Engpässe und Entspannung auf dem Arbeitsmarkt

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft war im ersten Halbjahr 2024 stark getrübt. Das führt zu Veränderungen auf dem Jobmarkt: In manchen Branchen werden die Einstellungen zurückgefahren, in anderen steigt der Bedarf weiter an. Akademiker und IT-Fachleute sind immer weniger gefragt.  

Erstmals seit Erhebungsbeginn des Dekra Arbeitsmarktreports befindet sich kein akademischer Beruf unter den Top-Ten-Berufen in Deutschland und der Anteil an IT-Jobangeboten ist so niedrig wie seit 2010 nicht. Insbesondere die Entwicklung bei Softwareentwicklerinnen und -entwicklern überrascht: Sie waren bislang unter den zehn am häufigsten gesuchten Berufen gesetzt und sind nun auf Position 19 zurückgefallen. Auch Elektroingenieurinnen und -ingenieure, die 2023 nach mehreren Jahren erstmals wieder unter den Top-10-Berufen vertreten waren, haben sich hier nicht gehalten (Platz 13).

Fehlende Fachkräfte als limitierender Faktor der Energiewende

Anders sieht es für Fachkräfte mit einer Ausbildung im Bereich Elektronik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Kraftfahrzeugmechatronik aus. Sie können aus vielen Stellenangeboten wählen. Bei der Umsetzung der Energiewende drohen fehlende Fachkräfte zum Flaschenhals zu werden. Elektronikerinnen und Elektroniker sind seit 2021 eine Konstante an der Spitze aller Berufe. Daneben reihen sich aktuell auch die Berufe Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Kraftfahrzeugmechatroniker in die Top Ten ein. Sie werden – neben ihren angestammten Einsatzgebieten – dringend gebraucht, um beispielsweise Fotovoltaik- oder Solaranlagen zu installieren oder um E-Autos zu produzieren und zu reparieren.

Viele offene Stellen in Gastgewerbe und Kinderbetreuung

Auch Arbeitgeber im Gastgewerbe oder der Kinderbetreuung suchen händeringend neue Mitarbeitende. Service- und Empfangsmitarbeitende belegen den zweiten Platz im Gesamtranking der Berufe (2023: Position 41). Sie hatten in der Vergangenheit schon hin und wieder ein Gastspiel unter den Top Ten. Ebenso unterstreicht die Platzierung des Berufs Koch oder Köchin den hohen Personalbedarf im Hotel- und Gastgewerbe.  

In der Kinderbetreuung gibt es viele Engpässe, obwohl die Beschäftigtenzahl in diesem Bereich in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen ist. Erzieherinnen und Erzieher befinden sich im Gesamtranking so weit vorne wie nie. Offerten für Sozialpädagoginnen und -pädagogen waren 2023 ebenfalls auffällig stark vertreten; sie befinden sich nun an 21. Stelle – immerhin die zweitbeste Platzierung seit Erhebungsbeginn.

Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte müssen sich in diesem Jahr mit dem achten Platz zufriedengeben (2023: Platz 2). Der Anteil der Berufe im Tätigkeitsbereich Gesundheit/Pflege in der Stichprobe ist parallel dazu insgesamt gesunken: 6,9 Prozent aller ausgeschriebenen Vakanzen sind hier zu vergeben (2023: 8,9 Prozent). Der Rückgang darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Engpässe in diesem Tätigkeitsbereich weiterhin noch groß sind.

Die Top-Ten-Berufe 2024

  1. Elektroniker/in, Elektroinstallateur/in, Elektromoneur/in
  2. Service- Empfangsmitarbeiter/in
  3. Erzieher/in, Kinderbetreuer/in
  4. Staplerfahrer/in, Transportgeräteführer/in
  5. Produktionshelfer/in
  6. Anlagenmechaniker/in, Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik
  7. Koch/Köchin, Sous-Chef/in
  8. Gesundheits- und Krankenpfleger/in
  9. Kraftfahrzeugmechatroniker/in
  10. Raumreiniger/in, Küchenhelfer/in

Fachkräfte für Sachbearbeitung und HR sind besonders gesucht

Die Stellenangebote der Stichprobe können 28 Tätigkeitsbereichen zugeordnet werden. Diese Auswertung zeigt, dass Vakanzen in der Sachbearbeitung zum ersten Mal den höchsten Anteil bei den gefragten Tätigkeitsebereichen ausmachen. Arbeitgeber suchen hier insbesondere Fachkräfte für allgemeine Sachbearbeitungsaufgaben sowie Personalfachkräfte.

Der Anteil der Berufe im Vertrieb und Verkauf ist am zweithöchsten. Mehr als jedes fünfte Stellenangebot in der Verkaufsberatung richtet sich an Jobsuchende mit Talent und Erfahrung in der Kundenberatung und -betreuung.

Kaum ein Bereich ist so konjunktursensibel wie die Lagerlogistik und das Transportwesen. Wenn Unternehmen weniger Güter produzieren und verkaufen, brauchen sie auch weniger Personal, das sie bewegt. In der Gesamtstichprobe wurden deutlich weniger Stellenangebote für die Lagerlogistik gezählt als im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: 2023 hatte der Tätigkeitsbereich den drittstärksten Anteil an der Stichprobe (7,9 Prozent). Staplerfahrerinnen und Staplerfahrer konnten sich im Vergleich zur letzten Analyse zwar um drei Plätze verbessern, aber zwei weitere Lagerlogistik-Berufe sind nicht mehr in den Top Ten. 

Die Top-Ten-Tätigkeitsbereiche 2024

  1. Sachbearbeitung
  2. Verkaufsberatung
  3. Bewirtung, Betreuung
  4. Gesundheit, Pflege
  5. IT-Berufe
  6. Lager, Logistik
  7. Ingenieurwesen, Naturwissenschaft
  8. Elektroberufe
  9. Gesundheits-, Sozial- und Rechtsberatung
  10. Metallberufe

Für den aktuellen Arbeitsmarktreport der Dekra Akademie wurden 10.460 Stellenangebote untersucht.


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