Zukunft Wohnungswirtschaft: Welchen Platz haben Fachmedien?

Den Rechtsrahmen ausleuchten, Trends aufspüren und einordnen, Leuchtturmprojekte vorstellen: Fachmedien wie die DW liefern der Wohnungswirtschaft viel mehr als intellektuelle Grundnahrung – nämlich Inspiration und Expertise. Gratulation zu 75 Jahren Lotsendienst!

Vom Mietrechtsurteil bis zum seriellen Bauen – dem Wissensbedarf der Wohnungswirtschaft sind kaum Grenzen gesetzt. Denn die Branche agiert in einem komplexen Rahmen, rechtliche und technologische Neuerungen treten mit hoher Schlagzahl ein. Wohnungsunternehmen spüren gesellschaftliche Umbrüche meist unmittelbar.

Wie in der Corona-Pandemie: Da wurde die Wohnung zum beengten Raum, in dem Homeschooling und Arbeit auch stattfanden. Unternehmen leisteten Enormes, um Mieterschaft und Mitarbeitende zu unterstützen. Sie haben Flexibilität bewiesen und die Digitalisierung vorangetrieben.

Wegbegleiter in die Zukunft

Heute erzeugen Klimawandel, Energiekrise und soziale Verschiebungen hohen Veränderungsdruck. Dabei vertragen gerade Bauen und Vermieten keine kurzfristige Planung, was das Lösen der Probleme nicht einfacher macht. Zudem kollidiert der soziale Auftrag, dem genossenschaftliche und kommunale Wohnungsunternehmen verpflichtet sind, mit ökologischen Zukunftszielen, denn unser hoher Lebensstandard basierte bisher auf günstigen fossilen Brennstoffen.

Umso wichtiger sind Wegbegleiter, die Fach- und Führungskräften im richtigen Moment die richtigen Informationen liefern. Die zum Blick über den Tellerrand einladen. Nicht wenige Leserinnen und Leser setzen dabei auf Qualitätsinhalte. Nach der Studie "Glaubwürdigkeit und Relevanz: Fachmedien in Zeiten von Corona" der Deutschen Fachverlag GmbH hat die Bedeutung von Fachmedien als Informationsquelle für 35 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider Pandemie-bedingt zugenommen. Rund ein Viertel nutzt Fachmedien seit Corona intensiver.

Fachexpertise gestern und heute

Die DW erschien vor 75 Jahren im Verlag der Verbände, hatte somit einen idealen Zugang zur Zielgruppe. Pure Fachartikel ohne Bilder, mehr erwartete man damals nicht von der Zeitschrift. Heute liegt ein modernes Magazin vor uns, das kurze News, vertiefte Fachartikel, Infografiken, Zahlen, Rechtsinformationen oder Produktübersichten vereint und auch online als eMag verfügbar ist. Viele Medienhäuser gingen in den vergangenen Jahrzehnten neue Wege. Der Fachpresse-Statistik zufolge haben digitale Angebote die Printmedien umsatzmäßig 2022 erstmals überholt.

Geschätzte Branchenumsätze deutscher Fachmedienhäuser 2022

Geschätzte Branchenumsätze deutsch Fachmedienhäuser 2022

Die Haufe Group trieb besonders früh die digitale Transformation voran, während sich die Zeitschriften zu modernen Medienmarken weiterentwickelten. Unter den Kanälen und Formaten der DW befinden sich zwei wichtige Branchenevents:

  • Die DW-Werkstatt, veranstaltet mit dem GdW, bringt Führungskräfte aus Wohnungsunternehmen und Industrie zusammen, um voneinander zu lernen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Wie wegweisend und relevant das Konzept ist, verdeutlicht auch Gewinn des Awards "Fachmedium des Jahres 2023" des Vereins Deutsche Fachpresse in der Kategorie "Beste Veranstaltung".
  • Branchenvorreiter und ihre Projekte bekannter machen – das funktioniert unter der Ägide der DW sehr gut. Seit 2004 vergibt eine Jury aus Branchenvertretern den "DW-Zukunftspreis für die Immobilienwirtschaft", 2023 stand er beispielsweise unter dem Motto "Wärmewende", 2024 geht es um "Mehrwerte schaffen im ganzen Team".

Spiegel einer Branche im Wandel

Die Themen spiegelten immer den Wandel der Wohnungswirtschaft wider, die sich in den 1950er-Jahren um den Wiederaufbau und die Beseitigung der Wohnungsnot kümmerte. Nach der Wiedervereinigung rückten in den neuen Bundesländern Bevölkerungsschwund und Rückbau in den Fokus, Strukturwandel, Landflucht, Urbanisierung. Heute beschäftigt sich die Branche vor allem mit der Klimakrise, mit Flüchtlingen, Energiepreisen, Finanzmarktentwicklung, Bauvorschriften, sozialer Segregation, demografischem Wandel und Digitalisierung.

Für mich persönlich ist die DW Informationsquelle, Begleiter und Ratgeber, um Kunden zu verstehen und bessere Entscheidungen fällen zu können. Mit der DW bleibe ich über Entwicklungen in der Branche auf dem Laufenden, die Haufe als Anbieter von ERP-Softwaresystemen für die Wohnungswirtschaft nur mittelbar betreffen. Wie Wohnungsunternehmen wichtige gesellschaftliche Aufgaben meistern, dazu finden sich in jeder DW-Ausgabe Beispiele.

Dauerthemen: Digitalisierung und Gesetzesänderungen

Internet, Smartphone, ERP- und Cloud-Technologien, das Internet der Dinge – der rasante technologische Wandel hat die Wohnungswirtschaft stark verändert. Die Unternehmen automatisieren Prozesse, arbeiten online, etwa in der Kommunikation mit Kundinnen und Kunden, und statten die Gebäude mit smarten Technologien aus.

Wer früh die Chancen erkennt, kann die Weichen rechtzeitig stellen. Eine wichtige Rolle spielen Berichte über Pilotprojekte. Ob Softwareeinführung oder Erzeugung von Solarstrom: Fachmedien räumen authentischen Praxiserfahrungen viel Raum ein. Der Leserschaft dienen sie als zusätzliche Entscheidungsgrundlage, bevor sie eine Investition tätigen.

Energiepreisbremsen, Grundsteuerreform, CO2-Bepreisung – was in den vergangenen Jahren an Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien verabschiedet wurde, hält die Wohnungswirtschaft auf Trab. Um den Überblick nicht zu verlieren, sind Fachmedien wichtig, die zuverlässig über rechtliche Änderungen und deren Konsequenzen informieren.

Raus aus der Meinungsblase

Immer mehr Menschen nutzen LinkedIn, Instagram oder X (ehemals Twitter), um sich beruflich zu informieren. Die Algorithmen der Anbieter bewirken, dass an die Nutzerinnen und Nutzer Inhalte ausgespielt werden, die zu Interessen, Netzwerk und Klickprofil zu passen scheinen. Auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft sind solche Inhalte nicht.

Wer renommierten Fachmedien in den sozialen Medien folgt, erweitert den Feed um gründlich recherchierte Beiträge. Aus diesem Grund haben die Fachzeitschriften der Haufe Group beispielsweise LinkedIn-Auftritte. Neben der Lektüre von Fachzeitschriften, Newslettern und anderen Informationsdiensten gehört für mich auch der Fachtalk L’Immo von Haufe.Immobilien dazu. Den Preis als "Bestes Fachmedium 2023" in der Rubrik "Podcasts" haben sich die Kolleginnen und Kollegen aus den Teams der DW und der "Immobilienwirtschaft" verdient.

Lesedauer von Fachzeitschriften pro Woche

Grafik: Lesedauer von Fachzeitschriften - print

Blick in die Zukunft: Klima, Mobilität und demografischer Wandel

Auch der Druck, nachhaltiger zu agieren, steigt. Als CO2-Großemissionär muss der Immobiliensektor einen Beitrag leisten, um die Trendwende noch zu schaffen. Die Herausforderungen sind riesig. Was entwickeln renommierte Architekturbüros, welche Rezepte haben Stadtplanerinnen und Verkehrsplaner, was muss die Wohnungswirtschaft noch lernen?

Demografen prognostizieren, dass ab 2037 – außer in Afrika – die Bevölkerungszahl weltweit sinken wird. Single-Haushalte werden mehr, kleine Wohnungen Mangelware, barrierefreie, altersgerechte Wohnkonzepte gefragter. Wie gut sind wir auf den demografischen Wandel vorbereitet? Welche Rahmenbedingungen braucht die Wohnungswirtschaft, was fordern die Verbände von der Politik? Antworten gibt es gerade in den Fachmedien.

Die DW ist ein Ort, um den Diskurs zu unterstützen und in die Breite der verantwortlichen Akteure der Wohnungswirtschaft, der Dienstleister, Lieferanten, Beraterinnen und Experten sowie politisch Verantwortlichen zu tragen. Sie bietet den Raum, Zahlen, Fakten und Analysen zusammenzutragen und bekannt zu machen, unterschiedliche Ideen und Konzepte für die Lösung der Herausforderungen vorzustellen, Meinungen und Diskussionen ein Forum zu geben. Damit am Ende die bestmöglichen Entscheidungen auf Ebene der Politik und der Unternehmen gefällt werden.

Fachmedien sind Impulsgeber

Grafik: Fachmedien aktivieren

Neue Dimensionen – was die Digital Natives brauchen

Bereits ab dem Jahr 2025 zählen 50 Prozent der Beschäftigten weltweit zu den Digital Natives. Für sie sind Privat- und Arbeitsleben untrennbar mit Mobilität, Social Media und Bewegtbildern verbunden.

Das Mediennutzungsverhalten und der Anspruch der jungen Generationen wird die Digitalisierung in neue Dimensionen heben: Konnektivität und Vernetzung werden ebenso selbstverständlich sein wie einfach verfügbare und auf den Punkt gebrachte Informationshappen. Dargereicht werden sie auf kinderleicht bedienbaren Plattformen, on demand oder über personalisierte Vorschläge, wie es die Streaming-Dienste Netflix und Spotify vormachen. Infotainment und Gamification beeinflussen das Lernen, die fachliche Weiterentwicklung bezieht Video-, Audio- und interaktive Formate ein.

KI-Bots werden schon bald nicht nur mächtige Wissenszentralen, sondern auch fähige Assistenten sein, die durch selbständiges Arbeiten die Produktivität enorm erhöhen. Doch die beste Technologie geht ins Leere, wenn die Informationen, die sie ausgibt, falsch sind. Fachbeiträge müssen verlässlich sein. Das ist nur gewährleistet, wenn journalistische Standards konsequent eingehalten werden. Fachmedien bleiben mit ihrem Netzwerk und den sorgsam kuratierten Inhalten ein wichtiges Sprachrohr, auf das die Branche nicht verzichten kann.

Der Text stammt aus der Ausgabe 10/2023 des Fachmagazins DW Die Wohnungswirtschaft. Lesen Sie das gesamte Heft auch in der DW-App.


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