Führung: Wo die meisten Manager zu Hause sind

Das Bundesland mit den meisten Führungskräften pro Einwohner liegt einer Studie zufolge in Norddeutschland. Bundesweit sind nach wie vor die meisten von ihnen Männer. Wie die Unternehmenskultur helfen kann, mehr Frauen in Führung zu bringen, zeigt eine zweite Studie.

 Das Bundesland in Deutschland mit den meisten Führungskräften pro Einwohner ist Hamburg. Auf 10.000 Einwohner kommen dort 478 Spitzenmanager, wie die Wirtschaftsauskunftei Bürgel ermittelt hat, die ihren Sitz in der Stadt mit der höchsten Managerdichte hat. Für die Studie hat Bürgel die Daten von 2.799.955 Top-Führungspositionen wie Geschäftsführer, Aufsichtsräte, Inhaber und Vorstände aus mehr als 700.000 Unternehmen hinsichtlich Alter, Geschlecht und bundesweiter Verteilung ausgewertet.

Wenig weibliche Manager in Bremen und im Süden

Über dem Bundesdurchschnitt von 347 Top-Managern liegen demnach auch Sachsen (mit 419 Managern) und Brandenburg (413). Schlusslicht ist Niedersachsen mit 295 oberen Führungskräften je 10.000 Einwohner.

Die Studienautoren haben bei der Auswertung auch den Frauenanteil in den Chefetagen betrachtet. Dabei stellten sie fest, dass Frauen auf dem Weg nach oben nur langsam vorankommen: Ihr Anteil legte laut Bürgel-Studie von 21 Prozent im Jahr 2012 nur geringfügig auf aktuell 22,4 Prozent zu.

Getoppt wird demnach der Frauen-Anteil in Brandenburg mit 26 Prozent, dagegen sind in Baden-Württemberg, Bremen und Bayern nur ein Fünftel der Führungskräfte weiblich.

"Star"-Kultur begünstigt den Aufstieg von Männern

Wie mehr Frauen in Führung kommen können, wird viel diskutiert. Eine gemeinsame Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management, der London Business School und dem University College London gibt nun Aufschluss darüber, wie die Unternehmenskultur gestaltet sein sollte, damit sie mehr weibliche Führungskräfte fördert.

Das Ergebnis der Forscher um WHU-Professor Jochen Menges lautet: Wer Frauen fördern will, sollte auf ein von Zusammenhalt geprägtes soziales Umfeld mit informellen, engen Beziehungen setzen.  Im Gegensatz dazu begünstigen zentralisierte, hierarchische Kulturen mit einzelnen "Stars" den Aufstieg von Männern.

Schuld daran seien Stereotype: Selbst, wenn männliche und weibliche Führungskräfte sich gleich verhielten und die gleichen Leistungen erbrächten, würden ihre Führungsqualitäten unterschiedlich bewertet – je nachdem, in welchem Umfeld sie arbeiten, erklärt Studienleiter Menges.

Michelle und Michael: gleiches Verhalten, unterschiedliche Wahrnehmung

Diese Erkenntnis beruht auf einem Experiment der Forscher: "Wir haben Teilnehmern in einer unserer Untersuchungen identische Informationen zu einer Führungskraft gegeben und nur jeweils den Namen der Führungskraft geändert: Michelle oder Michael", erläutert Menges. "Wir konnten feststellen, dass Michelle in sozialen Strukturen, die von Zusammenhalt geprägt sind, als charismatischer wahrgenommen wurde, während Michael in einem hierarchischen Umfeld auf Teilnehmer charismatischer wirkte", sagt der Studienleiter.

In einem sozialen Umfeld, so die Erklärung der Wissenschaftler, zählten stereotyp weibliche Eigenschaften wie Fürsorge und Gemeinschaftlichkeit. Daher würden weiblichen Führungskräften in einem solchen Umfeld mehr Charisma zugeschrieben als Männern.
Organisationen, die Wert auf mehr Frauen in Führungspositionen legen, empfehlen die Forscher daher einen Kulturwandel in Richtung mehr Zusammenhalt und weniger Hierarchie.

Die Wissenschaftler, die für ihre Studie die Daten von mehr als 500 Personen in drei separaten Untersuchungen auswerteten, betonen, dass die beobachteten Unterschiede nichts mit tatsächlichen Verhaltensunterschieden zwischen Männern und Frauen zu tun hätten.

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dpa