Benefit-Defizite: Unternehmen müssen Sozialleistungen neu aufstellen
Psychische Probleme, wie Stress oder Burnout, sind aus Sicht von Unternehmen die größten Sorgen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Angespannte Arbeitsmärkte und vermehrte Telearbeit setzen Personalabteilungen zusätzlich unter Druck, Sozialleistungen wie beispielsweise Gesundheits-Benefits weiter auszubauen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre planen daher acht von zehn Unternehmen in Deutschland, ihre Mitarbeiter-Benefits stärker auf eine Optimierung der Employee Experience, also der Art und Weise, wie Mitarbeitende ihr Arbeitsumfeld erleben, auszurichten. Somit sollen Produktivitätsverluste, Fehltage und Fluktuation eingegrenzt werden. Dies zeigt der "Benefits Trends Survey" von Willis Towers Watson, für den unter anderem 72 Unternehmen in Deutschland mit insgesamt mehr als 400.000 Mitarbeitenden befragt wurden.
Benefits und Zusatzleistungen: Was Unternehmen jetzt bieten müssen
"Menschen können nur dann langfristig produktiv arbeiten, wenn sie gesund sind, über ausreichend soziale Kontakte verfügen und emotional und finanziell stabil aufgestellt sind. Deshalb ist es sinnvoll, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter mit passenden Zusatzleistungen unterstützen und ihnen sozusagen den Rücken für die Arbeit freihalten", sagt Tanja Löhrke, Head of Health & Benefits Germany/Austria bei Willis Towers Watson. Löhrke ergänzt: "Bislang haben viele Unternehmen zwar ihre Pflichten im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz erfüllt, aber das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter nur punktuell statt ganzheitlich gefördert. Dieses Versäumnis hat sich in der Pandemie gerächt. Jetzt besteht Handlungsdruck."
Angesichts dieser Herausforderungen planen fast zwei Drittel der Unternehmen, die Bleibebereitschaft ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) wollen Gesundheit, Sozialkontakte und finanzielle Stabilität ihrer Mitarbeitenden unterstützen. Fast ebenso viele (54 Prozent) wollen darüber hinaus ihr Employer Branding verbessern.
Benefits werden an der falschen Stelle investiert
Allerdings agieren bislang drei von fünf Unternehmen ohne eine klare Benefits-Strategie. Und nur drei von zehn Arbeitgebern wissen, beispielsweise aus Mitarbeiterbefragungen, wie die Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aussehen.
"Viele Unternehmen setzen auf schnell implementierte Einzelmaßnahmen, weil ihre Personalabteilungen aus Zeitmangel keine grundlegenden Vorab-Analysen durchführen können. Das ist besser als gar nichts. Dennoch besteht dann die Gefahr, dass Unternehmen mit ihrem Sozialleistungsbudget an der falschen Stelle investieren. Bleibebereitschaft und Wohlbefinden lassen sich nur mit Benefits fördern, die zu den Bedürfnissen der Mitarbeiter passen – und hier bestehen quer durch Unternehmen, Branchen und Berufs- oder Altersgruppen große Unterschiede", betont Löhrke.
Benefits-Strategie: Flexible Angebote für vielfältige Mitarbeiterwünsche
Gerade weil ein One-Size-fits-All-Ansatz angesichts dieser Unterschiede nicht mehr funktioniert, planen nun fast zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen, ihren Mitarbeitenden eine größere Auswahl verschiedener Benefits anzubieten. "Somit lassen sich vorhandene Sozialleistungsbudgets hocheffizient einsetzen", so Löhrke. Um den entsprechenden Verwaltungsaufwand einzugrenzen, sollen zudem digitale Benefits-Plattformen ausgebaut werden. "Hier haben viele Unternehmen noch einen weiten Weg vor sich", weiß Löhrke. Aktuell sagen 41 Prozent, dass sie lediglich über Basislösungen verfügen, die allenfalls allgemeine Informationen bereithalten. Da personalisierte Informations- und Auswahlmöglichkeiten den Mehrwert für die Arbeitnehmenden verstärken, plant mehr als die Hälfte (57 Prozent), innerhalb der nächsten zwei Jahre eine voll integrierte unternehmensspezifische Plattform zu implementieren.
Benefits zur Gesundheitsförderung und bAV
Die Studie zeigt weiter, was Unternehmen in puncto Benefits konkret anbieten wollen:
- Jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) will seine Maßnahmen zur Gesundheitsförderung ausbauen.
- Auch die betriebliche Altersversorgung - die schon in vielen Unternehmen etabliert ist - soll bei 41 Prozent weiter verbessert werden.
- Darüber hinaus planen viele Unternehmen, ihr Benefits-Angebot insgesamt zu harmonisieren (46 Prozent), unternehmensexterne Benefits-Angebote zu prüfen (41 Prozent) und weniger genutzte Benefits-Angebote abzuschaffen (39 Prozent).
"Wenn im ersten Zug der ganz große Wurf nicht möglich ist, sollten Unternehmen ihr Benefits-Angebot pragmatisch und schrittweise ausbauen. Sinnvoll ist es dabei, auf eine Baustein-Lösung zu setzen und bei der Auswahl von Verwaltungs- und Kommunikationsplattformen darauf zu achten, dass auch diese Schritt für Schritt weiter ausgebaut werden können", rät Benefits-Expertin Löhrke von Willis Towers Watson.
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