Wie Telemedizin bei Kontaktallergien das Gesundheitsmanagement unterstützen kann
Es gibt unterschiedliche Ursachen für ein Handekzem. Besonders berufsbedingte Umstände wie Feuchtarbeiten, das Tragen von Handschuhen und Kontakt mit beispielsweise chemischen Mitteln oder Metallen irritieren die Haut, können zu Entzündungsreaktionen und zu Kontaktallergien führen. Seit der Covid-19-Pandemie ist außerdem ein starker Anstieg des sogenannten "toxischen Handekzems" zu beobachten, das auf Irritationen der Haut durch häufiges Händewaschen und Desinfizieren der Hände zurückzuführen ist.
Werden diese Erkrankungen nicht sehr frühzeitig erkannt und richtig behandelt, sind lange Fehlzeiten die Folge. So fielen laut einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums im Jahr 2019 im Durchschnitt elf Arbeitsunfähigkeitstage an, die durch die Diagnose "Ekzem" verursacht wurden. Neben dem persönlichen Leid und einer Einschränkung der Lebensqualität entstehen hohe Kosten durch den Arbeitsausfall bei ausgeprägten Handekzemen. Die Schäden für Unternehmen durch Fehltage aufgrund von Hauterkrankungen werden auf rund 1,8 Milliarden Euro im Jahr geschätzt.
Hauterkrankungen als Berufskrankheit
Als Berufsallergie wird eine allergische Erkrankung bezeichnet, die sich in Folge einer bestimmten beruflichen Tätigkeit durch gehäufte Kontakte mit einem bestimmten Arbeitsstoff (Allergen) zeigt. Das Krankheitsbild der Kontaktallergie ist im Bundeseinheitlichen Kassenverzeichnis (BEKV) für Berufserkrankungen aufgelistet und klar definiert. Die Anerkennung ist dabei an bestimmte Kriterien gebunden wie beispielsweise "schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen", die zur Unterlassung aller Tätigkeiten führen (Ziffer 5101).
Die Entscheidung über die Anerkennung als Berufskrankheit treffen der Unfallversicherungsträger beziehungsweise die Berufsgenossenschaft, die auch in Folge für die Erkrankung und die Therapieverfahren Zuständigkeit erhalten. Das "toxische Handexkzem", über das aktuell viele Beschäftigten durch das pandemiebedingte häufige Händewaschen und -desinfizieren klagen, ist bisher noch nicht als Berufskrankheit anerkannt.
Krankheitsbild und Behandlung von Kontaktallergien
Durch einen lang andauernden oder wiederholten direkten Hautkontakt zu bestimmten Substanzen kommt es zu einer Störung der epidermalen Hautbarriere (oberste Hautschicht) und nachfolgend zu einer Entzündung der Haut, die als Ekzem bezeichnet wird. Anzeichen sind trockene Haut, Rötung, Schuppung, Bildung von Bläschen, Papeln oder Pusteln. Darauffolgend kann es zu Juckreiz und Brennen kommen. Am häufigsten sind die Hände betroffen, die in einem besonderen Maß durch äußere Einflüsse bei der Arbeit belastet werden. Die Beschwerden treten nicht unbedingt sofort, sondern teils auch erst nach ein bis drei Tagen auf. Eine Kontaktallergie entwickelt sich über längere Zeit, in der man immer wieder mit dem Allergen in Berührung kommt.
Mittelschwere Handekzeme können über Wochen oder Monate bestehen bleiben. Schwere Handekzeme gehen mit ausgedehnten, oft wiederkehrenden oder beständigen Hautveränderungen einher und sind schwierig zu behandeln. Etwa zwei bis vier Prozent zählen zu dieser Form. Man spricht von einem chronischem Handekzem, wenn die Beschwerden über drei Monate bestehen oder in einem Jahr mindestens zweimal auftreten.
Prävention von Kontaktallergien durch Aufklärungskampagnen
Natürlich besteht die effektivste Methode, einer Allergie vorzubeugen, darin, den Umgang mit bestimmten Chemikalien zu verhindern beziehungsweise gefährliche und gesundheitsgefährdende Arbeitsstoffe zu ermitteln und gegen ungefährliche oder weniger gefährliche zu ersetzen. Darüber hinaus sollten Beschäftigte dazu ermutigt werden, selbst für den Schutz und die regelmäßige Pflege der belasteten Hautareale zu sorgen.
Bei einer anonymisierten Studie unter insgesamt 12.000 Beschäftigten konnten wir feststellen, dass zu Beginn einer proaktiven Aufklärungskampagne nur durchschnittlich 30 Prozent der Mitarbeitenden ein Bewusstsein für den Umgang mit Chemikalien hatten und eine regelmäßige Hautpflegeroutine durchführten. Über interne Marketing- und Kommunikationskampagnen wurden die Beschäftigten daraufhin über einfache Pflegeroutinen und deren Wirksamkeit aufgeklärt. Dies zeigte langfristigen Erfolg bei den Mitarbeitenden.
Vorteile digitaler Hautarztpraxen für Unternehmen
In einem anderen Fall aus der Praxis waren in einem Großkonzern mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden etwa 28 Prozent der Beschäftigten, die sich digital untersuchen ließen, wegen einer Kontaktallergie krankgeschrieben, davon etwa elf Prozent für mehr als drei Monate. Ziel des Unternehmens war es, durch Prävention und einem unmittelbareren Therapiebeginn krankheitsbedingte Fehlzeit zu verhindern und den Berufserhalt der Betroffenen zu ermöglichen. Auch der Gefahr des Präsentismus sollte vorgebeugt werden: Nicht selten schätzen die Arbeitnehmenden ihre Hauterkrankung als unbedeutend ein und erscheinen trotz Krankheit zur Arbeit, können aber tatsächlich die geforderte Leistung nur zum Teil oder gar nicht erbringen.
In den meisten Fällen wenden sich Beschäftigte bei Hautveränderungen an den eigenen Hausarzt, da sie keinen zeitnahen Termin bei einem Dermatologen bekommen. Die Wartezeit auf einen Hautarzttermin bei einem niedergelassenen Hautarzt beträgt im bundesweiten Durchschnitt 38 Tage. Über die Kooperation mit digitalen Hautärzten können Beschäftigte schon in einer Frühphase ihre Erkrankung diagnostizieren lassen. In der Dermatologie als visuell geprägtes Fach ist die Behandlung mittels des onlinegestützten Bild-Text-Verfahrens möglich. So kann eine Diagnose etwa auch schon aufgrund von Fotos und einem ausgefüllten Fragebogen, welche per App an die Hautärzte übermittelt werden, erstellt werden. Auf diesem Wege sind auch Verlaufskontrollen und das Austellen von Rezepten möglich.
Gute Online-Dermatologen klären dabei auch ab, ob die Erkrankung berufsbedingt sein könnte. In diesem Fall werden die Patienten gebeten, sich beim eigenen Betriebs- oder Werksarzt vorzustellen. Durch das Zusammenspiel von Online-Betreuung und Arbeitsmedizin können Patienten unmittelbar mit der hautärztlichen Therapie beginnen. Gleichzeitig sorgen die Arbeitsmediziner für die weiteren Maßnahmen am Arbeitsplatz, um für die Patienten die bestmögliche medizinische Qualität zu gewährleisten.
Arbeitgeber sollten auch die Prävention unterstützen
Sollte eine Therapie auf Distanz nicht ausreichen, können auch "Berufsdermatologie-Sprechstunden" an Kliniken beziehungsweise Unikliniken hinzugezogen werden. Auch kann im Rahmen der Behandlung eine berufsdermatologische stationäre Rehabilitation in spezialisierten Kliniken sinnvoll sein, die von Unfallversicherungsträgern übernommen wird.
Neben der Übernahme der Behandlungskosten durch die Berufsgenossenschaft sollte der Arbeitgeber den Beschäftigten helfen, eine kompetente Unterstützung zu erhalten. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Angestellten dermatologische Behandlungen auf telemedizinischer Ebene an, die über den Betriebsarzt oder bei Unternehmen ohne betriebliches Gesundheitsmanagement auch losgelöst genutzt werden können. Auch die Teilnahme an branchenspezifischen Hautschutzseminaren (sogenannte sekundäre Individualprävention), die von verschiedenen Unfallversicherungsträgern angeboten werden, kann zur Prävention beitragen.
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