High Potentials verzichten auf Karriere um jeden Preis

Klassische Führungslaufbahnen und Karrieremodelle verlieren an Attraktivität. Stattdessen legen Berufseinsteiger wie erfahrene Manager mehr Wert auf Work-Life-Balance. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage im Auftrag des "Manager Magazin".

In Deutschlands Unternehmen wachsen die Zweifel am klassischen hierarchischen Aufstieg. Zu starr erscheint er vielen, mit zu viel Ergebnisdruck und zu wenig Zeit für Familie und Freunde. Zunehmend suchen Mitarbeiter nach alternativen Karrierewegen wie der Expertenlaufbahn oder Arbeitszeitreduzierung. "Gerade unter Jüngeren, die an ihren Eltern sehen, wie anstrengend Karriere sein kann, ist der klassische Weg einfach nicht mehr cool", sagt der Wirtschaftspsychologe Heinrich Wottawa von der Universität Bochum.

Das zeigt auch eine Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands (ULA), über die das "Manager Magazin" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Demnach sehen 80 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte den Wunsch nach echter Work-Life-Balance bei den aktuellen Berufseinsteigern als "stark ausgeprägt". Fast zwei Drittel bewerten die Bereitschaft dieser "Generation Y", berufliche Ziele über private Belange zu stellen,  allerdings als "schwach ausgeprägt".

Auch Manager wollen kürzertreten

Die Abkehr von traditionellen Karrieremustern macht nicht bei der Jugend halt. Zwei Drittel der befragten Manager und Experten gaben an, ihr Wille, sich mehr Zeit für Familie und Privatleben zu nehmen, sei in den vergangenen fünf Jahren gewachsen. Der Wunsch nach einem hierarchischen Aufstieg ist dagegen bei 59 Prozent schwächer geworden. Und "Job über alles" gilt schon längst nicht mehr: 61 Prozent sagten, dass ihre Bereitschaft, Familie und Privatleben dem Beruf unterzuordnen, in den vergangenen fünf Jahren abgenommen habe.

"Führungskräfte von heute suchen den Erfolg, kennen aber auch den Preis: hoher Leistungsdruck und wenig Zeit fürs Privatleben", zitiert das Wirtschaftsmagazin den ULA-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme. "Der Verzicht auf einen weiteren Karrieresprung und die Konzentration auf gute fachliche Arbeit sind ein naheliegender Weg, die Belastung wenigstens konstant zu halten."


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