"Hidden Worker" finden und binden
Unter die so genannten "Hidden Worker" fallen nach der Definition von Accenture und der Harvard University Senior Professionals oder Frührentner, Personen mit Pflegeverantwortung, Menschen mit Einschränkungen und Langzeitarbeitslose. Davon sind 90 Prozent nicht voll beschäftigt, beispielsweise aufgrund von Teilzeit, Zeitarbeit oder geringfügiger Beschäftigung. Sieben Prozent sind arbeitsuchend und die übrigen drei Prozent sind aufgrund von Frührente nicht auf dem Arbeitsmarkt.
Hidden Worker: Die übersehenen Talente
"Zahlreiche Menschen in Deutschland sind arbeitslos oder unterbeschäftigt, obwohl sie gerne arbeiten würden. Viele von ihnen haben geeignete Qualifikationen, werden jedoch von einem Großteil der Unternehmen übersehen", erläutert Christina Raab, Geschäftsführerin für Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Mit den richtigen Maßnahmen können Unternehmen hier zahlreiche wertvolle Arbeitskräfte finden und an sich binden."
Verstecktes Potenzial: Frauen in Teilzeit
Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt: Besonders Frauen in Teilzeit bergen enormes Potenzial, um Personallücken zu füllen. Unter den Teilzeitbeschäftigten, die mit mehr als fünf Millionen Arbeitskräften den größten Teil der Hidden Worker bilden, arbeiten mehr als drei Millionen Menschen aufgrund von Pflege- und anderer familiärer Verpflichtungen in Teilzeit. Darunter befinden sich fünfmal so viele Frauen wie Männer. Eine Simulation von Accenture zeigt: Wenn alle Frauen, die aufgrund der Betreuung und Pflege von Kindern und älteren Angehörigen in Teilzeit tätig sind, einen Tag pro Woche mehr arbeiten und im Gegenzug Unterstützung für die Care-Arbeit erhalten würden, wäre das Bruttoinlandsprodukt um 14,8 Milliarden Euro (0,4 Prozent) höher.
Wenn alle Frauen, die aufgrund der Betreuung und Pflege von Kindern und älteren Angehörigen in Teilzeit tätig sind, einen Tag pro Woche mehr arbeiten und im Gegenzug Unterstützung für die Care-Arbeit erhalten würden, wäre das Bruttoinlandsprodukt um 14,8 Milliarden Euro höher.
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"In Deutschland sind es nach wie vor überwiegend Frauen, die ihre Karriere zurückstellen, um Care-Arbeit zu leisten. Dadurch verlieren sie nicht selten massiv an Visibilität im Unternehmen oder gar den Anschluss an den Arbeitsmarkt", erklärt Shirley Sheffer, Managing Director und Talent & Organization / Human Potential Lead für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Accenture. "Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, aber vor allem, um die Frauen, die gerne mehr arbeiten möchten, angemessen zu unterstützen, müssen sowohl die Politik als auch Arbeitgebende die nötige Infrastruktur für die Betreuung von Kindern und älteren Menschen schaffen. Beispielsweise würde es helfen, den Zuzug von Pflegekräften aus dem Ausland zu ermöglichen, mehr Betreuung zu organisieren oder als Arbeitgeber mehr Offenheit für Konzepte wie Job-Sharing zu zeigen."
Fachkräftemangel: Hidden Worker finden und halten
Die Beschäftigung von Hidden Workern bildet eine effektive Möglichkeit, Personallücken zu schließen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Deutsche Unternehmen, die diese Personengruppe beschäftigen, haben ein um 39 Prozent geringeres Risiko eines Fachkräfte- und Qualifikationsmangels. Um versteckte Talente zu finden und zu halten, sind gezielte Maßnahmen nötig:
1. Den Pool an Kandidatinnen und Kandiaten vergrößern
Automatisierte oder halb automatisierte Rekrutierungsprozesse sortieren viele Kandidatinnen und Kandidaten mit Potenzial viel zu früh aus. Die Einstellung von Mitarbeitenden sollte auf Grundlage der für den Job relevanten Fähigkeiten erfolgen, nicht auf Basis von akademischen Abschlüssen und Qualifikationen.
2. Hidden Workern den Einstieg erleichtern
Ein benutzerfreundliches, gut strukturiertes Bewerbungsverfahren erleichtert die Rückkehr ins Berufsleben und erhöht nachweislich die Zahl der Bewerbungen. Zudem sollte neben den Unternehmen auch die Politik administrative Hürden und komplexe Voraussetzungen reduzieren, um den Einstieg für qualifizierte ausländische Arbeitskräfte zu erleichtern.
3. Ergebnisse statt Zeit messen
Flexible Arbeitsmodelle wie Jobsharing, Jobrotation, Remote-Work-Modelle oder Altersteilzeit sind laut der von Accenture befragten Mitarbeitenden der Hauptgrund für die Rückkehr an den Arbeitsplatz. Um mehr Mitarbeitende anzuziehen und zu halten, sollten Unternehmen solche Modelle einführen. Langfristig sollten Unternehmen zudem überlegen, inwieweit sie die Ergebnisse der Mitarbeitenden und nicht deren Arbeitszeit messen wollen. Das bedeutet für viele Unternehmen einen starken kulturellen Wandel, der jetzt angegangen werden sollte.
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