Kinderbetreuung bleibt ein großes Problem für Unternehmen

Eltern haben seit einem Jahr Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch die Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestehen laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags trotzdem weiter. Die Umfrage zeigt auch, was die Betriebe bisher dagegen tun.

Die Online-Umfrage "Am Ball bleiben – Kinderbetreuung flexibilisieren und ausbauen" auf Basis von 1.625 befragten Unternehmen zeige, dass die die Anstrengungen der Politik zu einer leichten Entspannung beigetragen hätten, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben dem "Handelsblatt". Bis zu einem bedarfsgerechten Betreuungsangebot sei es jedoch noch "ein gutes Stück Weg".

Die betrieblichen Abläufe sind häufig eingeschränkt

Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen (58 Prozent) gibt an, dass die betrieblichen Abläufe durch ein unzureichendes Betreuungsangebot erheblich oder spürbar eingeschränkt seien. Gerade die Betreuung von Kleinkindern ist dabei problematisch: 35 Prozent sehen hier eine erhebliche oder spürbare Einschränkung, weitere 30 Prozent eine geringfügige. Dagegen verspürt nur 14 Prozent der Befragten keinerlei Einschränkungen.

Dies betrifft in etwa alle Branchen und Regionen in Deutschland gleichermaßen, so die Studienautoren. Die Handels- und Dienstleistungsbranche ist etwas mehr betroffen, der Osten Deutschlands durch die bessere Betreuungsinfrastruktur etwas weniger.

Den Angeboten fehlt die Flexibilität

"Das größte Problem sind die Betreuungszeiten", betonte Wansleben. "Sie sind nach wie vor zu unflexibel und berücksichtigen zu wenig die Bedürfnisse berufstätiger Eltern." 34 Prozent der Befragten meint, dass die mangelnde Flexibilität bei zusätzlichem Arbeitsbedarf die betrieblichen Abläufe erheblich oder spürbar beeinflussen. 38 Prozent geben dies für die Arbeitszeitreduzierung wegen zu kurzer Betreuungszeiten und 26 Prozent für die Koordination von Urlaubszeiten in der Ferienzeit an.

Auch bei der Besetzung von Führungspositionen durch Mütter fühlen sich die befragten Unternehmen erheblich oder spürbar eingeschränkt (35 Prozent), weitere 20 Prozent sehen die Einschränkung als geringfügig an. Aber auch immerhin 49 Prozent sagen, dass sie an dieser Stelle keine Probleme sehen.

Die Unternehmen ergreifen selbst die Initiative

Weil für Eltern und Unternehmen eine gewisse Flexibilität unverzichtbar sei, setzten die Unternehmen zunehmend auf Selbsthilfe, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer: "Inzwischen bieten fast 90 Prozent der Betriebe flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten an."

Gelegentliche oder regelmäßige Arbeit im Homeoffice bieten derzeit 41 Prozent der Befragten an, weitere zehn Prozent wollen dies künftig tun. Finanzielle Zuschüsse haben derzeit 25 Prozent und künftig weitere vier Prozent. Die gleiche Zahl an Befragten erlaubt es, Kinder mit an den Arbeitsplatz zu bringen.

Die Maßnahmen die bisher am wenigsten genutzt werden sind die Notfallbetreuung, Organisation von Ferienbetreuungsangeboten, Belegplätze in  Betreuungseinrichtungen (alle unter 20 Prozent). Die eigene Kinderbetreuung und die Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder bilden die Schlusslichter mit weniger als zehn Prozent.

Die Politik ist weiter gefordert

"Die Betriebe machen hier die Hausaufgaben der Politik", kritisierte Martin Wansleben. "Für ein passendes Betreuungsangebot zu sorgen, ist nicht die Aufgabe der Unternehmen. Hier ist eindeutig die Politik gefragt. Die gemeinsamen Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen dürfen jetzt nicht nachlassen." Die befragten Unternehmen wünschen sich hier vor allem Unterstützung bei längeren Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen am Nachmittag, bei der zuverlässigen Betreuung auch  in den Ferien sowie insgesamt mehr Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige.


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