Digitalisierung könnte Geschlechterungleichheit verringern – oder verstärken
Frauen könnten die großen Gewinnerinnen des kommenden digitalen Zeitalters sein, weil sie häufig über eine höhere Sozialkompetenz verfügen als Männer. Soziale Fähigkeiten wie Empathie oder Führungskompetenzen werden künftig auf dem Arbeitsmarkt entscheidend sein, da sie auf absehbare Zeit nicht durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können. Zu diesem Schluss kommen Alina Sorgner, Christiane Krieger-Boden und Eckhardt Bode, die am Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Bereich Internationale Arbeitsteilung forschen, in einer Studie für die G20-Engagement-Group Women 20. In dem Papier mit dem Titel „The Effects of Digitalization on Gender Equality in the G20 Economies“ untersuchen sie die Folgen der Digitalisierung in den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern
(G20) für die Gleichstellung von Frau und Mann.
Folgen der Digitalisierung in den G20-Staaten: Zweischneidige Prognosen
Die Studie kommt allerdings auch zu dem Schluss, dass nur durch die richtigen politischen die Weichenstellungen Frauen die Chancen, die ihnen die Digitalisierung bietet, auch nutzen können. „Andernfalls droht sogar der umgekehrte Effekt, dass Geschlechterungleichheiten durch die Digitalisierung noch weiter zunehmen“, so Studienautorin Alina Sorgner.
„Eigentlich sind Frauen aufgrund ihrer Sozialkompetenz besser gegen die Konkurrenz durch Roboter auf dem Arbeitsmarkt gewappnet als Männer. Allerdings sind die Bereiche, die von der Digitalisierung besonders profitieren werden, auch gleichzeitig die, in denen Frauen mit am stärksten diskriminiert werden. Die G20 müssen daher dringend die Geschlechterdiskriminierungen aus dem analogen Zeitalter abbauen, damit Frauen ihr Potenzial im digitalen Zeitalter voll entfalten können“, sagte Sorgner.
Arbeitsplätze in typischen Männerberufen stärker von Automatisierung bedroht
Innerhalb der G20 seien zwar 40 bis 60 Prozent aller Arbeitsplätze durch die Digitalisierung bedroht, diese Gefahr sei aber für Arbeitsplätze von Frauen insgesamt niedriger als für die von Männern, so die Studie. Dies gelte vor allem im Niedriglohnbereich, wo typische Tätigkeiten von Männern, etwa in der industriellen Produktion, stärker von Arbeitsplatzverlusten durch Roboter bedroht seien als typische Tätigkeiten von Frauen, etwa in sozialen Berufen.
Steigender Bedarf an MINT-Arbeitskräften: Frauen hier unterrepräsentiert
Auch Arbeitsplätze von Hochqualifizierten seien weniger bedroht, hier seien Frauen aber tendenziell unterrepräsentiert. Insbesondere Führungskräfte und hochqualifizierte Arbeitskräfte im Bereich der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) würden durch die Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt stärker nachgefragt.
Bei diesen Arbeitsplätzen wird es in Zukunft verstärkt darauf ankommen, hohe analytische und kreative Fähigkeiten, die typischerweise in einer akademischen Ausbildung vermittelt werden, mit hoher sozialer Kompetenz zu verknüpfen. Damit Frauen ihre höhere Sozialkompetenz voll ausspielen können, müssten die Länder der G20 ihnen einen besseren Zugang zu akademischer Ausbildung ermöglichen. Zudem müssten sie dafür sorgen, dass Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen nicht mehr benachteiligt werden, lautet eine zentrale Empfehlung in der Studie.
Frauen in der Gründerszene stärken
Auch würden durch die Digitalisierung viele neue Chancen für Unternehmensgründungen entstehen. Die Studie kritisiert, dass die Gründerszene in den G20-Ländern aber insgesamt stark von Männern dominiert ist und Frauen schwieriger in Kontakt mit wichtigen Personen oder Geldgebern kämen. Die G20 müssten daher Onlinetools und Onlinenetzwerke für Frauen unterstützen, die ihre unternehmerischen Fähigkeiten gezielt schulen und ihnen mehr Kontakte zu Mentorinnen und Mentoren verschaffen. Ein verstärkter Einsatz von digitalen Technologien, etwa im Bereich von Finanzdienstleistungen, würde Frauen auch einen besseren Zugang zu Gründungskapital ermöglichen.
Zugang zu digitaler Technik in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern
Außerdem fordert die Studie, den Zugang zu digitaler Technik und dem Internet in ärmlichen Gebieten und Entwicklungs- und Schwellenländern für Frauen zu verbessern. Online hätten viele Frauen die Chance, vorherrschende Diskriminierungen beim Zugang zu Information, Bildung und Arbeit zu umgehen.
Hintergrund: G20-Dialogprozess „Women20“
Die Studie wird gemeinsam vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) und "Women20" veröffentlicht. Women20 (W20) ist der offizielle G20-Dialogprozess, bei dem es schwerpunktmäßig um die wirtschaftliche Beteiligung und Stärkung von Frauen geht. Die W20 trägt die weltweiten Erfahrungen zivilgesellschaftlicher Frauenorganisationen, von Unternehmerinnenverbänden und von Frauen aus der Wissenschaft zusammen. Der W20-Prozess in Deutschland wird vom Deutschen Frauenrat und vom Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) gemeinsam organisiert.
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