"Alles smart, was die Nutzer abholt" – Darin sind sich alle Teilnehmer des runden Mittagstisches schon beim Amuse Gueule einig. Man muss für alle User offensichtlich Sinn stiften und bei ihnen Akzeptanz schaffen. Alles – so die einhellige Meinung – muss einfach sein.
Digitalisierung von A bis Z – Anfänger versus Generation Z
Doch leider stehen dieser wünschenswerten Simplizität gleich zwei Dilemmata im Wege: Zum einen stoßen wir auf das Enkel-Opa-Dilemma. Denn die nachwachsende Generation geht doch viel geschickter mit einer Mieter-App oder dem interaktiven digitalen Wandbrett um. Zum anderen gibt es zugleich das Laien-Techie-Dilemma. Denn was immer ein Wohnungsunternehmen anbietet (etwa an Digitalisierung der Heizkette innerhalb seines Bestandes), trifft sowohl auf technische Anfänger, die damit nicht umgehen können, als auch auf Spezialisten, denen die Technik niemals raffiniert genug ist.
Smarte Technologie soll die Kosten senken, nicht erhöhen
In der smarten Diskussion kommen schon zur Suppe die Kosten auf den Tisch. Wieviel kostet’s? Wer zahlt? Denn jede Einführung smarter Technologie belastet das Budget. Die große Gefahr besteht auch darin, dass allein die Wartungskosten nicht mehr einzufangen sind. Idealerweise dürfen die Nebenkosten durch smarte Applikationen nicht auch noch hochgehen. Was wir bräuchten ist eher einen Deckel für die Nebenkosten und nicht ihre Erhöhung um bis zu 3,50 Euro pro Monat und Quadratmeter. Smart – so die einhellige Meinung – wäre alles, was die Nebenkosten reduziert.
Die Branche braucht eine gemeinsame Plattform für die Anwendungen
Die Haupthürde beim Hauptgang ist dann die verzweifelte Suche nach einer gemeinsamen Plattform. Denn ausnahmslos allen ist der App-Wildwuchs ein Dorn im Auge. Allein die technische Wartung bringt sie um. Wenn bei Effizienzvorteilen für die Wohnungswirtschaft wenigstens bloß Service- und Komfortstabilität für den Mieter erreicht würde! Bereits heute hat ein durchschnittliches Wohnungsunternehmen ungefähr 40 bis 50 Softwarelösungen in Anwendung. Es ist ein Riesenaufwand, all diese zu betreiben. Von der einer Plattform, die das alles steuert, ist man leider weit entfernt. Gatekeeper – auch in Transparenzfragen – bleibt derzeit bis auf weiteres das ERP-System.
Datensicherheit muss gewährleistet sein, aber vereinfacht werden
Der Datenschutz wurde beim Dessert diskutiert. Die Sicherheit der Unternehmensdaten ist essenziell. Die Haftungsrisiken, denen ein Unternehmen unterliegt, das ja der Daseinsfürsorge verschrieben ist, sind enorm. Diese lassen sie in der Tat vor mancher Innovation zurückschrecken.
Denn was passiert, wenn jemand wegen lausiger Internetperformance seine Post nicht mehr aus dem digitalen Briefkasten holen kann. Oder bei einem auf Strom angewiesenen Schließsystem die Elektrizität ausfällt? Oder, wenn das Handy spinnt oder man selbst den Code vergessen hat und nicht mehr in seine eigene Wohnung kommt? Die Themen scheinen endlos. Offene Schnittstellen, so genannte APIs, dienen aktuell und leider oft bloß notdürftig der besseren Einbindung der mannigfaltigen Software-Programme und-Tools. Für eine bessere Risikosteuerung ist es unabdingbar, hier datentechnisch auf einen sichereren Nenner zu kommen.
Sharing-Konzepte treffen auf hohe Akzeptanz
Viel geringere Akzeptanzhürden als smarte Technisierungs- und Digitalisierungsinnovationen haben hingegen Sharing-Konzepte. Mieterdienste, ein Concierge oder ein Mieterfest sind demnach smarte Einrichtungen, die innerhalb der Mieterschaft – ohne groß beworben oder geschult zu werden – gut ankommen. Ein großes und sich weiter ausbreitendes Anwendungsgebiet von smarten Lösungen sind auch Gesundheitsanwendungen, etwa im Ambient Assistent Living und alle Neuerungen im Bereich Mobilität.
Digitale Transformation fängt bei den Mitarbeitenden an
Die Mitarbeitenden sind ein Riesenthema beim Kaffee. Denn nur zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ziehen bei der Digitalisierung des eigenen Unternehmens mit. Die anderen werden mehr oder weniger mitgeschleppt oder erledigen ihre neuen Aufgaben nur mit einem miesepeterigen Gesicht.
Ein Fazit beim Verlassen der Tafel: Smart Living ist noch in weiter Ferne, Smart Building reicht erst mal. Doch das Smarte muss für die Kunden unmittelbar zu Erleichterung, Transparenz und Kostensenkung führen – sonst ist alle Digitalisierung nichts.
Save the date:
Die 8. WERKSTATT findet am 26 und 27.10.2023 in Hamburg statt. Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter: www.dw-werkstatt.de
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