Wärmepumpe im Wohnungsneubau

Im Vergleich mit dem nicht mehr baubaren EnEV-Referenzgebäude und einer Gas-Brennwerttherme schneiden Wärmepumpenlösungen besser ab. Und das in gleich mehreren Varianten.

Wärmepumpe statt Brennwert

Die Wärmepumpe ist zukunftssicher, technologisch ausgereift und politisch gewollt. Anhand eines Mustergebäudes im Wohnungsneubau soll nun auch die Wirtschaftlichkeit dieser Technologie berechnet werden. Betrachtet und beachtet werden dabei die gesetzlichen Vorgaben zur Energieeffizienz wie EnEV und die Förderbedingungen der KfW, die Hygiene, insbesondere bei der Trinkwarmwasserbereitung, sowie Vermarktungsanforderungen wie Wohnkomfort und Zukunftssicherheit, zum Beispiel mit Blick auf eine kontrollierte Wohnraumlüftung.

Je nachdem, wie sich ein Investor im Wohnungsbau entscheidet, hat dies Auswirkungen auf die Investitionskosten und damit die Rentabilität des Neubaus. Selbstredend werden die späteren haustechnischen Betriebskosten davon ebenfalls beeinflusst, die wiederum direkt oder indirekt via Energieausweis auf die Vermarktungsfähigkeit der Immobilie wirken. 

Allein schon aus diesem Grund ist es wenig empfehlenswert, das nicht mehr baubare Referenzgebäude der EnEV zur Grundlage zu nehmen und mit klassischen Komponenten wie Gas-Brennwerttechnik auszustatten und dann über wenige Einzelmaßnahmen die Anforderungen nach EnEV und EEWärmeG zu erfüllen. Deutlich wird dies bei der Betrachtung des nachfolgend beschriebenen Neubaubeispiels.

Das Gebäude umfasst folgende Parameter:

  • Mehrfamilienhaus-Neubau
  • Neun Wohneinheiten
  • 840 Quadratmeter Wohnfläche
  • Ausgelegt für 27 Bewohner

Vergleichsgebäude

  • Gas-Brennwert-Heizkessel als Wärmeerzeuger
  • Solarthermieanlage für die Unterstützung der zentralen Trinkwarmwasserbereitung
  • Wohnungsweise zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung
  • Gegenüber dem EnEV-Referenzgebäude um 15 Prozent bessere Gebäudehülle[GM2] 

Investitionskosten:                                         98.000,- €

Förderung:                                                     1.500,- €

Investitionskosten abzüglich Förderung:       96.500,- €

Jahresprimärenergiebedarf:                           42,27 kWh/m²a

Fazit

Die leicht bessere Gebäudehülle, die Solarthermieanlage wie auch die kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung sind notwendig, um die EnEV-2016-Anforderungen gerade so zu erfüllen.  

Vergleichsgebäude
Erneuerbare-Energien-Variante 1: Standard mit Luft-Wasser-Wärmepumpe

Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage monoenergetisch für Heizung und Warmwasserbereitung

Dezentrale Lüfter ohne Wärmerückgewinnung[GM3] 

Investitionskosten:                                         61.500,- €

Förderung:                                                     2.000,- €

Investitionskosten abzüglich Förderung:       59.500,- €

Jahresprimärenergiebedarf:                           34,61 kWh/m²a

Fazit

Schon eine Standardlösung mit Luft-Wasser-Wärmepumpe als alleinigem Wärmeerzeuger senkt den Primärenergiebedarf drastisch.

Standard mit Luft-Wasser-Wärmepumpe

Erneuerbare-Energien-Variante 2: Standardlösung mit bivalenter Heizungsanlage  

  • Kleine Luft-Wasser-Wärmepumpe
  • Gas-Brennwertkessel
  • EnEV-Anforderungen: Hülle energetisch um 15 Prozent besser als bei Referenzgebäude[GM4] 

Investitionskosten:                                         71.500,- €

Förderung:                                                     2.000,- €

Investitionskosten abzüglich Förderung:       69.500,- €

Jahresprimärenergiebedarf:                           43,37 kWh/m²a

Fazit

Standardlösung mit bivalenter Anlage (Luft-Wasser-Wärmepumpe und Gas-Brenner), senkt jedoch kaum den Primärenergiebedarf.

Standardlösung mit bivalenter Heizungsanlage
Erneuerbare-Energien-Variante 3: Plus-Lösung mit dezentraler Lüftung mit Wärmerückgewinnung

  • Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage
  • Dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung
  • EnEV-Anforderungen:  Gebäudehülle um 10 Prozent besser ausgeführt als bei Referenzgebäude

Investitionskosten:                                         86.500,- €

Förderung:                                                     2.000,- €

Investitionskosten abzüglich Förderung:       84.500,- €

Jahresprimärenergiebedarf:                           32,13 kWh/m²a

Fazit

Diese Plus-Lösung bietet mehr Komfort, mehr Effizienz und eine deutliche Reduzierung des Primärenergiebedarfs.

Plus-Lösung mit dezentraler Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Erneuerbare-Energien-Variante 4: Premium Lösung KfW 55

  • Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage
  • Dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung
  • Wärmeübergabestationen in jeder Wohnung für Wärmeübergabe Heizung und Warmwasser
  • Gebäudehülle um 30 Prozent besser ausgeführt als bei Referenzgebäude

Investitionskosten:                                         119.000,- €

Förderung:                                                     bis zu 45.000,- €

Investitionskosten abzüglich Förderung:       74.000,- €

Jahresprimärenergiebedarf:                           23,96 kWh/m²a

Fazit

Premium-Lösung KfW 55 mit mehr Komfort, mehr Effizienz, Halbierung des Primärenergiebedarfs, Zukunftssicherheit sowie hoher Förderung. Ermöglicht bis 5.000,- Euro Förderung pro Wohneinheit als Tilgungszuschuss.

Erneuerbare-Energien-Variante 5: Premium-Lösung KfW 40 mit höchstmöglicher Förderung

  • Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage
  • Dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung
  • Wärmeübergabe (Heizung und Warmwasser) über Wohnungsstationen mit integriertem elektrischem Nacherwärmer für höhere Trinkwarmwassertemperaturen
  • Gebäudehülle um 45 Prozent besser ausgeführt als bei Referenzgebäude 

Investitionskosten:                                         129.000,- €

Förderung:                                                     bis zu 90.000,- €

Investitionskosten abzüglich Förderung:       39.000,- €

Jahresprimärenergiebedarf:                           22,61 kWh/m²

Fazit

Diese Premium-Lösung im KfW-40-Standard bietet höchsten Komfort, maximale Effizienz, größtmögliche Primärenergieeinsparung, Zukunftssicherheit und maximale Förderung. Ermöglicht bis 10.000,- Euro Förderung pro Wohneinheit als Tilgungszuschuss.

Wie an diesen Beispielen zu sehen ist, sind die gesetzlichen Anforderungen, insbesondere die der EnEV, die an den Bauherren heutzutage gestellt werden, auf sehr unterschiedliche Art zu erfüllen. Welcher Weg eingeschlagen wird, hängt von den Anforderungen an das Gebäude ab. Das fängt an bei den Nutzungsgewohnheiten, die in Häusern mit vorrangig Familienbelegung anders aussehen als in solchen, in denen überwiegend Senioren leben.

Architekten und Fachplaner, insbesondere die für Gebäudetechnik, sollten deswegen schon früh ins Boot geholt werden, um eine energetisch optimale Gesamtlösung zu ermitteln und zu installieren. Dazu gehört auch das Einkalkulieren von Fördergeldern, die bei energieeffizienten Gebäuden höher ausfallen. Das wiederum garantiert beste Werte auch bei Hygiene, Komfort und Zukunftssicherheit und erhöht so die Vermarktungschancen.

Wie diese Beispiele zeigen, ist es durchaus sinnvoll, eine höhere Investition zu tätigen, die jedoch dank der Förderung deutlich sinkt und am Ende sogar erheblich geringer ist als die „normale” Investition in ein zukunftssicheres Gebäude, das die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.

Als Faustformel kann gelten:

Je effizienter ein Gebäude, umso höher fällt die Förderung aus. Das gilt sowohl für die Gebäudehülle als auch für die Energietechnik.

Was ist mit 30, 50 oder 100 Wohneinheiten?

Es ist also absolut lohnenswert, energetisch besser zu bauen. Wie sieht es jedoch mit größeren Gebäuden aus, die 30, 50 oder deutlich mehr Wohneinheiten beherbergen und für die Wohnungswirtschaft die eigentlich relevante Größe darstellen?

„Grundsätzlich sind die Ergebnisse auch auf große Gebäude skalierbar“, erklärt Frank Röder, Leiter der Planungsabteilung von Stiebel Eltron. „Die Möglichkeit, eine umweltfreundliche Heizungsanlage auf Wärmepumpenbasis zu nutzen, ist auch hier gegeben. Mit Seriengeräten können wir Heizbedarfe bis zu 400 Kilowatt bedienen. Tendenziell wird sicher die Nutzung von bivalenten Systemen mit steigender Gebäudegröße immer interessanter, weil der Invest für den zusätzlichen Wärmeerzeuger – in der Regel ein Gas-Brennwertgerät – auf die Wohneinheitenzahl gerechnet immer weniger ins Gewicht fällt.“ Die KfW-Förderung lässt sich übrigens ebenfalls hochrechnen. Allerdings bleibt die Obergrenze von maximal zehn Prozent der Bausumme bestehen.


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