"Es geht um die Akzeptanz des Mitarbeiters"
Haufe Online Redaktion: Sie richten sich mit Ihrer Kampagne "Dick im Geschäft" bevorzugt an dicke Leute, die Sie bei Bewerbungen berücksichtigen möchten. Ist die Figur bei Ihnen ein Einstellungskriterium?
Alexa Ahmad: Es geht gar nicht um die Figur, genau das wollen wir mit unserer Kampagne zeigen. Unsere Aussage gegenüber Bewerbern und Mitarbeitern lautet: "Wir akzeptieren dich. Es ist okay, wenn Du dicker bist. Wir lieben jedes Kilo an Dir." In unserem Unternehmen gibt es keine Ausgrenzung eines Bewerbers oder eines Teammitglieds aufgrund des Körpergewichts. Bei uns zählt, was jeder Einzelne zum Workflow beitragen kann. Soft Skills sind weitaus wichtiger als die Körperfülle, danach handeln wir und das wollen wir auch nach außen zeigen. Junge Menschen stehen unter einem derartigen Druck wegen ihres Aussehens, da werden die Figur oder Augenbrauen, die nicht perfekt sind, zum existenziellen Problem. Ich wollte die Chance ergreifen, hier mit meinem Unternehmen einen Gegenpol zu setzen.
Haufe Online Redaktion: Es geht also um die soziale Akzeptanz im Unternehmen?
Ahmad: Genau. Man muss ganz klar sagen: Wer in einem Team immer wieder das Gefühl vermittelt bekommt, er sei nicht okay, fühlt sich am Arbeitsplatz nicht wohl. Und wer sich nicht wohlfühlt, der kann sich auch nicht gut entfalten. Dass sich das auch auf die Leistung auswirkt, ist ganz logisch, aber den wenigsten Leuten bewusst. Ich weiß von einigen Leuten, die geklagt hatten, weil sie wegen ihres Gewichts nicht eingestellt wurden. Leider schützt das AGG nicht vor Gewichtsdiskriminierung – wegen Religion oder sexueller Orientierung darf man nicht mehr arbeitsrechtlich benachteiligt werden, Dicke aber dürfen weiter diskriminiert werden.
"Das #AGG schützt leider nicht vor #Gewichtsdiskriminierung. Wegen Religion oder sexueller Orientierung darf keiner benachteiligt werden, Dicke aber schon." @Alexa_Ahmad im Interview mit @personalmagazin
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Haufe Online Redaktion: Aber tatsächlich wirkt sich starkes Übergewicht ja auch auf die Gesundheit und somit letztendlich auf die Leistungsfähigkeit aus …
Ahmad: Wir fördern Dicksein nicht, wir wollen es einfach nur akzeptieren. Wir achten sehr auf die Gesundheit der Mitarbeiter. Wir bieten viele Maßnahmen im Gesundheitsmanagement wie Fitnessangebote oder gesundes Essen in der Kantine. An jedem Standort gibt es bei uns Obst und Gemüse. Aber wir wollen die Mitarbeiter, die beispielsweise gerne auch Süßes essen, nicht diskriminieren. Ein paar Kilos mehr sind nicht das Problem, solange man sich bewegt. Und auf diesem Weg wollen wir den Mitarbeiter unterstützen.
Haufe Online Redaktion: Wie reagieren denn die dünnen Mitarbeiter bei Ihnen auf die Kampagne? Fühlen die sich nun wegen der Bevorzugung der Dicken diskriminiert?
Ahmad: Nein. Wir vermitteln jedem Mitarbeiter das Gefühl, dass er akzeptiert ist. Und haben auch schon überlegt, ob wir auch in diese Richtung ein Zeichen setzen sollen. Denn im Zuge der Kampagne kam zur Sprache, dass auch einige sehr dünne Mitarbeiter ständig gefragt werden, ob bei ihnen alles in Ordnung sei.
Haufe Online Redaktion: Wie vermeiden Sie nun aber beispielsweise im Bewerbungsgespräch, einseitig dicke Leute zu bevorzugen?
Ahmad: Ganz ehrlich, ich fände es nicht so schlimm, wenn auch mal die Dicken eine Chance hätten auf einen netten Arbeitgeber. In der Praxis aber ist es so, dass wir natürlich in erster Linie danach auswählen, wer die fachliche Qualifikation mitbringt und auch gut ins Team passt. Nur "dick sein" ist auch bei uns kein Einstellungskriterium.
Alexa Ahmad ist Geschäftsführerin der pme Familienservice Gruppe. Das Video zur Kampagne "Dick im Geschäft" finden Sie hier.
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