachhaltigen Gebäudes ist. Im Vergleich dazu sagt rund ein Fünftel der Befragten, dass diese Zertifikate ein wichtiges Merkmal für die Nutzer sind.
Kauf von grünen Immobilien: Hohe Kosten sind eine Hürde
Hohe Anschaffungskosten werden von knapp drei Fünfteln der Befragten weltweit als ein Haupthindernis für den Kauf grüner Gebäude angesehen. Rund 40 Prozent der Experten sind der Meinung, dass der Mangel an Belegen für eine Kapitalrendite und der Mangel an Daten über die Vorteile des Erwerbs umweltfreundlicher Gebäude ein Problem sind. Mangelndes Wissen oder Bewusstsein und die fehlende Expertise der Anleger in Bezug auf grüne Immobilien nennt laut RICS-Report knapp ein Drittel der Befragten weltweit als Haupthindernis.
Das Fehlen gemeinsamer Standards und Definitionen für umweltfreundliche Gebäude sind demnach für ein Drittel der Fachleute in Großbritannien und Europa eine Hürde. Verbindliche Normen für die Gesamtenergieeffizienz werden als entscheidender Schritt gesehen, um die ehrgeizigen Ziele des Green Deals der Europäischen Union (EU) zu erreichen.
CO2-Bepreisung und Normen: Die Hürden sind groß
Wie in den vergangenen Jahren, wurden auch für den RICS Sustainability Report 2023 Experten aus der Baubranche befragt. Dabei geben 43 Prozent weltweit an, dass bei Projekten keine Messung des gebundenen Kohlenstoffs vorgenommen wird – und wenn, gebe es kaum Hinweise darauf, dass sich das auf die Auswahl von Materialien und Komponenten auswirkt. "Um die Klimaziele zu erreichen, muss die Messung zur gängigen Praxis werden", schreiben die Studienautoren. Aus dieser Branche beklagt laut RICS etwa ein Drittel der Fachleute das Fehlen gemeinsamer Normen und Definitionen für grüne Gebäude als entscheidendes Hindernis für weitere Investitionen. Gleiches gilt für Standards zu Energieausweisen (EPC) für Gewerbeimmobilien.
Was die Anwendung der CO2-Bepreisung angeht, glaubt weltweit nur rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer, dass die jeweilige Regierungspolitik in Bezug auf eine Kohlenstoffreduzierung sehr effektiv oder effektiv ist.
Nachhaltiges Bauen: Recycling steht im Vordergrund
Die Teilnehmer wurden auch gebeten, die Grundsätze des nachhaltigen Bauens von "sehr gut etabliert" bis "keine Fortschritte" zu kategorisieren. Die Abfallminimierung, das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien nach Abriss stehen weltweit im Vordergrund, noch vor Wassereffizienz und der Minimierung der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die natürliche Umwelt. Rund 45 Prozent der Befragten weltweit sehen diese Faktoren als etablierte oder sehr etablierte Praktiken in der Branche an.
Ein ähnlicher Anteil weist auf den Bau umweltfreundlicher und besonders energieeffizienter Gebäude hin. Weltweit sind rund 39 Prozent der Experten der Meinung, dass die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien und das Bauen mit recycelten, erneuerbaren oder Abfallmaterialien und -komponenten ein etabliertes oder sehr gut etabliertes Prinzip ist.
"Die Dekarbonisierung ist im Real Estate Sektor noch zu langsam und nicht ausreichend effektiv", sagt Susanne Eickermann-Riepe, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): "Ein Bündel von Maßnahmen und Standards wird notwendig werden, um den Prozess und die Implementierung zu unterstützen."
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