Immobilien-Insolvenzen mehr als verdoppelt
Die Insolvenzen bei Firmen der Immobilienbranche mit mehr als zehn Millionen Euro Jahresumsatz sind von 32 Fällen im Jahr 2023 auf 66 Fälle im Jahr 2024 gestiegen. Damit hat sich die Zahl mehr als verdoppelt (plus 106,3 Prozent). Das sind Ergebnisse einer neuen Statistik des Beratungsunternehmens Falkensteg. Die insgesamt erfassten Insolvenzen summieren sich für Bau und Gebäude auf 2.112.
Die Kategorie Gebäude – Grundstücks- und Wohnungswesen – umfasst Gewerke ab Innenausbau, Gebäudedienstleister, Makler und deren Zulieferer. Die Kategorie Bau umfasst den Bau von Gebäuden (bis Rohbau), Zulieferer, Projektierer und Bauträger. Insolvenzen von Projektgesellschaften, die innerhalb einer Gruppe (Doppelnennungen sind möglich) anfallen, werden als ein Verfahren gezählt.
Die meisten Pleiten bei Innenausbau bis Dienstleistungen
Im Bereich Gebäude (Innenausbau bis Facility Management) haben sich die Insolvenzen im Jahr 2024 von 14 auf 40 nahezu verdreifacht (plus 185,7 Prozent). Außerdem mussten 29 Rohbauer und Projektierer (Vorjahr: 19) einen Insolvenzantrag stellen, was ein Plus von 52,6 Prozent bedeutet, so die Analyse von Falkensteg.
"Wir befinden uns in einer der größten Rezessionen und Transformationen, vergleichbar mit dem Wandel des Ruhrgebiets von der Kohle- zur Dienstleistungsregion", erklärt Falkensteg-Partner Christian Alpers. Trotz sinkender Zinsen herrsche in Deutschland eine große Unsicherheit, die zu einer erheblichen Investitionszurückhaltung führe. "Allein eine politische, nachhaltige und verlässliche Zielrichtung könnte der Branche kurzfristig wieder den Aufwind geben, der als positiver Katalysator für die Gesamtwirtschaft wirken würde."
50 Prozent mehr Immobilien-Insolvenzen für 2025 erwartet
Für 2025 rechnet Alpers mit einem weiteren Anstieg der Immobilien-Insolvenzen um rund 50 Prozent. Überproportionale Steigerungsraten sieht der Experte vor allem bei den nachlaufenden Gewerken.
Für die Assetklassen prognostiziert Alpers eine uneinheitliche Entwicklung:
- Im Industriesektor dürfte es aufgrund des allgemeinen Produktionsrückgangs kaum noch Wachstum geben.
- Bei Büroimmobilien wird sich der Markt voraussichtlich spalten: Zentrale Lagen mit hohen ESG-Standards werden boomen, weniger gute Lagen an Wert verlieren.
- Auf dem Wohnungsmarkt bleibe die Nachfrage in den "Top 7"-Städten (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) und den Speckgürteln hoch, während ländliche Regionen Probleme bekommen könnten.
Als besonders schwierig schätzt Alpers die Situation für institutionelle Investoren ein: "Viele Immobilien wurden zu teuer eingekauft." Wer nicht zum Verkauf gezwungen sei, sollte die Situation aussitzen, ein aktives Bestandsmanagement betreiben, Gebäude zu optimieren und möglichst auf einen ESG-konformen Standard bringen.
Problematisch wird es laut Alpers für Fonds mit festen Laufzeiten oder bei Kapitalabflüssen. "Wer vor zehn Jahren für 100 gekauft hat, bekommt jetzt vielleicht noch 60 oder 70 dafür. Hier heißt es, Stillhalten bis 2026 oder länger", so der Falkensteg-Experte.
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