Oberbillwerder: Hamburg plant den 105. Stadtteil

Bis zu 7.000 bezahlbare Wohnungen, ein Hochschulcampus, Schulen, Quartiersplätze, Parks – Oberbillwerder soll der 105. Stadtteil Hamburgs werden und bis zu 15.000 Menschen ein Zuhause geben. Jetzt wird das Projekt zur Chefsache: Der Senat zieht das Bebauungsplanverfahren an sich.

Der rot-grüne Hamburger Senat zieht die Verantwortung für das Bauvorhaben Oberbillwerder an sich und begründet den Schritt mit der herausragenden Bedeutung des Stadtteils. Bisher war der Bezirk Bergedorf zuständig.

Da die Planrechtschaffung von übergeordnetem gesamtstädtischem Interesse sei, solle das Bebauungsplanverfahren für die Entwicklung und Erschließung des 118 Hektar großen Gebiets in direkte Senatsverantwortung genommen werden, heißt es in einer Mitteilung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen.

Oberbillwerder: Der 105. Hamburger Stadtteil

Oberbillwerder soll der 105. Stadtteil der Hansestadt werden. In dem Gebiet westlich von Bergedorf und nördlich von Allermöhe sollen 6.000 bis 7.000 Wohneinheiten für zirka 15.000 Menschen mit unterschiedlichen Einkommen entstehen, dazu 4.000 bis 5.000 Arbeitsplätze. Besondere Wohnformen solle es unter anderem für Senioren, Studierende, junge Familien und Auszubildende geben.

Die neue Mehrheit in der Bergedorfer Bezirksversammlung ist gegen das Vorhaben. CDU, Linke und AfD lehnen das Projekt ab. Das Vorgehen des Senats stößt daher auf Kritik bei den drei Parteien. Der Senat wolle Oberbillwerder gegen den Wählerwillen durchdrücken, sagte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete aus Bergedorf, Dennis Gladiator. Der Anstand hätte es geboten, die Bezirksversammlung über den B-Plan-Entwurf abstimmen zu lassen und bei einer Ablehnung die Pläne der neuen Bürgerschaft vorzulegen. "Stattdessen schafft der Senat Fakten vor der nächsten Bürgerschaftswahl."

Wohnungsbau: Last exit Oberbillwerder?

Dem Senat ist grundsätzlich die sogenannte Evokation vorbehalten – also das Recht, bezirkliche Belange wegen ihrer Bedeutung für die gesamte Stadt an sich zu ziehen. Gemäß Verwaltungsbehördengesetz kann er im Einzelfall Weisungen erteilen und Angelegenheiten selbst erledigen, auch wenn ein Bezirksamt formal zuständig ist.

"Wer auf Landesebene Wohnungsbau fordert, darf sich im Bezirk bei wegweisenden Projekten nicht querstellen", so Dirk Kienscherf, Vorsitzender der SPD-Fraktion Hamburg. Katharina Fegebank (Grüne), Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, betonte: Oberbillwerder sei ganz klar ein Stadtteil der Chancen mit dringend benötigten neuen Wohnungen. Zudem werde es einer der grünsten Stadtteile mit 4.000 Bäumen und Grünflächen, die fast ein Viertel der Gesamtfläche ausmachten.

An wenigen Orten wie der Hafencity, dem Grasbrook, der Science City Hamburg Bahrenfeld und Oberbillwerder bietet sich den Angaben zufolge noch die Chance, Hamburg großflächig und zusammenhängend in ganzen Siedlungen zu erweitern. Der neue Stadtteil gilt als ein wichtiger Baustein für die Selbstverpflichtung der Hansestadt, angesichts des knappen Wohnraums und einer steigenden Einwohnerzahl jährlich 10.000 neue Wohnungen zu realisieren.

Oberbillwerder: Der Masterplan

Am 26.2.2019 hat der Hamburger Senat den Masterplan Oberbillwerder beschlossen. Der Siegerentwurf stammt vom dänisch-niederländischen Planungsteam Adept mit Karres + Brands. 2021 wurde der Masterplan aktualisiert, das grundlegende Konzept blieb aber erhalten. Die in Folge beschlossene Reduzierung der Gesamtfläche um sechs Hektar auf 118 Hektar und der Wohnfläche um 35.000 Quadratmeter betrifft das gesamte Entwicklungsgebiet und alle Wohnformen.

Die gemeinsamen Planungen von Stadtentwicklungsbehörde, der städtischen Entwicklungsgesellschaft IBA Hamburg und dem Bezirksamt Bergedorf für das Konzept "Connected City" sehen zu 85 Prozent Mehrfamilienhäuser und zu 15 Prozent Einfamilienhäuser vor. Neben den Arbeitsplätzen sind auch ein Bildungs- und Begegnungszentrum, zwei Grundschulen, bis zu 14 Kitas plus soziale Einrichtungen, Mobility Hubs und zirka 28 Hektar öffentliche Grün- und Freiflächen mit Spielplätzen sowie ein Aktivitätspark und ein Schwimmbad geplant.

Städtebaulich verbindet der Grüne Loop die fünf Quartiere, die Oberbillwerder bilden: Im Zentrum das Bahnquartier, im Westen liegt das Blaue Quartier, im Norden das Gartenquartier, östlich das Grüne Quartier und das Parkquartier. Prämiert wurde das von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit Platin vorzertifizierte Projekt im Jahr 2019 als "Future Project of the Year" beim World Architecture Festival.

Alle Informationen: Neuer Hamburger Stadtteil Oberbillwerder (Homepage)


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungsbau, Stadtentwicklung