Was die DFB-Elf vom Gesundheitsmanagement lernen könnte
Noch läuft die Fußball-Weltmeisterschaft und am Abend steigen die Viertelfinalspiele – jedoch ohne die deutsche Mannschaft. Auch Trainer Jogi Löw hat wohl seinen Anteil am frühen Ausscheiden der Nationalmannschaft. Dabei hätten die Kicker und ihr Coach durchaus von den Erfahrungen der Unternehmen – gerade im Gesundheitsmanagement – profitieren und Fehler vermeiden können.
Fehler 1: Der demographische Wandel wurde nicht ausreichend beachtet
Die Unternehmen leiden darunter, dass Fachkräfte rar sind und ihre Belegschaften immer älter werden. Die Analogie zur DFB-Elf liegt auf der Hand. Trainer Jogi Löw hat zwar gesagt, dass man mit der Mannschaft von 2014 die WM nicht erneut gewinnen könne – hat dann aber ins Auftaktspiel acht Spieler geschickt, die schon damals dabei waren. Hier hätte etwas mehr Mut gutgetan.
Fehler 2: Es gab Schwächen bei der Führung
Viele Unternehmen haben erkannt, dass die Führungskräfte die zentrale Stellschraube für die Arbeitsleistung der Mitarbeiter sind. Sie motivieren, reißen mit und bieten Unterstützung. Das deutsche Fußballteam wirkte leider führungsschwach, die Leithammel waren auf dem Platz nicht zu erkennen.
Fehler 3: Der Teameffekt kam nicht zum Tragen
Neben den Führungskräften spielt das Kollegenteam die entscheidende Rolle für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. 80 Prozent der Probleme in einem Unternehmen sind zwischenmenschlicher Art. Arbeit soll in der Regel Spaß machen und Mitarbeiter müssen genügend Freiheiten haben, um selbstbestimmt tätig zu werden. Dies fördert in der Industrie wie im Fußball die Kreativität.
Bei der WM 2014 gab es Stimmungskanonen wie „Poldi“ und „Schweini“. Solche Charaktere, die jedes Unternehmen und jede Mannschaft braucht, waren dieses Jahr bei der Nationalmannschaft nicht auszumachen.
Fehler 4: Es mangelte an mentaler Stärke
Die Krankenkassenzahlen belegen, dass die psychischen Erkrankungen neben den Muskel- uns Skelettkrankheiten der Hauptgrund dafür sind, dass berufliche Leistungen nicht oder nur suboptimal erbracht werden können. Prävention ist da besonders wichtig. Das heißt, Mitarbeiter müssen befähigt werden, zum richtigen Zeitpunkt die volle Leistung abzurufen und auch unter Stress fehlerfrei zu arbeiten.
Obwohl sich der DFB bei solchen weichen Themen sehr professionell aufgestellt hat, konnte dies von den Spielern nicht richtig umgesetzt werden. Hier gilt es, die Ursachen zu analysieren.
Fehler 5: Beim Projektmanagement lief es unrund
Eigentlich ist das deutsche Team mit einem großen, professionellen Tross in die Vorbereitung und die WM selbst gegangen – hier wurde nichts unversucht gelassen. Dennoch wirkte manches dilettantisch, zum Beispiel das katastrophale Krisenmanagement nach dem verunglückten Auftritt von Özil und Gündogan mit dem türkischen Präsidenten.
Gehapert hat es bei den Prozessen auch zum Abschluss der Vorrunde, als 30 Millionen Deutsche wussten, dass die Schweden im Parallelspiel führten und somit unbedingt ein Tor nötig war, während die DFB-Spieler auf dem Feld minutenlang ahnungslos blieben. Das DFB-Team schien darauf nicht vorbereitet. Die Ersatzspieler bekamen es schließlich von Kameraleuten zugetragen, um es dann weiter zu kommunizieren.
Fehler 6: Das Qualitätsmanagement wurde vernachlässigt
Das Gesundheitsmanagement unterliegt im Unternehmen den gleichen Gesetzen wie die gesamte Wertschöpfungskette. Es sollte daher ein KVP, also ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, sein. Analyse, Maßnahmen, Evaluation: all dies ist in einem Kreislauf implementiert.
Beim DFB kam es zwar nach jedem Spiel zu einer intensiven Analyse und es wurden auch Maßnahmen ergriffen, nämlich personelle – jedoch teilweise die falschen. Aus Fehlern wurde letztlich nicht gelernt und so blieb die DFB-Elf in allen drei Vorrundenspielen bei Kontern anfällig. Natürlich kann jedoch frei nach dem Motto „Es gibt keine schlechten Mitarbeiter, es muss nur jeder entsprechend seiner Qualifikation eingesetzt werden“ über jede Aufstellung gestritten werden.
Ergebnisoffene Analyse wäre nötig
Fazit: Der Leiter eines Unternehmens ist immer nur ein Glied in der Kette. Er ist selbst nicht direkt in den Produktionsprozess eingebunden und kann somit nicht persönlich für alle Fehler haftbar gemacht werden. Ihm aber nach einem Desaster eine Jobgarantie wegen seiner unbestritten historischen Verdienste auszusprechen, bevor eine eingehende Analyse erfolgt ist, zeigt deutlich, dass eine ergebnisoffene Analyse überhaupt nicht stattfinden wird.
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