Nun ist es vorbei – das Spiel um einen Ball und viele Emotionen. In der 113. Minute des Finales erschoss Mario Götze für sich und seine Team die – für deutsche Verhältnisse – Rekordprämie von 300.000 Euro. So viel lobte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als zusätzliche Prämie für jeden einzelnen Spieler des 23-köpfigen Kaders bei Gewinn des WM-Titels aus. Für die Teilnahme alleine am Endspiel war den Spielern bereits die Hälfte der Summe versprochen. Hinzu kommt die Prämie der Fifa an den neuen Weltmeister von über 25 Millionen Euro.
Nur der Titel ist Objekt der Begierde
Ob und inwieweit die Aussicht auf die Erfolgsprämie aber tatsächlich den Ausschlag beim Erreichen des Ziels gab, sollte anlässlich des Finales in Rio de Janeiro hinterfragt werden - ebenso wie in anderen Bereichen, in denen leistungsorientierten Zulagen ausgelobt sind.
Die Diskussion um die Effektivität materieller Anreize für die Leistungsbereitschaft ist alt. Der Wirtschaftsjournalist und Autor des Buches "Gierige Chefs", Dirk Schütz, sagt: "Kein Konzernchef arbeitet besser – mehr oder intelligenter -, wenn er 20 statt zwei Millionen verdient." Und niemand wird im Ernst vermuten, dass im WM-Endspiel auch nur ein einziger Spieler der deutschen Mannschaft beim Ringen um den Titel von der Aussicht auf 150.000 Euro "on top" getrieben war.
Quelle der Motivation dürfte auch bei der argentinischen Mannschaft vorrangig der Ruhm des Weltmeisters gewesen sein, obwohl diese nach Angaben der spanischen Zeitung "As" in diesem Fall sogar 510.000 Euro erhalten hätten. Noch mehr Geld hätte die spanischen Spieler im Finale erwartet: Für den zweiten Platz war eine Prämie von 360.000 Euro, für den Sieg das Doppelte pro Spieler festgelegt gewesen. Die Tatsache, dass Spanien bereits in der Vorrunde in den ersten beiden Spielen scheiterte, dürfte also zumindest für Fußballfans eindrücklich belegen, dass hohe Erfolgsprämien beileibe noch kein Garant für den gewünschten Erfolg sind.
Variable Anreize in Maßen
Trotzdem nennt der Kölner Personalökonom Dirk Sliwka, gegenüber dem Personalmagazin empirische Studien, die zeigen, dass variable Vergütungsbestandteile leistungsförderlich auf Teams oder Individuen wirken. Beachtet werden sollte jedoch auch die sogenannte "Verdrängungsthese", nach der hohe Anreize durch Bonuszahlungen eine anfangs noch vorhandene Eigenmotivation vollkommen überlagern können. Die Kunst wird im Fußball wie im Management in der goldenen Mitte liegen: Vorhandene Eigenmotivation und Leistungsbereitschaft sollte durch erfolgsabhängige Anreize nicht ersetzt, sondern ausschließlich ergänzt oder unterstützt werden.
Übrigens: Die Spieler der griechischen Nationalmannschaft haben nach ihrem Ausscheiden im Achtelfinale auf ihre Prämie verzichtet. Da sie nach eigenen Angaben nicht für die Prämie, sondern alleine für "Griechenland und sein Volk" gespielt hatten, baten sie den griechischen Premierminister, statt der Bonusauszahlung ein nationales Trainingszentrum aufzubauen.
Autorin: Katharina Schmitt ist Redakteurin im Personalmagazin.