Galt die Generation X (Jahrgang 1965 bis 1980) noch als ehrgeizig, ambitioniert und materialistisch, krempelte die Generation Y (1981 bis 1996) mit ihrer Technologieaffinität und Selbstbezogenheit, aber auch mit ihrer positiven, teamfähigen und idealistischen Einstellung den Arbeitsmarkt gründlich um. Nun drängt die Generation Z (1997 bis 2012) ins Berufsleben – und neben ihren Eigenheiten bringt sie mit ihrer Affinität zur Digitalisierung einen kulturellen Umbruch mit, der auch neue Chancen schafft. Aber worum geht es der Generation Z im Arbeitsleben eigentlich? Die Studie "Jugend in Deutschland" von Simon Schnetzer macht deutlich, dass ihr Vertrauen, Augenhöhe, Berechenbarkeit und Förderung von Individualismus wichtig sind.
Digital Natives: aufgewachsen in einer digital vernetzten Welt
Natürlich ist nicht jeder junge Mensch, der ab Ende der 1990er Jahre geboren wurde, gleich gestrickt. Doch eines trifft in jedem Fall zu: Die Generation Z ist mit den Möglichkeiten einer digital vernetzen Welt aufgewachsen. Die Digital Natives sind es gewohnt, Teil einer 24-Stunden-vernetzten Online-Community zu sein, eine Flut von Informationen für sich zu nutzen und virtuelle Kontakte wie persönliche zu pflegen. Das bringt auch neue Erwartungen an den Arbeitsalltag mit sich.
Was die Generation Z vom Arbeitsalltag erwartet:
- Eine klare Abgrenzung zwischen realer und virtueller Welt gibt es nicht mehr - beide Welten verschmelzen zu einer.
- Statt lebenslanger, beruflicher Sicherheit werden zunehmend flexible Arrangements, Selbstbestimmtheit und sozial verantwortliches Handeln wertgeschätzt.
- Work-Life-Blending: Unter Nutzung aller technischen Möglichkeiten wird ein optimaler Mix zwischen Berufs- und Privatleben angestrebt.
- Digitale Technik wird als selbstverständliche Erweiterung der eigenen Person und Möglichkeiten wahrgenommen und intensiv genutzt.
- Statt eines hohen Gehalts und des mit der Arbeitsstelle verbundenen Status stehen der Spaß am Beruf, ein gutes Arbeitsklima und passendes Arbeitsumfeld im Vordergrund.
Wie innovativ ist Human Resources wirklich?
Um sich auf die Digital Natives einzustellen, müssen Unternehmen noch schneller und weiter umdenken. Neben neuen Formen der Zusammenarbeit braucht es einen verstärkten Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie, digitale HR-Prozesse und ein angepasstes Rollenverständnis – so, wie es die jungen Menschen gewohnt sind.
Viele der HR-Verantwortlichen besitzen aber (noch) nicht die digitalen Kompetenzen oder Konzepte, die heute und in den kommenden Jahren für die Transformation notwendig sind. So gaben in der DGFP-Studie "Digitale Kompetenzen von Personalentwicklern" 54 Prozent der Befragten an, keine klaren Vorstellungen zu haben, welche Kompetenzen überhaupt im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung benötigt werden. Aus Sicht von 66 Prozent fehlt zudem ein klares Konzept zur Entwicklung digitaler Kompetenzen bei den Mitarbeitenden. Es ist offensichtlich: Die Digitalisierung scheint noch keine Chefsache zu sein.
Will man aber wettbewerbsfähig bleiben, muss sich das Selbstverständnis von HR ändern: Ist der HR-Bereich heute vor allem noch für die Verwaltung zuständig, muss sich die Rolle Richtung Gestalter wandeln, um einen generationenübergreifenden Rahmen für erfolgreiches Arbeiten zu schaffen. Dabei gilt es, neue Bedürfnisse mit dem technologischen Fortschritt und kulturellen Strukturen des eigenen Unternehmens in Einklang zu bringen.
Warum HR die Digitalisierung gestalten muss
So müssen Personaler und Personalerinnen zu Change Managern in einem Prozess werden, der mit den Generationen gemeinsam und mit moderner Technologie vorankommen kann. Oder anders gesagt: Im Teamplay mit Menschen und digitalen Tools muss HR die Transformationsrolle in Bezug auf die Gestaltung einer neuen Unternehmenskultur einnehmen. Folgende Aspekte sind dabei wichtig:
- New, Hybrid und Remote Work gestalten die Zusammenarbeit zunehmend mobiler, digitaler und projektlastiger, wofür es eine tragfähige Basis braucht.
- Hierarchien lösen sich immer mehr auf und werden durch einen Austausch auf Augenhöhe ersetzt, weshalb HR die Voraussetzung einer guten Personalführung schaffen muss.
- HR muss im Transformationsprozess als Mentor zur Seite stehen, Coachings oder Gespräche anbieten, damit die Verantwortlichen ein neues Führungsmodell kennen und umzusetzen lernen.
- Die Autonomie und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden müssen erweitert und gestärkt werden.
- HR soll sich eng und regelmäßig mit den Mitarbeitenden abstimmen und wertvolles Feedback einholen.
- HR sollte selbst auch technologieaffin sein und den Umgang mit digitalen Tools wie HR-Software im Alltag beherrschen.
Braucht es mehr Verantwortung in HR?
Der Generationenwechsel verändert aber nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die HR-Abteilungen selbst. Eine große Herausforderung bleibt dabei die mangelnde Diversität und aktive Ausweitung des HR-Kompetenzbereiches auf technische Themen. Oftmals gilt die Devise: "Die Arbeit im HR-Bereich ist allein deshalb attraktiv, weil sie direkt mit Menschen zu tun hat und die Beschäftigung mit Soft Skills im Vordergrund steht. Technische Fragestellungen, die unter Umständen bis in den HR-Anwendungsbereich hinein gehen, werden an die IT-Abteilung übergeben und dort entschieden – nicht immer mit dem Blick auf das bestmögliche Ergebnis für HR."
Das ist die belegte Realität in vielen Unternehmen. Und so stellen sich die provokanten Fragen: Kann HR überhaupt den zukünftigen Aufgaben gewachsen sein, wenn sich die Mehrzahl der Menschen, die hier arbeiten, nur bedingt für die IT-Themen interessieren oder diese delegieren müssen? Wie kann HR seiner Gestalterrolle gerecht werden, wenn zu wenige Menschen zu wenig Interesse an den strategischen Zukunftsthemen des Unternehmens haben oder haben dürfen? Denn klar ist: Wer bei Big Data, Social Media, HR-Software und anderen wichtigen digitalen Unternehmensfragen nicht mitreden kann, wird vom Topmanagement nicht mehr ernst genommen.
Oder braucht es nur mehr IT-Kompetenz?
Dabei geht es gar nicht um vorhandene Qualifizierungsangebote, sondern um die mangelnde Interessenvielfalt. Sie hat zur Folge, dass bestimmte, für die Zukunft besonders wichtige HR-Rollen nicht ausreichend besetzt sind. Bereits heute mangelt es in vielen Unternehmen in Deutschland an HR-IT-Experten, -Kenntnissen und -Erfahrungen. Das größte Risiko könnte also die mangelnde Interessensvielfalt sein. Und so kommt es auch auf die eigenen Stellenausschreibungen an. Egal ob Frau oder Mann – wer die HR-Rolle überzeugend und erfolgreich wahrnehmen will, muss heute und morgen mehr mitbringen als die vielzitierten Soft Skills: Mitsprachekompetenz in strategischen Businessthemen, Digitalisierungsfragen und IT-Kompetenz sind gefragt. So können auch versierte Quereinsteiger punkten, weil sie vielleicht besser erkennen, was eine Organisation in puncto HR-Digitalisierung braucht.
Generation Z gleich Generation Chance?
Ganz klar: Die Menschen der Generation Z können zur großen Chance von Unternehmen werden. Dafür müssen sich die zuständigen Personalabteilungen mehr denn je ihren potenziellen Leistungsträgern anpassen, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden und im Wettbewerb um die Talente nicht den Kürzeren zu ziehen.
Was können Unternehmen konkret tun, die schwelenden Risiken in der aktuellen Generationenvielfalt ihrer Belegschaften und der mangelnden Interessenvielfalt ihres HR-Bereichs zu verringern? Wie kann sich der zunehmende Bedarf an Business- und IT-Kompetenz in den HR-Rollen niederschlagen? Und welche digitalen Tools, Lösungen, Services und Strategien können dabei unterstützen? Das und mehr verraten wir Ihnen im zweiten Kapitel unseres Top-Themas, in dem es darum geht, was sich in Sachen Digitalisierung durch und für HR ändern muss.