Microlearning: Definition, Beispiele, Mehrwert & Kosten

Wie können Mitarbeitende motiviert neues Lernen und das Gelernte langfristig behalten? Eine mögliche Antwort: durch Microlearning. Diese Lernform setzt auf kleine Lerneinheiten, die flexibel gestaltet und zeit- sowie ortsunabhängig konsumiert werden können.

In einer zunehmend digitalen Arbeitswelt gewinnen neue Lernmethoden immer mehr an Bedeutung. Microlearning, das Lernen in kleinen, kompakten Einheiten, hat sich als besonders effektive Methode der Wissensvermittlung und des Lerntransfers etabliert. Diese Lernform bietet Flexibilität, schnelle Erfolgserlebnisse und eine hohe Anwendungsorientierung. Was Microlearning genau ist, welche Vorteile es bietet und wie es in Unternehmen erfolgreich eingesetzt wird, erklärt dieser Artikel.

Was ist Microlearning?

Microlearning ist ein umfassendes Lernkonzept, das eine breite Palette von Lernaktivitäten und -formaten beinhalten kann. Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von Wissen in kleinen, leicht verdaulichen Lerneinheiten. Mehrere Lerneinheiten können ein zusammenhängendes Microlearning bilden. Die Lerneinheiten sind zwischen zwei und 15 Minuten lang und konzentrieren sich auf konkrete Lernziele, die auf ein übergeordnetes Wissensziel ausgerichtet sind. Mit Microlearning können Lerninhalte besser verinnerlicht werden. Die kurzen Lernsequenzen, oft in Form von Videos, Quizfragen oder Infografiken, lassen sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren - sei es in der Mittagspause, auf dem Weg zur Arbeit oder in kurzen freien Momenten. Die "Lernhäppchen" können problemlos auf mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets genutzt werden. Ihre Kürze und die geräteübergreifende Abrufbarkeit machen Microlearning zu einem der flexibelsten Lernformate.

Theoretische Grundlage für Microlearning ist die Vergessenskurve nach Ebbinghaus. Sie zeigt, wie schnell Wissen verloren geht und wie durch mehrfaches und regelmäßiges Wiederholen von Inhalten mit klarem Fokus dem Vergessen entgegengewirkt werden kann. Microlearning ist beliebt. So halten 85 Prozent der befragten Experten der Trendstudie "Learning Delphi 2023/2024" des mmb-Instituts in Essen Micro Learning bzw. Learning Nuggets für eine wichtige Lernform in Unternehmen.

Kritiker bemängeln, dass komplexe Sachverhalte zu stark vereinfacht werden müssen, um in kurzen Lerneinheiten dargestellt werden zu können, was zu fragmentierten Lernerfahrungen führen kann.

Verschiedene Formen von Microlearning

Ein Microlearning-Konzept kann auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden. Wichtig ist, dass die Lernenden von den kurzen Lernimpulsen nicht genervt sind, sondern diese motiviert und mit Freude aufnehmen. Dazu trägt auch der Einsatz unterschiedlicher Medien und Formate bei:

  • Lernvideos: Kurze Videos erklären bestimmte Themen oder Prozesse und erleichtern das Verständnis durch visuelle Elemente.
  • Quiz und Gamification: Interaktive Tests und spielerische Elemente steigern die Motivation und den Lernerfolg.
  • Infografiken: Übersichtliche Grafiken visualisieren komplexe Inhalte und machen sie leicht verständlich.
  • Tooltipps und Checklisten helfen beim Vertiefen und bei der Übersicht über Gelerntes.
  • Digitale Karteikarten: Sie ermöglichen es, Wissen schnell und effizient zu wiederholen.
  • Interaktive Elemente: Unterschiedliche Formen wie Ja/Nein-Fragen oder Multiple-Choice-Tests fördern die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff.
  • Lern-Apps, die speziell auf diese Art des Lernens zugeschnitten sind, zeit- und ortsunabhängig auf dem Smartphone genutzt werden können und eine unternehmensweite Auswertung der Zugriffszahlen und des Lernerfolgs ermöglichen.

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Learning Nuggets selbst erstellen

Während Microlearning das übergeordnete Lernkonzept bezeichnet, sind Learning Nuggets kleine, konzentrierte Einheiten von Lerninhalten, die bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten in einem prägnanten Format vermitteln. Learning Nuggets sind in der Regel 2 Minuten oder kürzer und konzentrieren sich auf ein einziges Thema oder Lernziel. Sie sind klar und leicht verständlich und sollen das Interesse an einem Thema wecken oder Wissen wiederholen.

Wie das aussehen kann? Tiktok und Instagram haben es vorgemacht: Kurze, auf den Punkt gebrachte Videos stoßen auf große Resonanz und folgen dennoch einer klaren Struktur. Dies sollte auch bei der Erstellung von Learning Nuggets beachtet werden, die in der Regel einer bestimmten Struktur mit Einleitung, Hauptteil und Abschluss mit Handlungsaufforderung folgen sollten. Nuggets können interaktive Elemente enthalten, sie können unabhängig voneinander verwendet oder zu einem umfassenderen Lernprogramm kombiniert werden. Auch bei der Erstellung von Learning Nuggets kommt zunehmend Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Damit lassen sich etwa längere Lerneinheiten schnell auf die wesentlichen Punkte zusammenfassen oder auch Illustrationen erzeugen.

Learning Nuggets haben nicht nur den Vorteil, dass Lerninhalte in kurzen Häppchen an die Lernenden gebracht werden können und ihn motivieren, am Thema zu bleiben. Sie können auch schnell und ohne großen Aufwand aktualisiert werden. Gerade bei Themen, die häufigen Änderungen unterworfen sind, wie zum Beispiel gesetzliche Vorschriften oder technische Neuerungen, eignet sich diese Methode hervorragend.

Vorteile von Microlearning

Die kurzen Lerneinheiten können zeit- und ortsunabhängig in den Arbeitsalltag integriert werden. Auch Mitarbeitende ohne Bildschirmarbeitsplatz können davon profitieren und einfach auf dieses digitale Lernformat zugreifen. Junge Menschen werden besonders angesprochen, da sie es aus den sozialen Medien gewohnt sind, kurze Filmsequenzen und Informationen zu konsumieren. Das Engagement und die Motivation, das Gelernte am Arbeitsplatz umzusetzen, steigen. Insgesamt sind diese Vorteile sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeitende herausragend.

Weitere Vorteile von Microlearning sind:

Kosteneffizienz: Weder für die Produktion noch für die Lernerfahrung selbst müssen Unternehmen hohe Kosten und einen hohen Zeitaufwand einplanen. Dennoch können sie ihren Mitarbeitenden effiziente Lernerfahrungen bieten. Diese Effizienz kann sich auch positiv auf den Return on Investment (ROI) von Lern- und Entwicklungsprogrammen auswirken.

Verbesserung der Behaltensleistung: Einer der Hauptvorteile von Microlearning ist seine Fähigkeit, das Behalten von Wissen zu verbessern. Basierend auf der Theorie der Vergessenskurve von Hermann Ebbinghaus bietet Microlearning den Lernenden kleine, leicht verdauliche Informationseinheiten, die sie leichter behalten und im Laufe der Zeit wieder abrufen können.

Sicherung der Prozess- und Produktqualität: Die Optimierung von Arbeitsprozessen und die Sicherung einer hohen Produktqualität sind entscheidend für den Unternehmenserfolg. Eine 2019 im amerikanischen Journal of Dairy Science veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass Mitarbeitende in Molkereibetrieben Microlearning-Lektionen nicht nur außerordentlich gut annahmen, sondern sich auch sicherer fühlten, ihre Aufgaben korrekt auszuführen.Sie unterschätzten die Lernzeit, griffen vermehrt auf Hintergrundinformationen zurück und gaben häufiger Feedback, was auch auf ein erhöhtes Engagement schließen lässt.

Effektive Wissensvermittlung: Kleine Lerneinheiten sind nachweislich effektiver, da sie Überforderung vermeiden und Inhalte besser verankern. Die Lernenden können sich den Stoff in ihrem eigenen Tempo aneignen und jederzeit auf das Gelernte zurückgreifen. Gleichzeitig lässt sich so die Lernmethode der spaced repetition umsetzen. Dabei erfolgt die erste Wiederholung kurz nach der ersten Lerneinheit und dann in immer größeren Abständen oder bei Bedarf auch in kürzeren Abständen.

Schnelle Erfolgskontrolle: Der Lernerfolg kann direkt überprüft werden, z.B. durch Quizfragen oder Feedbackschleifen. Dies ermöglicht eine schnelle Rückmeldung und Anpassung der Lerninhalte.

Messbare Ergebnisse: Unternehmen können die Wirksamkeit von Microlearning sowohl anhand quantitativer Messgrößen wie Assessment-Ergebnisse und Leistungsbeurteilungen als auch anhand qualitativer Rückmeldungen von Kollegen und Vorgesetzten bewerten. Die Kombination dieser Messgrößen liefert ein umfassendes Verständnis davon, wie sich Mikrolernen auf die individuelle und organisatorische Leistung auswirkt, einschließlich der Entwicklung von Problemlösungskompetenzen und eines gesteigerten Selbstvertrauens der Lernenden.

Technische Fragen und Voraussetzungen für Microlearning

Der Einsatz von Microlearning in Unternehmen stellt nur geringe technische Anforderungen. Ein internetfähiges Gerät wie PC, Laptop, Tablet oder Smartphone reicht in der Regel aus. Der Zugang zu den Lerninhalten erfolgt meist über einfache Login-Prozesse, auch Lernplattformen können ohne aufwändige Installationen genutzt werden. Eine weitere professionelle Lösung sind Lern-Apps, die auf kurze Lerneinheiten spezialisiert sind und sich in Lernplattformen integrieren lassen. Auch Kollaborationstools und Messenger-Dienste können für Microlearning genutzt werden, sofern sie den Anforderungen des Datenschutzes entsprechen.

Apropos Datenschutz: Diesem sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Seriöse Anbieter von Microlearning-Lösungen arbeiten mit ISO-zertifizierten Rechenzentren, die die Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erfüllen. Auch die Gewährleistung der Verfügbarkeit und Sicherheit der Daten, z.B. durch SSL-Verschlüsselung, ist ein wichtiger Faktor.

Fazit: Microlearning als moderne Lernlösung

Microlearning ist eine flexible, effiziente und kostengünstige Lernmethode, die den modernen Anforderungen der Arbeitswelt gerecht wird. Durch die Bereitstellung von Learning Nuggets in Form von kleinen, leicht verdaulichen Lerneinheiten können Unternehmen ihre Mitarbeitenden gezielt und kontinuierlich weiterbilden. Dies fördert nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch die praktische Anwendung des Gelernten im Arbeitsalltag.

Microlearning bietet somit einen Mehrwert sowohl für die berufliche Weiterbildung der Mitarbeitenden als auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.


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Schlagworte zum Thema:  Lernmethoden, E-Learning, Personalentwicklung