Ob Wohnungen oder Büros: Bauen mit Holz ist im Kommen
Das Studentenhaus Woodie im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, entworfen von Sauerbruch Hutton Architekten und fertiggestellt zum Wintersemester 2017/18, wurde für seine Nachhaltigkeit am 14. März mit einem Mipim Award 2019 prämiert. Das siebengeschossige Hybrid-Gebäude wurde aus 371 Holzmodulen in nur neun Monaten errichtet.
Die 3.800 Kubikmeter Nadelhölzer, die verbaut wurden, binden laut Michael Weiß, Consultant Forst- und Agrarinvestment beim Immobiliendienstleister Savills, etwa 3.484 Tonnen CO2, was 23 Millionen Autokilometern entspricht.
Holzhochhaus Skaio Heilbronn: Fertigstellung noch in diesem Jahr
In Deutschland entstehen aktuell diverse Neubauprojekte, die auf den Rohstoff Holz setzen, so Weiß. Ein herausragendes Beispiel ist das Skaio in Heilbronn. Mit zehn Geschossen und einer Höhe von 34 Metern ist es eines der bislang höchsten Wohngebäude in Holzbauweise hierzulande.
Wie das Berliner Architekturbüro Kaden+Lager mitteilt, werden über den Gewerbe- und Nebenräumen im Erdgeschoss insgesamt 60 kleinteilige Mietwohnungen angeboten werden. Bauherrin ist die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH. Die Fertigstellung ist noch für 2019 geplant.
Wildspitze Hafencity: Das höchste Holzhochhaus soll bis 2021 entstehen
Im Quartier Elbbrücken in der Hamburger Hafencity entwickeln die Garbe Immobilien-Projekte GmbH und die Deutsche Wildtier Stiftung ein innovatives Holzprojekt. Bis 2021 soll die Wildspitze als Deutschlands bisher höchstes Holzgebäude bezugsfertig sein. Der Entwurf kommt vom Hamburger Architekturbüro Störmer Murphy and Partners. Hier enstehen zirka 190 Wohnungen, ein Drittel davon als öffentlich geförderter Wohnungsbau.
Markanter Orientierungspunkt soll dem Projektentwickler zufolge der rund 64 Meter hohe, 18-geschossige Turm sein. Insgesamt rund 6.000 Quadratmeter erwirbt die Deutsche Wildtier Stiftung für Ausstellungen und Büroräume.
Aufwärtstrend bei der Genehmigung von Holzbauten
In den vergangenen Jahren sei ein kontinuierlicher Aufwärtstrend bei der Genehmigung von Holzbauten zu verzeichnen, sagt Savills-Experte Michael Weiß.
Baden-Württemberg habe im Jahr 2015 als erstes Bundesland die baurechtlichen Bestimmungen gelockert und es so möglich gemacht, Holz ohne große Einschränkungen bis zur Hochhausgrenze einzusetzen. Das erste Produkt, das von dieser Entscheidung profitierte, war das Heilbronner Skaio.
Hamburg unterstützt die nachhaltige Bauweise seit 2017: Wer beim geförderten Wohnungsneubau auf Holz setzt, wird mit 30 Cent pro verbautem Kilogramm subventioniert. Das Woodie hat Weiß zufolge in der Hansestadt einen Präzedenzfall für die Zulassung hoher Holzbauten erwirkt.
"Ausgefeilte Bausysteme können seriell in externen Zimmereien vorgefertigt werden. Die reine Projektierungszeit ist im Vergleich zu konventionellen Bauweisen somit sogar bis zu einem Drittel kürzer. Kurze Bauzeiten bedeuten weniger Umweltbelastung, Lärm und Schmutz." Michael Weiß, Consultant Forst- und Agrarinvestment bei Savills
Weiß geht davon aus, dass sich in Deutschland nach den Vorbildern von Baden-Württemberg und Hamburg der Trend zu gelockerten Bauauflagen für Holz fortsetzen wird.
Gegen die Wohnungsnot in Großstädten: Nachverdichtung mit Holz
Der Bausparkasse und Postbank-Tochter BHW zufolge wird Holz als nachwachsender Baustoff und aufgrund der kürzeren Bauzeiten eine immer wichtigere Rolle beim Bau von Wohnungen spielen, vor allem vor dem Hintergrund der angespannten Wohnungsmärkte der deutschen Großstädte. Gebäude aus Holz lassen sich innerhalb kürzester Zeit hochziehen und eignen sich laut BHW auch gut zur Nachverdichtung in den Städten. Pro Woche sei eine Etage möglich, auch im Winter. Zudem werde weniger Konstruktionsfläche benötigt, da Außenwände aus Holz dünner seien und dennoch gut dämmten, was zudem kostensparend sei.
Besonders nachhaltig ist laut BHW die Arbeit mit Hölzern aus heimischer Forstwirtschaft. Laut Michael Weiß in seiner Funktion als Consultant Forst- und Agrarinvestment bei Savills sind heimische Forstimmobilien mit mehr als elf Millionen Hektar Fläche zudem eine interessante Investmentanlage. Die erhöhte Nachfrage nach Holz im Wohnungsbau steigere die Attraktivität von Forstimmobilien, die eine hohe Wertstabilität aufwiesen. Mehr Verwendung von Holz und ein steigender Holzpreis generieren Weiß zufolge auch höhere Erträge von Forstimmobilien.
Deutsche Hypo finanziert Bürogebäude aus Holz bei Paris
Dass Holzbau und Hochhaus keinen Widerspruch darstellen, zeigt die aktuelle internationale Entwicklung: Holzhochhäuser in Wien (Gesamthöhe 84 Meter), Amsterdam (73 Meter) und Vancouver (52 Meter) befinden sich derzeit in Bau oder wurden vor Kurzem fertiggestellt.
Die Deutsche Hypothekenbank finanziert für ein Joint Venture aus L'Etoile Properties und einem US-Investor die Entwicklung einer Büroimmobilie aus Holz im Pariser Vorort Saint Denis. Die Finanzierung wird über eine Laufzeit von vier Jahren zur Verfügung gestellt.
"Das Finanzierungsobjekt besticht vor allem durch seine besonders nachhaltige Bauweise und befindet sich zudem in zentraler Lage am aufstrebenden Bürostandort Saint Denis nahe Paris." Sabine Barthauer, Vorstand Deutsche Hypo
Das Bürogebäude in Holz-Massivbauweise soll acht Geschosse hoch werden und wird über eine Gesamtmietfläche von rund 9.400 Quadratmetern in einer Holz-Massivbauweise errichtet. Die Fertigstellung ist für August 2020 geplant.
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