Kundenversteher, Cyberchef und Co.: Welche Führungsrollen 2015 entstehen
Neuere Prognosen legen nahe, dass die Digitalisierung mehr neue Jobs bringen könnte, als die damit einhergehende Automatisierung überflüssig macht. Einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) zufolge werden durch die Digitalisierung 390.000 neue Arbeitsplätze entstehen – und das wohl schon in naher Zukunft: So prognostiziert etwa der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) allein für die Maschinenbau-Industrie bis 2018 insgesamt 10.000 neue Arbeitsplätze. Auch die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat bei der Auftaktveranstaltung zur Kampagne "Arbeiten 4.0" eine positive Prognose über die Jobentwicklung abgegeben.
Was diese neuen Entwicklungen kurzfristig für die mittlere und obere Führungsebene bedeuten, hat der Personalberater Korn Ferry anhand von Kunden- und Marktgesprächen analysiert. Unsere Zusammenfassung zeigt die fünf Führungspositionen, die Unternehmen der Auswertung zufolge im Jahr 2015 im Top-Management verankern wollen.
Führungsposition 1: Chief Commercial Officer
Die vergangenen fünf Jahre waren geprägt von Prozessoptimierungen, Einsparungen und Konsolidierung. Dadurch entstehen Fragen wie: Wie kann nun wieder geschäftliches Wachstum in den Fokus gerückt werden? Was sind die Produkte, die unsere Konsumenten verstärkt nachfragen werden? Welche Märkte sind noch nicht ausreichend oder gar nicht erschlossen? Die Antworten darauf wird künftig der Chief Commercial Officer geben, der die bisher häufig autonom agierenden Abteilungen wie Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung und Kundenservice stärker integriert und mit ganzheitlichem Blick führt. Der Chief Commercial Officer ist der wichtigste Kundenversteher des Unternehmens, der langfristig neue Absatzmärkte entwickelt.
Führungsposition 2: Chief Cyber Security Officer
Experten sind sich sicher: Angriffe durch das Internet werden weiter zunehmen. Um sich für dieses Bedrohungsszenario zu rüsten, besetzen heute viele Unternehmen einen eigenen Chief Cyber Security Officer – eine Funktion, die in der Vergangenheit immer wieder vom Chief Information Officer (CIO) oder Chef der allgemeinen Unternehmenssicherheit miterledigt wurde. Noch gibt es in Deutschland nur wenige Experten, die sich auf Prävention, Detektion von Cyber-Angriffen und eine angemessene Reaktion spezialisiert haben. Ein dementsprechend hoher Wettbewerb um die Talente in diesem Bereich ist zu erwarten.
Führungsposition 3: Chief Digital Officer
Aktuell kümmern sich in deutschen Unternehmen Manager aus ganz unterschiedlichen Funktionen um Digitalisierung. Allerdings bearbeiten sie häufig nur einen kleinen Ausschnitt – nämlich genau den, der ihnen bei der Erfüllung der Tätigkeiten hilft, für die sie ursprünglich verantwortlich sind. Die Digitalisierung von Produkten und Prozessen ist jedoch so entscheidend für Unternehmen, dass sie künftig mit einem Chief Digital Officer eine Funktion schaffen werden, die den gesamten Prozess überblickt. Eine große Chance liegt hier vor allem für den bisherigen Chief Information Officer (CIO): Aufgrund seiner Technik-Expertise und dem Know-how um die Firmen-IT ist er ein idealer Entwicklungskandidat, sofern er bereits ist, notwendige Zusatzkompetenzen aufzubauen.
Führungsposition 4: Chief Innovation Officer
Analog zur Digitalisierung ist auch Innovation bis heute etwas, für das Führungskräfte in ihren unterschiedlichen Fachbereichen Verantwortung übernehmen – oder eben nicht. Da sich Märkte, Kundennachfrage und technische Möglichkeiten heute immer schneller verändern, versuchen Unternehmen heute das Thema Innovation ganzheitlich zu betrachten und Steuerungsmöglichkeiten in der obersten Führungsebene zu entwickeln. Eine Antwort auf segmentierte Innovation ist der Chief Innovation Officer, der Innovation in allen Unternehmensbereichen verantwortet und proaktiv fördert. Er ist wichtiger Sparringspartner vor allem auch für den Chief Commercial Officer und den Chief Digital Officer.
Führungsposition 5: Chief Operating Officer im produzierenden Gewerbe
Die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt machen das Management produzierender Unternehmen heute viel komplexer als jemals zuvor. Der notwendige Anteil an dem Verständnis und der Steuerung operativer Prozesse an das Management steigt damit deutlich an. Gleichzeitig nehmen strategische Fragestellungen zu. Um sowohl strategischen wie operativen Notwendigkeiten gerecht zu werden, werden künftig besondere produzierende Unternehmen die beiden Bereiche trennen und dezidiert Spezialisten zu Chief Operating Officers benennen. Eine attraktive neue Funktion, bei der Spitzenmanager in der Werkhalle beweisen können, dass sie – bei vorhandener strategischer Kompetenz – auch noch für höhere Weihen geeignet sind.
Chefs 4.0: oft nur Grundkenntnisse
Bis es soweit ist, müssen allerdings nicht nur die Personaler an neuen Jobprofilen, sondern auch die Führungskräfte an den eigenen Fähigkeiten und Kenntnissen arbeiten – wie es zum Beispiel die von Korn Ferry vorgeschlagene Weiterentwicklung vom CIO zum Chief Digital Officer erfordert.
Auch beim Thema "Führungsqualitäten 4.0" gibt es Studien zufolge noch Nachholbedarf bei den Chefs. So beklagen sich etwa in einer Studie des Unternehmensberaters Staufen 40 Prozent der 140 Befragten darüber, dass ihre Führungskräfte bei der Kommunikation mit Kollegen oder Mitarbeitern, die sie für eine Führungskraft 4.0 für immens wichtig halten, noch nicht über die Aneignung von Grundkenntnissen hinausgekommen seien.
Die Bundesregierung will Unternehmen beim Umgang mit der Digitalisierung unter die Arme greifen: Für Arbeitsministerin Andrea Nahles steht das Thema "Arbeiten 4.0" nach der Einführung des Mindestlohns nun ganz oben auf der Agenda. Ende April hat Nahles deshalb die Kampagne "Arbeiten 4.0" gestartet, über die sie mit Arbeitgebern, Solo-Unternehmern und Gesellschaft in Dialog treten will.
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