In Stellenanzeigen wird häufig mit "attraktiven Gehaltschancen" und "Karrieremöglichkeiten" geworben. Fragt man jedoch nach, stehen ganz andere Aspekte oben auf der Wunschliste der Arbeitnehmer. Das gilt insbesondere für Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung: Der sichere Arbeitsplatz landet bei den Befragten mit 57 Prozent auf dem Spitzenplatz.
Rund jeder zweite Studienteilnehmer gibt außerdem ein gutes Arbeitsklima als entscheidend an. Ein überdurchschnittliches Gehalt und Aufstiegschancen im Unternehmen rangieren mit 18 und drei Prozent hingegen auf den letzten Plätzen der Skala.
Wie das Arbeitsklima den Gehaltswunsch beeinflusst
Die aktuelle Studie "Attraktive Jobs", für die 2.078 Fachkräfte mit Berufsausbildung unter anderem danach gefragt wurden, was ihnen bei der Berufswahl wichtig ist, brachte einen erstaunlichen Zusammenhang zutage: Nehmen Fachkräfte das Arbeitsklima als schlecht wahr, steigt die Relevanz einer hohen Vergütung um das Dreifache an und verdrängt sogar den sicheren Arbeitsplatz vom ersten Platz.
Auch die Wichtigkeit der Aufstiegschancen steigt unter diesen Voraussetzungen im Ranking signifikant an. Das ist für Arbeitgeber insofern interessant, als dass ein negativ empfundenes Unternehmens- und Arbeitsklima mit großer Wahrscheinlichkeit Gehaltsforderungen und Karriereoptionen deutlich wichtiger werden lässt.
Faktoren, die Sicherheit vermitteln
Was bedeutet Sicherheit aus Sicht der befragten Arbeitnehmer? Ein unbefristeter Job gibt fast 70 Prozent der Studienteilnehmer das größte Sicherheitsgefühl. Dahinter folgen die pünktliche Gehaltszahlung (62 Prozent) und die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens (39 Prozent). Während es für Akademiker meist selbstverständlich ist, ihr Gehalt pünktlich ausgezahlt zu bekommen, beklagen Nicht-Akademiker in einzelnen Branchen häufig Unregelmäßigkeiten bei der Auszahlung der Vergütung.
Dieses Bedürfnis können Unternehmen in der Bewerberansprache gezielt berücksichtigen und konkret adressieren. Die befragten Fachkräfte wünschen sich in der Arbeitgeberkommunikation konkrete Leistungsversprechen zu Vertragsbedingungen, Arbeitszeitmodellen oder Sonderleistungen statt Floskeln zu einem vermeintlich kometenhaften Aufstieg wie "Jetzt ist die Karriere dran!". Nur acht Prozent der Befragten finden aktuelle Stellenausschreibungen sehr überzeugend. Hier können Unternehmen also gezielt nachjustieren, um im Wettbewerb um geeignete Bewerber eine Länge vorne zu liegen.
Varianz je nach Unternehmensgröße
Studienteilnehmer, die in Unternehmen mit großer Mitarbeiteranzahl tätig sind, setzen neben den genannten Kriterien in Sachen Sicherheit auch auf Tarifverträge. Mitarbeiter aus kleineren Unternehmen verbinden hingegen den gesunden und stabilen Zustand des Unternehmens mit einem großen Sicherheitsfaktor. Tarifverträge stiften also auf der einen Seite Sicherheit, lassen aber auch wenig Verhandlungsspielraum in puncto Gehaltshöhe zu. Da dieser Faktor für Nicht-Akademiker aber wenig relevant ist, dominiert der Sicherheitsbonus.
Auch auf diesen Aspekt können Unternehmen konkret im Job-Marketing eingehen und damit werben. Während Akademiker davon eher abgeschreckt sein könnten, werden Nicht-Akademiker dadurch angesprochen.
Fachkräfte sind Teamplayer
Werden Fachkräfte um Vorschläge gebeten, die sie ihrem Arbeitgeber machen würden, damit sie stärker das Gefühl bekommen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, dominieren vor allem Themen rund um die Kommunikation, Wertschätzung und Offenheit im Team und im gesamten Unternehmen.
Fachkräfte mit Berufsausbildung fühlen sich durch einen transparenten und kontinuierlichen Dialog auf Augenhöhe abgeholt. Ehrlichkeit ist hier der Garant für ein Gefühl von Sicherheit. Ein gutes Arbeitsklima wird hauptsächlich mit dem Gefühl, Teil eines Teams zu sein, verbunden. Ebenfalls als wichtig für das positive Klima im Team werden die Verlässlichkeit der Kollegen und der freundliche Umgang miteinander eingestuft. Fachkräfte mit Berufsausbildung legen demnach großen Wert auf ein respektvolles Miteinander und eine wertschätzende Kommunikation.
Freizeit wichtiger als Gehalt
Dass bei Fachkräften eher emotionale als materielle Faktoren im Job dominieren, zeigt sich auch daran, dass sie einem höheren Gehalt ein Mehr an Freizeit vorziehen würden. Themen wie Work-Life-Balance oder flexible Arbeitszeitmodelle werden für Fachkräfte mit Berufsausbildung immer wichtiger.
Ein Befragungsteilnehmer bringt es auf den Punkt: "Ich arbeite, um zu leben. Nicht: ich lebe, um zu arbeiten!". Erste Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht: Verkürzte und flexible Arbeitszeiten sind nur eine Maßnahme, um Bewerbern Anreize zu bieten und Talente von sich zu überzeugen.
Zielgruppenspezifisches Job-Marketing
Die Bedürfnisse nicht-akademischer Zielgruppen in den Blick zu nehmen und die Kommunikation darauf zuzuschneiden, kann über den Erfolg in der Bewerberansprache entscheiden. Gelingt es Unternehmen in der Arbeitgeberkommunikation die Faktoren Unternehmenskultur, Sicherheit und Work-Life-Balance authentisch zu transportieren, kann das entscheidende Wettbewerbsvorteile in der Gewinnung von Fachkräften bringen.
Viele Studien belegen, dass Akademiker andere Prioritäten im Beruf setzen: Die Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, sowohl finanziell als auch im Hinblick auf die eigene Karriere, spielen bei dieser Zielgruppe eine größere Rolle.
Viel zu häufig wird aber nicht zwischen den Bedürfnissen beider Zielgruppen unterschieden. Eine zielgenaue Adressierung von Akademikern und Nicht-Akademikern im Personalmarketing und Recruiting ist vor diesem Hintergrund ausschlaggebend.