"Der HR-Softwaremarkt steht unter Innovationsdruck"


Marktgespräch HR-Software mit Markus Schunk von HR Works

Das Freiburger Softwarehaus HR Works zählt zu den zahlreichen HR-Softwareanbietern, die den mittelständischen Markt prägen. Wie entwickelt sich der Markt, wie behaupten sich diese Häuser im Wettbewerb mit Startups und Einhörnern? Ein Gespräch mit Markus Schunk, Geschäftsführer von HR Works.

Der Markt für HR-Software boomt. Davon profitieren derzeit nicht nur die großen Player, sondern auch die mittelständischen Anbieter. Markus Schunk blickt auf das erfolgreichste Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte von HR Works zurück. Umsatzzahlen nennt das Unternehmen nicht, doch die Zahl der Mitarbeitenden habe sich in den letzten anderthalb Jahren verdoppelt. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Schunk einen signifikanten zweistelligen Millionenumsatz.

Der 46-Jährige leitet seit Oktober 2020 die Geschäfte beim Freiburger Softwarehersteller HR Works, das der Finanzinvestor Maguar Capital vom Gründer und Inhaber Thomas Holzer erwarb. Das Unternehmen, das ursprünglich aus der Reisekostenabrechnung kommt, bietet inzwischen eine HCM-Suite für kleine und mittelständische Unternehmen an. "Seit der Gründung sind wir immer profitabel gewesen und das wollen wir auch in dieser neuen Phase der Entwicklung beibehalten", so Schunk. Einen kurzfristigen oder erhöhten Renditedruck verspürt er nicht. Maguar Capital sei auf langfristiges Investment bedacht und gebe den Entwicklungen Zeit.

Spitze Zielgruppe im Markt für HR-Software

Die neue Phase, von der Schunk spricht, soll dem Traditionsunternehmen zu mehr Sichtbarkeit im Markt verhelfen. "Bislang haben wir durch Produktqualität überzeugt, waren aber wenig visibel", sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit der Haufe Online Redaktion. Neukunden generierte der Softwareanbieter primär über Mundpropaganda. Das soll sich nun ändern. HR Works investiert verstärkt in Marketing, Vertrieb und Kundenservice. Das dürfte auch einem umkämpften Markt geschuldet sein, in dem Startups wie das Münchner "Einhorn" Personio mithilfe von Wagniskapital eine kompromisslose Expansionsstrategie fahren. Schunk sieht den Erfolg des Wettbewerbers gelassen: "Das unterstreicht lediglich die Attraktivität des Marktsegments, in dem wir operieren." Einen Verdrängungsmarkt sieht er nicht. Die Zielgruppe sei spitz, zugegeben. HR Works will den kleinen Mittelstand, also Betriebe zwischen 50 und 300 Beschäftigen, digitalisieren. Doch das Potenzial sei groß, so Schunk. Viele dieser Unternehmen haben bislang nur einzelne HR-Prozesse digitalisiert, manche arbeiten mit der Zwischenlösung Excel, andere noch mit Papier und Stift.

All-in-One-Lösung mit Schnittstellen

"Wir sehen uns als digitaler Grundversorger für KMUs", sagt Schunk. Gegen Personio, das zuletzt weitere 270 Millionen Dollar an Kapital von Investoren einsammelt hat und mehrere europäische Märkte gleichzeitig bearbeitet, wirkt der Anspruch von HR Works bodenständig. Der Fokus liegt auf Unternehmen aus der DACH-Region. Ausschlaggebend für eine Zusammenarbeit sei jedoch nicht die Unternehmensgröße, sondern die Anforderungen der Kunden. "Sofern wir diese bedienen können, arbeiten wir auch mit Betrieben mit 700 oder 800 Beschäftigen zusammen", sagt Schunk. HR Works folgt dem Ansatz, alle Leistungen für HR-Administration aus seiner Hand anzubieten: Zeitwirtschaft, Personalverwaltung, Reiskostenabrechnung und Lohnbuchhaltung. Für zusätzliche Funktionen biete der Softwarehersteller Schnittstellen und Partnerlösungen.

Regionalität als Standortvorteil

Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an der Weiterentwicklung seines Produktportfolios. "Unser Anspruch ist es, das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in unserem Segment zu bieten", sagt Schunk. Bemerkenswert dabei: HR Works setzt, im Vergleich zur gängigen Praxis vieler Softwareunternehmen, ausschließlich auf den Entwicklungsstandort Deutschland. "Wir haben keine Programmierer oder Entwickler in Osteuropa und planen das auf absehbare Zeit auch nicht." Die Auswirkungen des Ukrainekriegs spürt das Unternehmen demnach nicht. Stattdessen spielt es die Mittelstandskarte und macht sich den vermeintlichen Standortnachteil in der badischen Provinz zum Vorteil. "Unsere Entwickler finden wir in der Region, die Heimatverbundenheit vieler Menschen hier spielt uns in die Karten", erzählt Schunk. In Berlin, wo tausende Startups um die besten IT-Kräfte buhlen, sähe die Situation wohl anders aus.

HR Works: Mittelständler durch und durch

Die Bodenständigkeit scheint HR Works nicht zu schaden. "In mancher Hinsicht ähneln wir unseren mittelständischen Kunden", sagt Schunk. Was er meint: Das Unternehmen wächst profitabel, setzt auf Kontinuität, Produktqualität und Zuverlässigkeit. "Damit können sich unsere Kunden identifizieren." Ganz so einfach wird es in Zukunft nicht werden. Einen Preisdruck bei Software für HR-Administration sieht Schunk gegenwärtig nicht. Einen Innovationsdruck hingehen schon. Deshalb haben der Geschäftsführer und sein Team die Entwicklungen und Trends genau im Blick. "Mitarbeiterbindungen und Kompetenzmanagement sind sicherlich zwei Zukunftsthemen, Recruiting ist ein Dauerbrenner", sagt Schunk. Dennoch müsse die Entscheidung, wo das Unternehmen selbst Lösungen entwickle und wo es auf Partnerlösungen setze, wohlüberlegt sein.

Gegenwärtig, so scheint es, bietet der Digitalisierungsrückstand vieler mittelständischer Betriebe in Deutschland noch reichlich Wachstumspotenzial. Prognosen gehen von einem Marktwachstum zwischen 15 und 20 Prozent jährlich aus. "Unser Ziel ist es, schneller zu wachsen als der Markt", sagt Schunk. Der Kampf um die Marktanteile scheint in vollem Gange. Und HR Works möchte dabei ein Wörtchen mitreden. Aktuell scheint der Plan aufzugehen.


Zur Serie: Im "Marktgespräch HR Tech" spricht die Haufe Online Redaktion in regelmäßigen Abständen mit Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen etablierter Softwarehäuser sowie aufstrebender Startups und beleuchtet dabei die Entwicklungen und Trends im Markt für HR-Software.