Wenn Unternehmen Mitarbeiter suchen, ist es gut, wenn sie auch darauf aufmerksam machen. Damit tun diese schon wesentlich mehr als so viele andere, die immer noch darauf hoffen, dass sich potenzielle Kandidaten auf welchem Weg auch immer zu den Unternehmen verirren - sie suchen also nicht wirklich. Das ist mehr so alibimäßig. Denn ansonsten würden sie welche finden. (Zum Thema: Hausgemachter Fachkräftemangel)
Aber sie schreiben, dass sie suchen. Etwa "Pflegefachkräfte gesucht". Oder "Lackierer gesucht". Oder, sehr originell und konkret, denn dann weiß jeder, was gemeint ist: "Mitarbeiter gesucht". Ich frage mich dann immer, ob es wohl etwas genauer geht?
Auch im Personalmarketing gilt: Wer suchet, der findet
Selbst wenn Sie nicht bibelfest sind, haben Sie bestimmt schon mal das Zitat "Suchet, so werdet ihr finden." gehört. In Bezug auf den aktuellen Arbeitsmarkt stimmt das aber nur bedingt und ist stark abhängig vom wirklichen Engagement der Unternehmen. Das wusste auch schon Matthäus (nicht Loddar!). Leicht von mir abgewandelt heißt der Bibelvers im Ganzen: "Denn wer da bietet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan."
Übersetzt auf das so genannte "Employer Branding" heißt das also: Zeige, was du deinem (künftigen) Mitarbeiter zu bieten hast und begegne ihm mit Wertschätzung. Wer also sucht, der muss auch bieten.
Arbeitsmarkt leer gefischt - Recruiting in schwierigen Zeiten
Offenbar ist bei vielen Unternehmen immer noch nicht angekommen, dass wir mittlerweile in vielen Fällen einen nahezu leer gefischten Arbeitsmarkt haben. Gerade erst wurden die neuesten Arbeitsmarktzahlen verkündet. Und die lassen (zumindest für Menschen, die mit Recruiting zu tun haben) eine düstere Zukunft erkennen: Mittlerweile liegt die Arbeitslosenquote unter fünf Prozent!
Eigentlich sind solche Zahlen, die vor einigen Jahren niemand für möglich gehalten hätte, unglaublich erfreulich. Auf der anderen Seite bedeutet das aber für Sie auch eine echte Herausforderung, denn das Potenzial an potenziellen Kandidaten wird immer geringer – und die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt weiter.
Viel Potenzial unter den passiv suchenden Kandidaten
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Viele Mitarbeiter sind aufgrund unzulänglicher Arbeitsverhältnisse offen für neue Jobs: Mehr als fünf Millionen Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt und besitzen keinerlei emotionale Bindung zum Unternehmen, so der jährlich erhobene Engagement-Index von Gallup. Auch wenn der Index nicht ganz unumstritten ist und andere Erhebungen zu etwas abweichenden Aussagen kommen, ist die Tendenz klar: Hier liegt Potenzial brach, und das ist Ihre Chance! Die gute Nachricht also: Zu den ca. 20 Prozent, die aktiv auf Jobsuche sind, kommen noch viele Millionen, die durchaus offen sind für einen Tapetenwechsel. Es fehlt für diese Menschen aber oftmals der entsprechende Anreiz, dann den Schritt zu machen und sich zu bewerben.
Chance für Recruiter: Aufmerksamkeit schaffen, aktiv suchen
So, und jetzt kommen Sie ins Spiel. Denn diesen Anreiz müssen SIE schaffen. Wie oben schon geschrieben, darauf aufmerksam zu machen, dass Sie suchen, ist gut. Allerdings machen das zig-Tausend andere Unternehmen da draußen auch. Wäre es nicht deutlich zielführender, wenn die Unternehmen, die sich nun also wenigstens ansatzweise bemühen, auf sich als Arbeitgeber aufmerksam zu machen, es richtig(er) und konsequent(er) täten?
Was meinen Sie, wer wird wohl mehr Bewerbungen und Aufmerksamkeit generieren? Ein Unternehmen, welches einfach nur sucht oder aber eines, welches Anreize bietet (und diese kommuniziert), sich mit dem Angebot auseinanderzusetzen, in dem es passende Argumente - also Mitarbeitervorteile - anführt?
Aufruf: Bewerben Sie sich als Unternehmen bei den potenziellen Mitarbeitern
Ein reines Gesuch reicht heute nicht mehr aus. Bewerben Sie sich bei Ihren neuen Mitarbeitern, wuchern Sie mit den Pfunden, die Sie zu bieten haben. Natürlich müssen Sie ihre Versprechen auch einhalten, schließlich wollen Sie ja, dass die Mitarbeiter bei Ihnen bleiben (ohne schnell wieder innerlich zu kündigen) und sich nicht von Neuem auf die Suche machen müssen.
"Denn wer da bietet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan." Eben.
Unser Kolumnist Henner Knabenreich ist Geschäftsführer der Knabenreich Consult GmbH. Er berät Unternehmen bei der Optimierung ihres Arbeitgeberauftritts. Zudem ist er Initiator von www.personalblogger.net und betreibt den Blog personalmarketing2null.de.