Die Beziehung zwischen Mensch und Organisation wird neu definiert. Purpose Driven Organizations sind mitarbeitendenzentriert. Der Kontrakt zwischen Mensch und Organisation geht weit über den Deal „Arbeitszeit gegen Entlohnung “ hinaus. Er wird zu einer Partnerschaft, bei der Leistung und Beiträge für ein ganzheitliches Paket von Sinn, Einkommens-, Gestaltungs-, und Entwicklungsmöglichkeiten getauscht werden. Kurzum: Purpose Driven Organizations betrachten Menschen nicht nur als Mittel, sondern auch als Zweck.
Auch dort dienen Personen der Organisation als Mittel zur Erreichung der Organisationszwecke. Aber die Mitarbeitenden sind für die Organisation auch eigenständige Zwecke, zu deren Leben und Entwicklung die Organisation einen Beitrag leisten will und muss, der über das finanzielle Einkommen hinausgeht. Selbstentfaltung und das Ausdrücken der eigenen Persönlichkeit sind erlaubt und erwünscht. Arbeit wird als Teil und Beitrag zu einem guten und gelungenen Leben betrachtet: Menschen arbeiten, um zu leben, statt dass sie leben, um zu arbeiten.
Sinn ist für Beschäftige ein zentrales Motivationsmittel
Der gesellschaftliche Wertewandel und die Entwicklung hin zu einer Wissensökonomie, aber auch der Umstand, dass die materiellen Bedürfnisse weitgehend befriedigt und gesichert sind, führen dazu, dass Sinn, Autonomie und Entwicklungsmöglichkeiten für viele Beschäftigte zu einem zentralen Motivations- und Bindungsmittel geworden sind. Sie erwarten, mit ihrer Arbeit einen aus ihrer Sicht sinnvollen Beitrag zu einem größeren Ganzen leisten zu können. Purpose Driven Organizations streben daher danach, individuellen Purpose und den Purpose der Rollen, die Personen in der Organisation einnehmen, weitgehend zur Deckung zu bringen.
Cultural Fit zentrales Kriterium bei der Personalauswahl
Bei der Personalauswahl und Rollenbesetzungen wird daher Purpose Fit und Cultural Fit zu einem, wenn nicht dem wesentlichen Entscheidungskriterium. Dieser Fit, also die bestmögliche Übereinstimmung von Organisationspurpose und -kultur einerseits und den Persönlichkeitsmerkmalen der Personen andererseits, sowie das vermutete Entwicklungspotenzial der Person zählen im Zweifel mehr als Fähigkeiten, Erfahrungen und Wissen, die eine Person mitbringt. Indem sie einen Purpose Fit ihrer Mitarbeiter sicherstellen, balancieren Organisationen den durch Autonomie und Selbstorganisation gewachsenen Einfluss von Einzelpersonen auf Entscheidungen aus. Der Faktor Personal wird einflussreicher und substituiert teilweise Programme (z. B. Ablaufplanungen, detaillierte Arbeitsanweisungen und Pläne) und Kommunikationswege (z. B. Entscheidungen durch Vorgesetzte).
Die Freiräume in Purpose Driven Organizations stellen auf der anderen Seite aber auch hohe Anforderungen an ihre Mitglieder bezüglich Selbstmanagement, persönlicher Weiterentwicklung und Selbsterkenntnis. Die Fähigkeit, sich selbst sowohl operativ (eigene Produktivität, Priorisieren von Aufgaben, Zeitmanagement) als auch allgemein (individuelle Ziele, Motivation, Leistungsfähigkeit) zu managen, wird zu einer Kernkompetenz und Basisanforderung an die meisten Mitarbeitenden. Sie müssen zudem bereit und engagiert sein, permanent Neues zu lernen und Altes zu verlernen, nicht nur fachlich, sondern auch bezogen auf ihre emotionale und soziale Kompetenz. Purpose Driven Organizations fordern und fördern dies gezielt, etwa wie die Berliner Firma „soulbottles“ durch Ausbildung in Gewaltfreier Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg oder wie die Firma Upstalsboom durch Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung und zu Achtsamkeitspraktiken.
Dieser Artikel stammt auf dem Personalmagazin 06/2019 mit dem Schwerpunkt "Purpose". Lesen Sie das gesamte Magazin inklusive der Titelstrecke in der Personalmagazin-App.