Elektroheizungen können zur Überlastung des Netzes führen

Um den Gasmangel im Winter abzuwenden, muss viel Energie gespart werden – deutlich mehr als bislang, sagt die Bundesnetzagentur. Keine gute Idee ist es laut Meinung von Experten, zu versuchen, Wohnungen mit elektrischen Heizlüftern warm zu bekommen. Das könnte zur Überlastung der Netze führen.  

Mit Sorge beobachten Experten gerade, dass sich Mieter und Wohnungseigentümer auf den drohenden Gasmangel im Winter dadurch vorbereiten, dass sie sich einen strombetriebenen Heizlüfter, Heizstrahler oder Radiator kaufen. „Das ist eine wahnsinnig teure Idee, weil es selbst bei den aktuell astronomisch hohen Gaspreisen noch 50 Prozent teurer ist, mit Strom zu heizen als mit Gas“, erklärt Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller. Außerdem gibt es Bedenken, dass es dadurch zu Stromausfällen wegen Überlastungen im Netz kommen könnte: Der Elektrotechnik-Verband VDE und der Gaswirtschaftsverband DVGW haben unlängst darauf hingewiesen, dass der massenhafte Einsatz von Heizlüftern zu einer Überlastungssituation führen und einen Stromausfall verursachen kann.

Sinnvoller sei die maßvolle Nutzung von Gasheizungen und die Steigerung von deren Effizienz, meinen die Verbände. Mobile elektrische Direktheizungen lohnten sich allenfalls für Räume, die nur kurz und sporadisch erwärmt werden sollen, sagt Thorsten Storck vom Vergleichsportal Verivox: „Für eine ganze Wohnung sollten sie nicht eingesetzt werden.“

Umfrage: Zehn Prozent haben schon Heizlüfter gekauft

Eine Umfrage von Verivox ergibt ein anderes Bild – demnach decken sich derzeit viele Bürgerinnen und Bürger mit Elektroheizungen ein. Bereits jeder zehnte Befragte hat in den vergangenen sechs Monaten einen Heizlüfter, Heizstrahler oder einen Radiator gekauft. Elf Prozent planen, dies zu tun, und 19 Prozent denken darüber nach. Die Umfrage fand nicht nur unter Gaskunden statt, sondern sie war repräsentativ für die Bevölkerung im Alter von 18 bis 69 Jahren. Die Zahlen sind hoch, auch weil nur etwa die Hälfte der deutschen Haushalte mit Gas heizt. Ein Viertel tut dies mit Öl und der Rest zum Beispiel mit Fernwärme.

Gasmangel: 20 Prozent Energieeinsparungen wären nötig

Aus Sicht der Bundesnetzagentur müssen die Menschen in Deutschland weit mehr Energie sparen, um einen Gasmangel im Winter abzuwenden. Laut Behördenchef Klaus Müller hat die Reduktion der Gaslieferungen aus Russland auf nur noch 20 Prozent der vereinbarten Menge zur Folge, dass sich der Mangel nur noch in zwei Best-Case-Szenarien verhindern lasse. Für diese Szenarien müssten die Verbraucher aber mindestens 20 Prozent einsparen, also viel mehr als bislang, so Müller gegenüber der Zeitung „Welt am Sonntag“. In allen anderen Szenarien drohe schon im Dezember eine Gasmangellage oder am Ende der kommenden Heizperiode gebe es niedrige Speicherfüllstände. Zusätzlich zu Einsparungen müssten auch die Durchleitungen von Gas an Nachbarländer um 20 Prozent reduziert werden, außerdem benötige man 10 bis 15 Gigawattstunden Gas aus anderen Ländern. Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke schließt Müller nicht aus. Es gebe Herausforderungen, die Kohlekraftwerke mit Kohle zu versorgen, und eine besondere Situation in Frankreich, wo man auf deutschen Strom angewiesen ist.

Technische Maßnahmen: Handwerkermangel führt zu Engpässen

Damit in Wohnungen mehr Gas eingespart werden kann, fordert die Chefin des Verbraucherzentralen-Bundesverbandes (vzbv), Ramona Pop, die Bundesregierung auf, etwas gegen den Handwerkermangel zu tun. Technische Maßnahmen zur Senkung des Gasverbrauchs scheiterten derzeit an diesen Engpässen.

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dpa

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