Purpose Driven Organizations präferieren Beziehungen, die vor allem von Vertrauen und weniger von Macht bestimmt sind. Augenhöhe und Achtsamkeit sind in ihnen tragende kulturelle Prinzipien und Werte. Sie setzen für die Lösung von Problemen stärker auf Kooperation als auf Wettbewerb. Lernen und Agilität geht ihnen vor Effizienz und Perfektion. Sie erproben eher 80 Prozent-Lösungen am Markt und entwickeln diese sukzessive weiter, als ewig an den Details einer perfekten Lösung zu feilen. In Summe erscheinen Superflexibilität und Vertrauen die kulturellen Kernelemente von Purpose Driven Organizations zu sein. Sie sind superflexibel, indem sie gleichzeitig für Resilienz und für agile Weiterentwicklung Sorge tragen.
In ihnen herrscht ein Menschenbild vor, das hohes Vertrauen in Personen für selbstverständlich hält.
Kultur dient als Entscheidungsprämisse
Trotz aller kulturellen Ähnlichkeiten: Kultur lässt sich auch in Purpose Driven Organizations als nichtentscheidbare Entscheidungsprämisse nur in sehr geringem Maße zielgerichtet beeinflussen und gestalten. Wie persönliche Gewohnheiten bildet sie sich im Lauf der Zeit von selbst. Verändern lässt sie sich aber dennoch. Das erscheint uns sinnvoll, denn Kultur hat wesentlichen Einfluss auf das Denken und auf Entscheidungen. Grundlegende Überzeugungen, Annahmen, Glaubenssätze und Werte beeinflussen, was Personen überhaupt bewusst wahrnehmen und welche Schlussfolgerungen sie aus ihren Beobachtungen ziehen. Bei hoher Komplexität kann Kultur in Organisationen das Fehlen von formalen Entscheidungsprämissen teilweise kompensieren.
Purpose Driven Organizations etablieren Praktiken, um kulturelle Präferenzen zu klären und um die gelebte Kultur kontinuierlich zu beobachten und zu reflektieren. Leitbildprozesse können dabei die Klärung kultureller Präferenzen fördern und Impulse für die Ausgestaltung anderer Entscheidungsprämissen liefern. Storytelling von Anekdoten aus der Organisation hilft, kulturelle Präferenzen zu veranschaulichen und zu transportieren. Die Beobachtung und Reflexion der Kultur gelingt, indem konkrete Ereignisse (beispielsweise eine Eskalation in einem Meeting, Critical Incidents) oder im Umlauf befindliche Geschichten über Situationen, Personen oder Ereignisse genutzt werden, um die gelebte Kultur zu verstehen und sichtbar zu machen. Unterstützend wirken konkrete Tools (Abstraktionsleiter oder Glaubenssätze-Quiz), aber auch Rollen (Achtgeberin), um Werte, Prinzipien, Normen und Glaubenssätze regelmäßig zu thematisieren.
Dieser Artikel stammt auf dem Personalmagazin 06/2019 mit dem Schwerpunkt "Purpose". Lesen Sie das gesamte Magazin inklusive der Titelstrecke in der Personalmagazin-App.