Höhere Preisaufschläge für grüne Immobilien
Insgesamt 84 Prozent der Experten in Deutschland berichten von einer starken Nachfrage nach grünen Immobilien – 32 Prozent geben an, dass die Investorennachfrage deutlich gestiegen ist, von einem moderaten Anstieg sprechen 52 Prozent. Diese Werte liegen weit über dem globalen Durchschnitt. Europa ist weltweit die führende Region.
Das sind Ergebnisse aus dem Sustainability Report 2024 des Berufsverbands Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), an dem in diesem Jahr rund 4.000 Immobilienexperten teilgenommen haben.
Nachhaltige Gebäude: Einfluss auf Miete und Marktwert
Die RICS-Umfrage 2024 untersuchte auch, ob grüne Gebäude höhere Marktwerte erzielen. Weltweit geben 44 Prozent der Befragten an, dass grüne Gebäude im Vergleich zu nicht-grünen Gebäuden mit einem Mietaufschlag belegt werden können. 31 Prozent gehen von bis zu zehn Prozent aus, 13 erwarten höhere Mietaufschläge. Einen "braunen Abschlag" – eine Mietminderung für nicht-grüne Gebäude – halten 31 Prozent der Fachleute für wahrscheinlich. Ein Viertel (25 Prozent) der Umfrageteilnehmer sieht weder einen Aufschlag noch einen Abschlag.
Der Einfluss grüner Merkmale auf die Kaufpreise wird stärker bewertet: Weltweit glauben etwa 50 Prozent der Experten, dass grüne Gebäude mit einem Preisaufschlag bewertet werden. Rund ein Drittel (34 Prozent) schätzt den Aufschlag auf bis zu zehn Prozent, 14 Prozent gehen von einem höheren Aufschlag aus. 30 Prozent der Befragten geben an, dass es keinen Preisaufschlag für grüne Gebäude gibt, jedoch einen "braunen Abschlag". 22 Prozent sehen weder einen Aufschlag noch einen Abschlag.
In Deutschland sagt mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten, dass es einen Mietpreisaufschlag für grüne Immobilien gibt. Davon bezifferten 41 Prozent den Aufschlag bei bis zu zehn Prozent. Mehr als jeder Zehnte (14 Prozent) sagt, der Aufschlag bei den Mieten betrage zwischen zehn und 20 Prozent – und ein Prozent geht von mehr als 20 Prozent aus. 33 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer sehen zwar keinen Preisaufschlag, aber einen "braunen Abschlag". Bei den Kapitalwerten stellen 52 Prozent der deutschen Experten höhere Preise für grüne Immobilien fest. 36 Prozent beziffern sie auf bis zu zehn Prozent, 16 Prozent nennen zwischen zehn und 20 Prozent. 40 Prozent der Befragten verzeichnen einen "braunen Abschlag".
Investorennachfrage nach grünen Immobilien: Europa führt
Weltweit berichtet knapp die Hälfte der Befragten von einer gestiegenen Nachfrage nach grünen Gebäuden in den vergangenen zwölf Monaten. 41 Prozent bemerken einen moderaten Anstieg, während acht Prozent einen deutlich stärkeren Zuwachs feststellen. Regionale Ergebnisse zeigen, dass etwa 50 Prozent oder mehr Befragte in Europa, Asien-Pazifik und im Nahen Osten sowie Afrika eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien wahrgenommen haben. Die Region Amerika bildet die einzige Ausnahme: Hier verzeichnen nur 34 Prozent der Befragten einen Anstieg.
In der Region Amerika geben in im aktuellen RICS-Report lediglich 36 Prozent der Befragten einen Anstieg des Interesses an grünen Gebäuden an – ein Anteil, der niedriger ist als in den anderen untersuchten Regionen. 55 Prozent der Befragten sagen, dass es im vergangenen Jahr keine Veränderung beim Investoreninteresse an grünen Gebäuden gab, was über dem globalen Durchschnitt von 42 Prozent liegt. Europa liegt am anderen Ende der Skala: 68 Prozent der Experten in der Region geben an, dass das Interesse der Investoren an grünen Gebäuden gestiegen ist: Ein moderater Anstieg wird von 48 Prozent verzeichnet, während 20 Prozent von einem deutlichen Zuwachs sprechen.
Resilienz gegenüber Klimawandel: global mäßig wichtig
In der Region Naher Osten und Afrika geben im RICS-Report mehr als 40 Prozent der Befragten an, dass die Resilienz einer Immobilie gegenüber extremen Wetterbedingungen und anderen negativen Klimafolgen ein wesentlicher oder sehr wichtiger Faktor für Mieter und Investoren ist. Dieser Anteil liegt deutlich über dem globalen Durchschnitt von rund 25 Prozent. Laut Weltbank gehört die Region zu den verwundbarsten weltweit, was hohe Temperaturen, extreme Wetterereignisse, schwindende Wasserressourcen, Dürren und Erosion von Küstengebieten betrifft.
Im Gegensatz dazu liegt Großbritannien am unteren Ende des Spektrums: Nur 21 Prozent der Befragten halten die Resilienz gegenüber den negativen Auswirkungen des Klimawandels für Investoren für wesentlich oder sehr wichtig. Für Mieter halten das sogar nur 15 Prozent für entscheidend. In Deutschland zeigt sich ein anderes Bild: Hier sagen 52 Prozent der Experten, dass die Resilienz gegenüber den negativen Auswirkungen des Klimawandels für Investoren wesentlich oder sehr wichtig ist. Für Mieter halten das 34 Prozent für entscheidend.
ESG-Investitionen: Treiber für den Boom
Bei der Frage nach den treibenden Kräfte hinter dem Boom von ESG-Fonds geben weltweit 38 Prozent der Befragten an, dass die Nachfrage von Kunden und Stakeholdern einer der Hauptgründe ist. Gesetzliche Anforderungen stehen an zweiter Stelle der einflussreichsten Faktoren (25 Prozent). Dicht dahinter folgen weiterhin hohe Energiepreise und hohe Baukosten. Nur zehn Prozent der Befragten nennen regulatorische Anreize und Subventionen oder die zunehmende Verfügbarkeit von ESG-bezogenen Daten sowie Forschungsergebnissen als wichtige Treiber.
Die Ergebnisse aus Europa, Asien-Pazifik sowie dem Nahen Osten und Afrika stimmen weitgehend mit dem globalen Bild überein, während in Europa 34 Prozent der Immobilienexperten Regulierungen und gesetzliche Anforderungen als einen der Hauptgründe für den Boom der ESG-Investitionen nennen – mehr als in jeder anderen Region. Das ist den Studienautoren zufolge auf die Strategie der Europäischen Kommission zurückzuführen, um die Ziele des European Green Deal zu erreichen.
In Deutschland geben sogar 50 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass Vorschriften und gesetzliche Bestimmungen entscheidende Treiber für ESG-Investitionsentscheidungen sind. 44 Prozent betrachten steigende ESG-Berichtsanforderungen und -vorschriften als treibende Faktoren und 33 Prozent gaben die hohen Energiepreise als Grund an.
In der Region Amerika gehören hohe Baukosten, Inflation und Zinsen zu den Haupttreibern (29 Prozent). 28 Prozent sehen versicherungsbezogene Risiken als führenden Grund, während 27 Prozent Regulierungen und gesetzliche Anforderungen sowie die Energiepreise als bedeutende Einflussfaktoren nennen.
RICS Sustainable Building Index
Der RICS Sustainable Building Index misst die Nachfrage von Mietern und Investoren nach grünen Gebäuden. Der Begriff "grüne Gebäude" umfasst Immobilien, die energie- und ressourceneffizient sind, eine geringe CO2-Bilanz aufweisen und hohe Bewertungen nach verschiedenen internationalen Zertifizierungen für nachhaltiges Bauen erreichen.
Im Jahr 2024 weist der Index global einen Netto-Saldo von plus 41 (Europa: plus 65) auf – 2023 lag der Wert bei plus 44, 2022 bei plus 48 und 2021 bei plus 55. Obwohl die Werte leicht gesunken sind, zeigt der positive Saldo weiterhin eine anhaltende Nachfrage nach nachhaltigen Gewerbeimmobilien.
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