Linklaters hat seit Jahren verschiedene Initiativen und Angebote geschaffen, um das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ in den Mittelpunkt zu rücken. Eine kanzleiweite Richtlinie regelt zum einen die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, darüber hinaus haben wir ein Personalentwicklungsprogramm, welches sich speziell an Frauen in Führungspositionen richtet. Regelungen zu Sabbaticals sind ebenfalls vorhanden. Um Kinderbetreuungsplätze zu vermitteln, auf Wunsch sogar für Notfälle, arbeiten wir mit einem Familienservice zusammen. Unser gesellschaftspolitisches Engagement umfasst auch die Unterstützung eines Netzwerks aktiver berufstätiger Mütter, um nur einige der Maßnahmen zu nennen.
"Maternity Coaching" als Unterstützung in der Übergangsphase
Was uns allerdings bei all diesen Angeboten bisher fehlte, war eine professionelle, individuelle und nachhaltige Unterstützung bei der Gestaltung der Übergangsphase von Mutterschaft und Beruf, in der oft sehr persönliche Fragen zentral sind, wie zum Beispiel:
- Wie kommuniziere ich meine Abwesenheit gegenüber dem Mandanten und dem Team?
- Wie bleibe ich in Kontakt und visibel, wenn ich abwesend bin?
- Wie positioniere ich mich und meine Karriereambitionen nach der Rückkehr?
- Wie kann ich beeinflussen, dass ich nach meiner Rückkehr die gleiche Rolle übernehmen kann wie vor meiner Elternzeit?
- Wie kann es gelingen, ein flexibles Arbeitsmodell konkret umzusetzen und mit Leben zu füllen?
Bevor sie in die entscheidende Phase der Familienplanung gehen, verlassen viele Frauen die Sozietät prophylaktisch und wechseln häufig in die Industrie, da sie dort eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehen. Die Fluktuation der weiblichen Associates mit zwei bis drei Jahren Kanzleizugehörigkeit war seit 2012 um 15 Prozent gestiegen. Wir entschlossen uns daher, ein sogenanntes „Maternity Coaching“ einzuführen, also werdende Mütter gezielt mit Coaching bei der Planung ihres Wiedereinstiegs zu begleiten, um die Lücke zwischen den strukturellen Angeboten der Kanzlei und den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Anwältin zu schließen. Im Mittelpunkt steht hierbei, dass individuelle Lösungen gefunden und erarbeitet werden, die den Frauen bei der Vereinbarung ihrer beruflichen Ambitionen und ihrer privaten Familiensituation helfen. Dadurch können wir als Kanzlei die Kosten für Neueinstellungen senken und wertvolles Wissen im Unternehmen halten. Diese Win-Win-Situation für Kanzlei, Anwältinnen und auch Mandant macht das Maternity Coaching zu einem äußerst vielseitigen und vielschichtigen Instrument der Personalförderung. Nach einer eingehenden Recherche, entschieden wir uns für eine Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Talking Talent. Talking Talent ist im Bereich Maternity Coaching, das aus dem angelsächsischen Raum stammt, global marktführend und genießt eine hervorragende Reputation. Nach der Auswahl der Coachs haben wir uns darauf konzentriert, das Angebot zunächst zu pilotieren, verbunden mit dem Ziel, detailliertes Feedback zu bekommen, um das Angebot anschließend noch anpassen zu können.
Kommunikation über zwei Kanäle
Allen Mitarbeiterinnen, die ihre Schwangerschaft gegenüber HR bereits kommuniziert hatten, wurde ein Beratungsgespräch angeboten. Als Zielgruppe für Maternity Coaching haben wir vor allem unsere weiblichen Führungskräfte angesprochen. Ziel war es, umfassend und individuell über das neue Angebot zu informieren. Gestützt wurde dies durch ein internes Informationsblatt sowie durch das Material von Talking Talent. Um nicht nur aktuell „Betroffene“, sondern grundsätzlich alle Mitarbeiterinnen zu informieren, haben wir das Angebot zusätzlich kanzleiweit erläutert und vermarktet. Wir wollten damit insbesondere jüngeren Anwältinnen, die momentan vielleicht noch keine unmittelbaren Familienpläne haben, signalisieren, dass wir sie auch in dieser Karrierephase unterstützen werden.
So läuft das "Maternity Coaching" ab
Das Angebot umfasst zehn Coaching-Stunden, die individuell terminiert und nach Bedarf genutzt werden können. Die Kosten werden über ein zentrales Budget finanziert. Steht fest, dass eine Mitarbeiterin ein Maternity Coaching in Anspruch nehmen möchte, gibt es zunächst ein sogenanntes „Chemistry Meeting“, bei dem sich Coach und Coachee kennenlernen und prüfen können, ob die Chemie stimmt und man zusammenarbeiten möchte. Anschließend wird die erste Coaching-Session vereinbart, bei der die individuellen Ziele des Coachings festgelegt werden. Es ist empfehlenswert, dass an diesem Punkt auch der jeweilige Vorgesetzte einbezogen wird. Die weiteren Sitzungen werden individuell und direkt zwischen Coach und Coachee vereinbart. Das Coaching kann persönlich oder via Telefon stattfinden, was insbesondere für Mütter mit sehr kleinen Kindern ein attraktives Angebot ist, weil das Coaching schnell und ohne logistische Hürden starten kann. Kurz vor dem Ende der Elternzeit werden dann die verbleibenden Coaching-Stunden investiert, um den Wiedereinstieg zu planen und gemäß den eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Positive Erfahrungen
Das Feedback der Beteiligten ist bislang ausnehmend positiv: „Ein wirklich tolles und für den Alltag extrem hilfreiches Angebot. Die Coachingstunden werden individuell und flexibel vereinbart und können so sehr gut in den Alltag integriert werden. Meistens telefonieren wir, um möglichst wenig logistischen Aufwand zu generieren. Das Coaching ist sehr fokussiert und an meinen persönlichen Fragen ausgerichtet. Ich kann die Zeit perfekt nutzen, um Strategien und Techniken zu entwickeln, um meine Karriere voranzutreiben, ohne dabei meine Familie aus den Augen zu verlieren“, so eine der Coachees.
Weitere Informationen zum "Maternity Coaching" bei Linklaters finden Sie in Personalmagazin 12/2014.
Autorinnen: Julia Göbbels, People Development Manager Germany & Global Projects, und Julia Roth, Human Resources Manager, beide bei Linklaters LLP, Frankfurt am Main.
nicht mal Haufe ist neutral. Die allgegenwärtige Frauenförderung und das im Hintergrund aktive "Gendermainstreaming" verstellt den Blick auf die Realität. Es wird nur auf das Topmanagement reflektiert. Mittlere Führungsebenen sind mittlerweile mit mehr Frauen als mit Männern besetzt. Es gibt mehr Frauen als Studenten als Männer. Frauen in Männerberufe. Warum gibt es Frauenbeauftragte aber keine Männerbeauftragte? Warum gibt es keine Förderung von Kindergärtnern? Diese einseitige Sicht ist inzwischen unerträglich und stellt eine Diskriminierung des männlichen Geschlechts dar. Von Haufe erwarte ich eine neutrale, abstraktere Darstellung der Sachverhalte, gegebenenfalls auch mal gegen den Mainstream.
Mit freundlichen Grüßen
vielen Dank für Ihr Feedback. Selbstverständlich bemühen wir uns immer um eine ausgewogene Darstellung der Sachverhalte. Dieses Top-Thema hatte jedoch nicht zum Ziel, Sinn oder Unsinn der gesetzlichen Frauenquote zu diskutieren beziehungsweise die Frage, ob Frauen generell speziell gefördert werden sollten oder nicht. Das Top-Thema stellt lediglich individuelle Praxisbeispiele von Unternehmen, die für sich die Förderung von Frauen als wichtig erachten, vor und zeigt auf, wie die Unternehmen dies umsetzen. Die Beispiele lassen sich sicher nicht eins zu eins auf andere Unternehmen übertragen, viele Leser werden aber die eine oder andere Anregung für ihre eigene Personalarbeit daraus mitnehmen, zumal sich die dargestellten Programme und Instrumente ja auch - ganz neutral - auf die Förderung anderer Mitarbeitergruppen übertragen lassen.
Beste Grüße
Melanie Rößler, Redaktion Personal