Warum die Wärmepumpe zukunftssicher ist
Wärmepumpe Nr. 2 im privaten Wohnungsbau
Die Wärmepumpe ist die zweitbeliebteste Heizquelle – im privaten Wohnungsbau. Seit 2015 steigt ihr Absatz kontinuierlich.
Und ihr Absatz wird weiter steigen.
Nur Brennwerttechnik für Gas und Öl kommt aktuell auf bessere Absatzzahlen, hat aber ein Problem: die Zukunftsfähigkeit.
Absatz Wärmeerzeuger 2016
Segment | Veränderung in Prozent gg. 2015 | Absatz total |
Gesamt | -2 | 693.500 |
Gas-Brennwert | 4 | 456.500 |
Öl-Brennwert | 12 | 67.000 |
Pelletkessel | -4 | 12.500 |
Wärmepumpen (Heizung) gesamt | 17 | 66.500 |
Luft-Wasser | 15 | 46.000 |
Sole-Wasser | 29 | 15.500 |
Wasser-Wasser | 2 | 5.000 |
Quelle: BDH
Die Verbreitung der Wärmepumpe wird weiter steigen. Dafür sorgen allein schon zwei politische Ziele. Bis 2030 sollen 67 Prozent CO2-Emissionen gegenüber 1990 reduziert werden. Und der Primärenergiebedarf soll in Gebäuden um 80 Prozent bis 2050 gegenüber 2008 fallen. Schon in diesem Jahr wird mittels dieser Strategie der Absatz von Wärmepumpen um bis zu 18 Prozent wachsen. Der Bundesverband Wärmepumpe geht dabei bisher von 1,6 bis zwei Millionen Wärmepumpen im Jahr 2030 aus. Die Agora Energiewende rechnet sogar mit fünf bis sechs Millionen Wärmepumpen für den gleichen Zeitraum. Sie machen dann 25 Prozent des deutschen Heizungsmixes aus – eine Rolle, die bisher die Ölheizung spielt und die dann nahezu verschwunden sein wird. Und: Die Wärmepumpen laufen zukünftig mit einem Strommix, der zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht.
So viel politischer Wille erzeugt aber auch Abhängigkeiten von kommenden politischen Entscheidungen. Klar ist derzeit, dass erneuerbare Energien im Wärmemarkt ohne diese politische Schützenhilfe nur schwer Fuß fassen. Das gilt insbesondere seit dem Preisverfall bei fossilen Brennstoffen ab 2014.
Die Wärmepumpe hat es dabei noch gut, weil sie schon wirtschaftlich arbeitet – obwohl der Strompreis aktuell 100 Prozent der EEG-Umlage schultert, was den Betrieb von Wärmepumpen gegenüber fossilen Technologien benachteiligt. Dieses Problem könnte man auf zwei Arten lösen: Man verteilt die EEG-Umlage auf alle Endenergieträger oder man führt vernünftige CO2-Preise ein, ob als Steuer, Umlage oder Abgabe.
Modelle dafür gibt es viele. Und Vorbilder auch. So gibt es in der Schweiz eine Umlage auf Heizöl und Erdgas, die via Gesundheitsfond wieder allen zugute kommt. Und in Dänemark wurde der Neueinbau von Öl- oder Gaskesseln gleich ganz verboten.
Niederlande Vorreiter
Mit derart strikten Maßnahmen ist hierzulande zwar nicht zu rechnen. Ein Blick zu unseren Nachbarn in den Niederlanden kann aber helfen, wie es bei uns weitergehen könnte. Gas wurde dort gegenüber Strom bei der Energiebesteuerung ebenfalls lange Zeit deutlich bessergestellt. Doch die niederländischen Gasvorkommen gehen zur Neige. Die niederländische Regierung verfolgt daher den Ausbau von erneuerbaren Energien.
Als Konsequenz wurde die Energiesteuer auf Gas von 2,31 auf 3,04 Cent je kWh angehoben und bei Strom von 14,47 auf 12,18 Cent je kWh gesenkt. Durch die Umstellung werden jährlich 100 Millionen Euro zusätzliche Steuereinnahmen für den Ausbau von erneuerbaren Energien erzielt. Auch hierzulande findet dieses Modell quer durch alle Parteien Befürworter.
Deutschland setzt auf Primärenergiefaktor
Dennoch wird bei uns – noch – eine andere Strategie gefahren. In den Mittelpunkt rückte dabei mit der EnEV 2009 der Primärenergiefaktor. Diese dimensionslose Größe wird für verschiedene Energiearten festgelegt. Der zulässige Höchstwert für den Jahres-Primärenergiebedarf eines Gebäudes darf dabei den Jahres-Primärenergiebedarf eines in der Energieeinsparverordnung (EnEV) definierten Referenzgebäudes nicht überschreiten, sondern muss ihn seit der Verschärfung der EnEV vom 1. Januar 2016 sogar um 25 Prozent unterschreiten.
Zeitglich wurde der Primärenergiefaktor für Strom auf 1,8 abgesenkt. Damit ist er zwar deutlich höher als der für Öl oder Gas (1,1). Doch die Gesamtrechnung sieht anders aus: Aus einem Liter Heizöl oder einem Kubikmeter Gas werden über einen Brenner rund 10 kWh Wärme bereitgestellt. Multipliziert mit dem Primärenergiefaktor benötigt man also 11 Kilowattstunden Primärenergie. Eine Wärmepumpe benötigt für 10 kWh Wärme je nach Leistungszahl etwa 3 kWh Strom, was – multipliziert mit dem Strom-Primärenergiefaktor 1,8 – letztendlich 5,4 kWh Primärenergie entspricht. Die Wärmepumpe produziert also schon heute deutlich umweltfreundlicher Wärme als Öl- oder Gaskessel.
Der Primärenergiefaktor drückt also aus, welche Umweltbilanz die jeweilige Energieart besitzt und zeigt, wie viel Primärenergie eingesetzt werden muss, um mit der gewählten Energie Wärme zu erzeugen. Nur so lassen sich die unterschiedlichen Systeme miteinander vergleichen. Erneuerbare Energien haben logischerweise einen Primärenergiefaktor von 0. Je niedriger der Wert, umso besser die Energieeffizienz. Der für die Raumheizung und Trinkwassererwärmung genutzte Energieträger hat also entscheidenden Einfluss auf die energetische Bewertung eines Gebäudes.
Übersicht Primärenergiefaktoren
Energieträger | Primärenergiefaktor EnEV |
Heizöl | 1,1 |
Erdgas, Flüssiggas | 1,1 |
Steinkohle, Braunkohle | 1,1 bzw. 1,2 |
Holz | 0,2 |
Nah- und Fernwäme aus Kraft-Wärme-Kopplung mit erneuerbaren Energien | 0 |
Nah- und Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung mit fossilen Energien | 0,7 |
Nah- und Fernwärme aus Heizwerken mit erneuerbaren Energien | 0,1 |
Nah- und Fernwärme aus Heizwerken mit fossilen Energie | 1,3 |
Strom | 1,8 |
Umweltenergie (etwa Solarenergie, Umgebungswärme) | 0,0 |
Der Anteil an erneuerbaren Energien an der gesamten Stromerzeugung, etwa aus Windkraft und Photovoltaik, steigt stetig an, der Strommix wird immer grüner. Für die Stromerzeugung wird somit kontinuierlich, Tag für Tag, weniger Primärenergie benötigt. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen und in einem sinkenden Primärenergiefaktor für Strom niederschlagen. Die Wärmepumpe ist also das einzige Heizsystem, das im Laufe seines Lebenszyklus schon „von allein“ immer umweltfreundlicher wird.
Effizienz gut für Vermarktung
Die Energieeffizienz eines Heizsystems ist zudem ausschlaggebend für die Vermarktung eines Gebäudes. Denn sie schlägt sich im Energieausweis nieder. Zwar spielt dies aktuell oft keine große Rolle bei der Vermarktung, da wir in den meisten Regionen Deutschland einen deutlichen Nachfragemarkt zumindest im Wohnungsbereich haben. Aber das wird sich wieder ändern. Und dann rücken die Nebenkosten eines Gebäudes, die sich ja im Energiebedarf widerspiegeln, in den Fokus.
Schon heute muss in Immobilienanzeigen kommerzieller Medien eine Pflichtangabe über die energetische Qualität des Gebäudes erfolgen. Und er ist auch bei der praktischen Arbeit eines Immobilienverwalters oder -managers unerlässlich. Denn er wird benötigt beim Verkauf oder Vermietung eines Gebäudes oder einer Wohnung.
Qualifizierung der Gebäude in Energieeffizienzklassen
Anhand einer Skala von A+ bis H werden die Gebäude energetisch klassifiziert. A+ steht dabei für den bestmöglichen energetischen Standard. Dessen Angabe erfolgt im Energieausweis. In seine Bewertung fließen Eigenschaften der Gebäudehülle und des Heizsystems ein.
Der Energieausweis soll die energetische Qualität des Gebäudes verdeutlichen und zusätzlich Verbesserungsvorschläge aufzeigen. Im Formular des Energieausweises werden auch Details zum Einsatz alternativer Energiesysteme und zu den Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) dargestellt.
Wärmepumpe idealer Erfüller der EnEV
Das Nutzen erneuerbarer Energien und von Umgebungswärme macht die Wärmepumpe zum zukunftsichersten System im Wärmemarkt. Mit ihr lassen sich nicht nur die gesetzlich regulierten Vorgaben der EnEV, sondern ebenso die Förderkriterien der KfW erfüllen. Auch hygienische Anforderungen, etwa bei der Trinkwassererwärmung oder bei Lüftungssystemen schafft sie spielend. Und: Die Dämmung, ohne die in Deutschland faktisch kein Haus mehr errichtet werden kann, macht ihren Betrieb äußerst wirtschaftlich.
Deswegen ist es wenig ratsam, bei Sanierungen, aber eben auch im Neubau, auf die Standardkomponente Gas-Brennwert zu setzen. Gerade der Neubau muss als Gesamtkonzept betrachtet werden. Zwar steigt die Investitionssumme mit einer Wahl pro Wärmepumpe - allerdings zugunsten eines deutlich höherwertigen und energeieeffizienteren Gebäudes mit perspektivisch geringeren Nebenkosten.
Anders herum: Wenn in einem geplanten Gebäude der ursprünglich vorgesehene fossile Wärmeerzeuger gegen eine effiziente Wärmepumpe ausgetauscht wird, werden die EnEV-Vorgaben problemlos erfüllt. Als positive Nebenwirkungen gibt es eine hervorragende Effizienzklasse im Gebäude-Energieausweis, die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas und das gute Gefühl, die Umwelt zu schonen.
Video-Tipp
Frank Jahns, Vertriebsleiter Deutschland von Stiebel Eltron, spricht im Interview über die gesetzlichen Anforderungen und die Fördermöglichkeiten. Jetzt Video ansehen.
Stiebel Eltron bietet für die Berechnung dieser Kriterien den EnEV-Systemberater an. Der weist in Sekundenschnelle aus, welche Auswirkungen eine bestimmte Anlagentechnik auf definierte Mustergebäude hat. Zur Auswahl stehen dabei ein Einfamilienhaus sowie ein 9-Familienhaus. Als Ergebnisse werden neben der EnEV-2016-Konformität auch die Energieeffizienzklasse, Endenergie- und Primärenergiebedarf sowie die jeweiligen Mehr- oder Minderkosten im Vergleich zum nicht mehr zulässigen Referenzgebäude der EnEV ausgewiesen.
Mehr unter www.stiebel-eltron.de/tools
In Strommarkt einkoppelbar
Zudem hat die Wärmepumpe einen Vorteil, den kein anderer Wärmeerzeuger hat – die Einkoppelbarkeit in den Strommarkt. Sie kann hier Lastspitzen in der Erzeugung abfangen und diese in Wärme verwandeln. Das Potenzial in Deutschland ist dafür heute schon groß und wird mit der weiteren Verbreitung der Wärmepumpe wachsen. Aktuell könnten 800.000 Wärmepumpen.
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