Mittelständler profitieren schnell vom Testergebnis
Haufe Online-Redaktion: Herr Menzel, Sie haben den Inqa-Check "Personalführung" in Ihrem Unternehmen durchgeführt und auch Ihre Mitarbeiter daran beteiligt. In welchen Themenfeldern stehen die Ampeln im Inqa-Check bei Ihnen auf Grün?
Mathis Menzel: Sie stehen eigentlich bei allem auf Grün, wo es um den motivierenden Personaleinsatz geht. Als Mittelständler können wir dabei unsere Flexibilität sehr gut ausspielen. Fällt ein Mitarbeiter für eine kurze Zeit aus oder reduziert die Arbeitszeit mittelfristig, können wir das auf dem kurzen Dienstweg regeln. Wir sind in solchen Fällen einfach viel flexibler und schneller als Konzerne.
Haufe Online-Redaktion: Und in welchen Bereichen stehen die Ampeln eher auf orange oder rot? Wo liegen die Herausforderungen in der Personalführung in Ihrem Unternehmen?
Menzel: Für Mittelständler ist die Personalgewinnung eigentlich immer eine Herausforderung, weil es schwieriger ist, auf sich aufmerksam zu machen als bei Konzernen. Mittelständler haben im Gegensatz zu den bekannten Konzernen ein Imageproblem. Das hat uns der Inqa-Check bestätigt und wir haben darum nun einige Maßnahmen in diesem Bereich eingesteuert. So haben wir nun Tage der offenen Tür bei uns eingeführt und wir haben Kooperationen mit Hochschulen geschlossen, um aktiv nach Praktikanten und Diplomanden zu suchen.
Haufe Online-Redaktion: Inwiefern waren die Ergebnisse des Inqa-Checks für Sie überraschend?
Menzel: Vieles war, wie ich es erwartet hatte, aber eines hat mich wirklich überrascht: Ich hätte nicht gedacht, dass unseren Mitarbeitern die langfristigen Werte, für die unser Unternehmen steht, nicht ganz klar sind. Schließlich besteht unser Familienunternehmen seit 86 Jahren und viele Mitarbeiter arbeiten schon in der dritten Generation bei uns. 120 Mitarbeiter sind eine überschaubare Zahl. Ich kenne jeden und es gibt eine gute Kommunikation mit den Leuten. Wir kümmern uns um die Mitarbeiter und geben zum Beispiel auch finanzielle Unterstützung bei Problemen.
Haufe Online-Redaktion: Wie erklären Sie sich dann das Ergebnis?
Menzel: Ich denke, dass die Mitarbeiter schon ein gewisses Gefühl der Geborgenheit in unserem Unternehmen spüren. Aber es fehlt an einer konkreten Formulierung dafür. Wir haben nicht den einen Slogan, der beschreibt, wofür wir stehen und wohin wir wollen. Aber genau das haben wir nun als Maßnahme aus dem Check abgeleitet. Zusammen mit unserer Beraterin werden wir unseren Anspruch und unsere Ziele definieren und zusammenfassen. Außerdem haben wir schon angefangen, unsere Unternehmensgeschichte stärker zu kommunizieren. So haben wir einige Bilder von heutigen und früheren Mitarbeitern aufgehängt, um dem Unternehmen ein Gesicht zu geben – darunter auch das Bundesverdienstkreuz meines Großvaters, der das Unternehmen gegründet hat.
Haufe Online-Redaktion: Haben Sie noch weitere Maßnahmen aus dem Check abgeleitet?
Menzel: Es gibt nun grundsätzlich ein jährliches Mitarbeitergespräch. Darin spricht der Mitarbeiter mit seiner Führungskraft darüber, wo er derzeit steht und wie gut seine Leistung ist. Außerdem werden seine Ziele definiert. Und ich werde einmal im Quartal alle Mitarbeiter über die aktuelle Lage des Unternehmens informieren – inklusive der wichtigsten Wirtschaftsdaten. Wir haben auch vor dem Test schon solche Gespräche geführt. Das geschah aber eher ad hoc, wenn es einen bestimmten Anlass gab – nicht so formalisiert in Quartalsgesprächen, wie es Konzerne meist tun. Es war also eher ein Warten bis etwas passiert. Durch das Formale können wir den Mitarbeitern mehr Sicherheit geben und wir planen vorausschauender. Ich denke, vorher hatten die Mitarbeiter eine gewisse Scheu nachzufragen, auch wenn meine Tür immer für sie offen stand.
Mathis Menzel ist Geschäftsführer der Menzel Elektromotoren GmbH. Er hat den Inqa-Check "Personalführung" Anfang des Jahres durchgeführt und daraus zusammen mit einer Beraterin Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt.
Das Interview führte Kristina Enderle da Silva, Redaktion Personal.
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