Deutschland muss bei der Digitalisierung an Tempo zulegen
Vor knapp einem Jahr hat die Bundesregierung die "digitale Offensive" ausgerufen. Ziel ist, europaweit das führende Land in Sachen Digitalisierung zu werden. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Der zweitägige IT-Gipfel, zu dem sich vergangene Woche 1.000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin versammelten, sollte die Weichen stellen und präsentierte erste Ergebnisse. In vielen Bereichen geht es aber wohl vorerst darum, den Anschluss nicht zu verlieren.
Rasche Transformation von Industrie und Wirtschaft
Die Bundesregierung setzt dabei auf eine rasche Transformation von Industrie und Wirtschaft. Aus Sicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sollte Deutschland dabei seine Stärke als Industrieland ausspielen. "Wenn wir in dem Bereich der Digitalisierung der industriellen Prozesse vorne sind, dann wird das auch von der Psychologie her seine Wirkung nicht verfehlen", sagte Merkel mit Blick auf global agierende Internet- und Software-Konzerne. Dies wäre "eine gute Wettbewerbsansage", die ihr wieder Hoffnung mache, "dass wir in Deutschland die Champions der Wertschöpfung weiter sind und nicht zur verlängerten Werkbank werden." Die Chancen der Digitalisierung sollten nicht nur große Unternehmen ergreifen, sondern auch Mittelständler und Zulieferer, sagte Merkel.
Ein Drittel der Unternehmen hat keine Digitalstrategie
"Ein Drittel der Unternehmen hat keine Digitalstrategie", mahnte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Das gelte vor allem für den so wichtigen Mittelstand und für kleine Firmen. "Wir müssen offensichtlich an Tempo zulegen", sagte der SPD-Chef und verwies auf einen aktuellen Zehn-Länder-Vergleich der führenden Nationen. Darin schnitt Deutschland mittelmäßig ab und fiel mit 53 von 100 möglichen Indexpunkten um einen Platz auf Rang sechs zurück. China rückte vor und liegt gemeinsam mit Japan auf Rang vier.
"Wir müssen jetzt Voraussetzungen schaffen für unsere Wettbewerbsfähigkeit in zehn Jahren", appellierte der Wirtschaftsminister. Ein wichtiger Aspekt sei dabei die Förderung von Startups. Deren finanzielle Unterstützer müssten steuerlich bessergestellt werden. So geht es etwa darum, dass sie ihre Verlustvorträge geltend machen können.
Besonderes Augenmerk auf digitale Bildung
Ein besonderes Augenmerk will die Regierung künftig auf eine breitere Bildung legen. So wird das Thema auch im Mittelpunkt des IT-Gipfels 2016 in Saarbrücken stehen. "Die digitale Bildung fängt spätestens in der Schule an und muss ein lebenslanger Begleiter sein", sagte Gabriel. EU-Digitalkommissar Günther Oettinger sprach sich konkret für eine breitere Informatik-Ausbildung aus und forderte "zwei Semester IT - für jedes Berufsbild". "Das hilft der Karriere und der Kompetenz",
sagte er auf dem Gipfel. Nach Ansicht des CDU-Politikers nimmt die Informatik künftig eine ähnlich relevante Rolle ein wie bislang die Betriebswirtschaft. Um die digitale Bildung voranzutreiben, soll es im Dezember ein Treffen aller EU-Wissenschaftsminister geben.
Vier Kompetenzzentren für Digitalisierung
Um Deutschland in Sachen digitaler Transformation voranzubringen, hat die Bundesregierung bereits vor längerem das Projekt «Industrie 4.0» ins Leben gerufen. Dabei sollen Unternehmen, etwa in der Produktion, zukunftsfähig gemacht werden. Auf dem IT-Gipfel wurde nun eine Plattform mit digitaler Landkarte präsentiert, auf der sich bereits zahlreiche konkrete Anwendungsbeispiele finden. «Wir wünschen uns, dass kleine und mittelständige Unternehmen das Angebot nutzen», sagte Merkel. Zudem wurden deutschlandweit vier sogenannte Kompetenzzentren gegründet, um das Thema in die Fläche zu tragen und Firmen für die notwendige Digitalisierung zu sensibilisieren.
„Hubs“ als Wegbereiter und Motor der Digitalisierung
"Ohne eine digitale Transformation werden wir uns schwertun und vor allem in Vergleich zu den USA und Asien noch stärker zurückfallen", warnte auch Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. Der Digitalverband regt die Schaffung von "Hubs" für Leitbranchen wie Automobil, Logistik oder Pharmazie aber auch Banken und Versicherungen ab. Darin sollen - so der Plan - Flaggschiffe mit Mittelständlern, Startups und Forschungseinrichtungen ein "digitales Ökosystem" bilden. Diese Hubs könnten die Strahlkraft entwickeln, "Wegbereiter und Motor"der Digitalisierung zu sein, sagte Dircks.
Mehr zum Thema Digitalisierung und die Rolle von HR lesen Sie im Titelthema des aktuellen Personalmagazins „Auf dem Weg zur Industrie 4.0 – Wie sich die Arbeitswelt verändert, worauf HR sich einstellen muss“.
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