Distributed Work: Erfolgreich verteilt arbeiten

Die Coronapandemie hat gezeigt, dass Unternehmen im Vorteil waren, die schon vorher auf remote-first gesetzt und eine remote-freundliche Kultur gefördert haben. Doch wie lässt sich verteiltes Arbeiten gestalten? Fest steht: Die Operationalisierung von Distributed Work muss weit über die bloße Einführung von neuen Technologien hinausgehen.

Das alte Klischee, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt, stimmt auch beim Thema Remote-Arbeit. Während Covid-19 viele Unternehmen regelrecht in Panik versetzte, als plötzlich die Frage im Raum stand, wie denn mit einer verteilt arbeitenden Belegschaft umzugehen ist, erkennen mittlerweile immer mehr Organisationen auch den langfristigen Wert dieses Konzepts. Fast jeden Tag gibt es Schlagzeilen über Unternehmen, die den erzwungenen Wechsel hin zu verteiltem Arbeiten auf die eine oder andere Weise zu einem Teil ihrer Zukunft machen. Bei Github sitzen die Softwareentwicklerinnen und -entwickler bereits seit über einem Jahrzehnt verteilt über die ganze Welt und arbeiten virtuell zusammen. Die gesammelten Erfahrungen zeigen, worauf es bei einer langfristigen Remote-Strategie ankommt.

Worauf es bei Distributed Work ankommt

Den meisten Führungskräften ist durchaus bewusst, dass die vollständige Operationalisierung verteilter Arbeit weit über die Einführung von Technologien - wie zum Beispiel Videokonferenz-Software und Tools für gutes Zusammenarbeiten - hinausgehen muss. Um die vielen Vorteile der neuen Art zu arbeiten zu nutzen, sind Selbstreflexion, eine klar definierte Mission und eine Strategie erforderlich.

Unternehmen erkennen nun, dass der Wohnort dem, was Mitarbeitende leisten können, keine Grenzen mehr setzen muss. Gerade in der Open Source Community bildet Flexibilität schon lange eine wichtige Grundlage. Aus der Software-Perspektive heraus betrachtet führt effizientes "asynchrones", digitales und verteiltes Arbeiten zu besonders viel Kommunikation und Zusammenarbeit, die notwendig ist, um Software zu entwickeln.

Distributed Work: Kennzahl der Produktivität reicht nicht aus

Dabei ist es jedoch nicht ratsam, die Strategie für verteiltes Arbeiten ausschließlich an der Produktivität festzumachen. Natürlich handelt es sich hierbei um eine unbestreitbar wichtige Kennzahl. So zeigen Datenerhebungen, dass die Produktivität der Entwicklerinnen und Entwickler im letzten Jahr tatsächlich gestiegen ist und die Pull-Requests und Push-Volumina pro Person und Tag zugenommen haben. Trotzdem greift es viel zu kurz, den Wert einer Belegschaft ausschließlich an ihrer Produktivität zu messen. Vielmehr lässt sich die Produktivität von Entwicklern wesentlich besser anhand des SPACE-Frameworks messen, der neben der Menge des produzierten Codes eine viel breitere Palette von Kategorien in Betracht zieht.

Büros werden im Zuge vermehrter Remote-Arbeit umgestaltet

Trotz der vielen Vorteile von Remote-Arbeit werden auch zukünftig die Büros nicht aus unseren Städten verschwinden. Stattdessen werden sie für eine neue Arbeitsära umgestaltet werden. Wir werden mehr Hot Desking, mehr hybride Experimente, eine Verringerung der Bürofläche und kreative Wege der Raumnutzung sehen. Die zunehmende Remote-Arbeit bedeutet auch, dass Teams immer besser selbst wissen werden, wie sie am besten arbeiten können. Infolgedessen werden Büros so umgestaltet, dass die Zusammenarbeit im Mittelpunkt steht, sei es für Team-Deep-Dives, Kunden- und Community-Events, Mitarbeiterfeiern oder Planungs- und Designarbeiten.

Rolle der Führungskräfte für den Erfolg von verteiltem Arbeiten

Verteiltes Arbeiten erfordert auch ein Umdenken auf der Führungsebene: So fand eine kürzlich im Journal of Business and Psychology veröffentlichte Studie heraus, dass sich die Eigenschaften einer erfolgreichen Führungskraft, die im Büro arbeitet, von den Fähigkeiten einer Führungskraft unterscheiden, die ein dezentrales, verteiltes Team leitet: Der erfolgreiche Aufbau eines verteilten Teams erfordert bewusste Veränderungen in der Arbeitsweise der Mitarbeitenden und einen Wandel in der Art und Weise, wie Unternehmen diese schulen, fördern und dabei unterstützen, neue Arbeitsweisen möglich zu machen. Jede und jeder muss dazu beitragen, Reibungsverluste durch unterschiedliche Arbeitsumgebungen oder Zeitzonen zu reduzieren, indem er oder sie sicherstellt, dass die Arbeit klar dokumentiert, sichtbar und auf asynchrone Weise durchführbar ist. Das gilt für den ranghöchsten Mitarbeiter beziehungsweise die ranghöchste Mitarbeiterin genauso wie für den unerfahrensten Kollegen oder die unerfahrenste Kollegin. Eine positive Kultur beginnt von oben nach unten.

Unterm Strich gilt: Unabhängig davon, für welchen Weg sich ein Unternehmen entscheidet - von hybrid bis Digital by Design - ist es vor allem von Bedeutung, dass die Entscheidungsträger Klarheit über ihre zentralen kulturellen Prioritäten und Bedürfnisse haben, bevor sie taktische Änderungen und Investitionen vornehmen. Unternehmen mit einer klaren Mission und Zielsetzung, einem engagierten Führungsteam und der Bereitschaft, die veralteten Arbeitsweisen hinter sich zu lassen, werden erfolgreich sein und eine neue Art zu Arbeiten etablieren.


Über die Autorin:

Lara Owen ist Senior Director, Workplace Experience bei Github. Auf der Entwicklungsplattform entwickeln, veröffentlichen und bearbeiten über 65 Millionen Entwicklerinnen und Entwickler gemeinsam Software und gestalten somit zusammen die Zukunft der Softwareentwicklung.


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