Interview mit Norma Schöwe zu 100 Tagen bei der DGFP

Bei der Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) wurde das Rotationsprinzip eingeführt. Die erste Geschäftsführerin, Norma Schöwe, sprach mit dem Personalmagazin über den Stand der Reorganisation und ihre Ziele für die DGFP.

Personalmagazin: Als Ariane Reinhart, Vorstandsvorsitzende der DGFP, Sie gefragt hat, ob Sie die Geschäftsführung bei der DGFP übernehmen wollen, wie lange mussten Sie überlegen? 

Norma Schöwe: Als die Anfrage kam, habe ich mich zunächst einmal riesig gefreut, dass man mir das zutraut. Ich hatte den Job ja nicht auf meiner Agenda. Ich habe mit Ariane Reinhart und anderen Vorstandsmitgliedern Gespräche zu den Erwartungshaltungen geführt und mich dann entschieden, diese einzigartige Chance zu ergreifen und General-Management-Erfahrung zu sammeln.

DGFP: Karrierenetzwerk und Plattform zum Austausch

Personalmagazin: Die DGFP ist nach eigener Definition ein Karrierenetzwerk und hat ein ganz spezielles Geschäft. Kann man die DGFP wie ein normales Unternehmen führen?

Schöwe: Die DGFP ist seit ihrer Gründung ein Netzwerk von und für HR. Sie ist in der Tat auch ein Karrierenetzwerk, aber vor allem eine Plattform für Austausch und Dialog zu den operativen und strategischen HR-Themen. Das ist bei all unseren Angeboten und Produkten Leitlinie. Als gemeinnütziger Verein gelten nicht alle Regeln der Wirtschaft gleichermaßen. Wir haben einen gemeinnützigen Auftrag. Dafür braucht es eine stabile wirtschaftliche Grundlage. Für diese zu sorgen, ist meine wichtigste Aufgabe.

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Personalmagazin: Ihre Vorgängerin hat die DGFP grundlegend reorganisiert: den Sitz von Düsseldorf nach Frankfurt verlegt und Standorte geschlossen. In welcher Phase steckt die Organisation? Ist die Reorganisation abgeschlossen?

Schöwe: Von außen betrachtet ist die Reorganisation abgeschlossen, doch muss diese jetzt auch zur gewünschten Wirkung auf Seiten des Geschäfts führen. Hier braucht es noch mehr Erfolge und Nachhaltigkeit. Nach hundert Tagen hat sich mein Blick auf die DGFP verändert. Ich habe unterschätzt, wie wichtig es ist, zunächst einmal Ruhe in die Organisation zu bringen. Im Zuge der Reorganisation haben sich viele Schlüsselpositionen und Abläufe verändert. Wir müssen jetzt stabilisieren und die richtigen Prioritäten setzen, dürfen aber auch das Momentum nicht verlieren. 

Mittelständler und Dax-Konzerne in der DGFP

Personalmagazin: Was sehen Sie als Stärke der DGFP?

Schöwe: Wir sind ein Verband mit vielen Mitgliedern und einer großen Bandbreite: Bei uns sind die meisten Dax- und MDax-Konzerne ebenso vertreten wie viele Mittelständler, die den Schwerpunkt unserer Mitglieder ausmachen. Dieses Alleinstellungsmerkmal müssen wir noch stärker in der Außendarstellung nutzen. Und wir müssen uns noch viel stärker am Kunden orientieren: Welche Produkte aus unserem Portfolio werden vom Kunden angenommen, welche nicht? Wir müssen den Mut haben, uns auch von Dingen zu trennen, die uns am Herzen liegen.

Personalmagazin: Wie wollen Sie die wirtschaftliche Situation verbessern und die DGFP aus den roten Zahlen führen? Durch Kostensenkung oder Umsatzwachstum?

Schöwe: Wir brauchen beide Stellhebel. Auf der Kostenseite haben wir schon viel erreicht, jetzt müssen wir dafür sorgen, dass sich die Einnahmen verbessern. Wir haben eine Customer-Relation­ship-Initiative gestartet, von der wir positive Ergebnisse erwarten. Dies wird nicht unmittelbar wirken, aber nachhaltig. Gleichzeitig investieren wir in das Marketing; hier müssen wir gezielter und effizienter werden. Letztlich ist der direkte Kontakt unseres Mitgliedermanagements zu den Mitgliedern entscheidend. Ziel ist es, unsere Mitglieder besser zu kennen und optimal ansprechen zu können. Das führt am Ende zu mehr Umsatz.

Kritischer Blick auf Weiterbildungsformate

Personalmagazin: Sie haben zwei Einnahmequellen: Mitgliedsbeiträge und Verkauf von Weiterbildungsangeboten. Auf was setzen Sie?

Schöwe: Wir setzen auf beide Einnahmequellen. Bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen sind wir weitgehend stabil. Wir verlieren einige Mitglieder, bekommen aber auch neue hinzu. Hier sieht man auch, wie wichtig es ist, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten. Besteht dieser, gibt es kaum einen Kündigungsgrund. Die Gewinnung neuer Mitglieder hat natürlich für uns ein nachhaltiges Umsatzpotenzial. Der weitere Stellhebel ist das Weiterbildungsgeschäft, das divers und hart umkämpft ist. Deshalb müssen wir die Formate anbieten, bei denen wir unseren Vorteil als Verein in den Fokus bringen können.

Personalmagazin: Könnte die DGFP auch ohne Akademiegeschäft überleben? 

Schöwe: Diese Diskussion gab es in der Vergangenheit immer wieder, zum Teil tatsächlich auch mit radikalen Ansätzen. Um am Weiterbildungsmarkt wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist ein kritischer Blick auf das Portfolio sicher der richtige Schritt. Wir sehen die Akademie nicht als Ganzes, sondern als Summe verschiedener Weiterbildungsformate wie beispielsweise Seminare, Ausbildungen oder Jahrestagungen. Derzeit schauen wir uns die Performance eines jeden Formats an. 

"Um am Weiterbildungsmarkt wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ist ein kritischer Blick auf das Portfolio sicher der richtige Schritt. Wir sehen die Akademie nicht als Ganzes, sondern als Summe verschiedener Weiterbildungsformate." Norma Schöwe, DGFP

Personalmagazin: Die Organisation stabilisieren, das Portfolio erneuern – Sie beschreiben Ihren Job als klassische Managementaufgabe. Die DGFP hatte immer auch einen politischen Anspruch. Liegt diese Aufgabe jetzt allein beim Vorstand?

Schöwe: Nein, das ist die gemeinsame Aufgabe von Vorstand und Geschäftsführung und unserem Büro in Berlin, hier können wir gemeinsam stark sein. Beim DGFP-Kongress im September wird Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sprechen, an den Panel-Diskussionen beteiligen wir die Sozialpartner. Unser Ziel bleibt es, die Stimme von HR in Richtung Politik und Gesellschaft zu sein. Ein Beispiel sind unsere Hauptstadtdialoge, die erfolgreich in Berlin mit politischen Akteuren stattfinden.

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Personalmagazin: Und wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Vorstand? Wie viel Unterstützung gibt es?

Schöwe: Hervorragend. Die Vorstandsmitglieder haben alle einen Job, der sie fordert und machen die Arbeit für die DGFP im Ehrenamt. Ich bin positiv überrascht, wie unkompliziert Abstimmungen laufen und wie viel Unterstützung ich bekomme, beispielsweise um Referenten für den Kongress oder für Tagungen zu gewinnen.


Norma Schöwe ist seit 1. Februar 2019 in der Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) tätig. Zuvor war die Juristin bei einem Werk von Continental in Frankfurt (ehemals Siemens VDO) für die Personalarbeit zuständig. Nun ist sie die erste Geschäftsführerin der DGFP, die unter dem neuen Rotationsprinzip arbeitet. Ihr Vertrag ist deshalb auf zwei Jahre befristet.

Schöwe selbst ist von dem Rotationsprinzip überzeugt: "Die Idee der Rotation in der Geschäftsführung der DGFP finde ich gut. Damit wird ein gewisser Druck erzeugt, in kurzer Zeit etwas zu erreichen, und sie bietet die Chance, frischen Wind zu bekommen."

Die ungekürzte Fassung des Interviews ist im Personalmagazin 07/2019 erschienen. 


Schlagworte zum Thema:  HR-Management, Weiterbildung