Im Blue-Collar-Recruiting klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander

Trotz Konjunkturkrise ist die Nachfrage nach Fachkräften aus dem Blue-Collar-Bereich hoch. 74 Prozent der befragten Arbeitgeber wollen aktuell mindestens genauso viele neue Mitarbeitende einstellen wie 2022. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Forsa unter 200 Personalentscheidern und 1.006 Blue-Collar-Beschäftigten in Deutschland im Auftrag von Onlyfy by Xing durchgeführt hat.
Der überwiegende Teil der Befragten spricht von Schwierigkeiten, die schon entstandenen oder absehbaren Lücken in ihren Blue-Collar-Belegschaften zu füllen. Die am meisten genannten Gründe dafür sind allgemein zu wenige Arbeitskräfte auf dem Markt (83 Prozent), aber auch unzureichende fachliche Qualifikationen der Bewerbenden (62 Prozent).
Von wegen One-Click-Bewerbung: Hohe Hürden beim Bewerben
Aber es gibt auch bürokratische Hürden im Bewerbungsprozess, die die Besetzung offener Stellen im Blue-Collar-Bereich erschweren. Beim Thema Bewerbungsunterlagen zum Beispiel gehen die Bedürfnisse von Stellensuchenden und Personalverantwortlichen aneinander vorbei. Die Umfrage unter den Blue-Collar-Beschäftigten zeigt: 45 Prozent ist es wichtig, sich auch über mobile Endgeräte bewerben zu können. 20 Prozent wünschen sich eine One-Click-Bewerbung. 35 Prozent möchten sich ohne Anschreiben und 20 Prozent würden sich am liebsten ohne Lebenslauf auf eine neue Stelle bewerben.
Allerdings legen 84 Prozent der befragten Personalverantwortlichen Wert auf einen Lebenslauf, für 66 Prozent sollte er lückenlos sein. Eine vollständige Bewerbungsmappe wollen 56 Prozent der Personalentscheider sehen. Für 63 Prozent sind Arbeitszeugnisse relevant, das Anschreiben für 54 Prozent.
Extrem langsamer Recruitingprozess
44 Prozent der befragten Personalverantwortlichen geben an, dass von dem Moment, in dem sich die Personalabteilung erstmals mit der offenen Position beschäftigt, bis zum ersten Arbeitstag der neu Eingestellten meist drei bis sechs Monate vergehen. Bei 13 Prozent der Befragten dauert es sieben bis zwölf Monate. Und bei sechs Prozent der befragten Unternehmen braucht es länger als ein Jahr, bis die Stelle besetzt ist.
Jobsicherheit und Gehalt entscheidend im Blue-Collar-Recruiting
Oft schätzen die befragten Personalverantwortlichen falsch ein, was ihrer Zielgruppe bei einem neuen Job wichtig ist. Sie sehen gutes Führungsverhalten (98 Prozent) an der Spitze, gefolgt von pünktlicher Bezahlung (91 Prozent), dem guten Ruf des Unternehmens (90 Prozent) und einem höheren Gehalt (84 Prozent). Auf der Wunschliste der Blue-Collar-Beschäftigten liegen jedoch die Jobsicherheit vorn (74 Prozent), pünktliche Bezahlung (70 Prozent) sowie ein attraktiver Standort (69 Prozent).
Auch bei Benefits und Zusatzleistungen gibt es eine Schere zwischen Erwartung und Wirklichkeit: Die große Mehrheit der befragten Personalentscheider (79 Prozent) geht davon aus, dass Dinge wie ein Smartphone oder Jobticket bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers wichtig sind. Tatsächlich sind solche Benefits nur für 45 Prozent der Beschäftigten relevant. Ein Betriebsrat (31 Prozent) beziehungsweise die Zugehörigkeit zu einer Gewerkschaft (20 Prozent) sind den befragten Blue-Collar-Workers dagegen deutlich wichtiger, als Personalentscheider vermuten (sieben beziehungsweise sechs Prozent).
Private Kontakte und Empfehlungen als Recruitingkanäle
Der mit Abstand wichtigste Kanal für das Recruiting sind persönliche Empfehlungen beziehungsweise private Kontakte: Jeweils über 90 Prozent der Personalentscheider rekrutieren über diese Quellen und 61 Prozent der Blue-Collar-Beschäftigten setzen bei der Jobsuche bevorzugt auf private Kontakte. Auf Platz drei bei den Personalverantwortlichen steht die Bundesagentur für Arbeit (87 Prozent), die allerdings nur von 41 Prozent der Blue-Collar-Beschäftigten genutzt wird. Fachspezifische Jobportale nehmen 51 Prozent der befragten HR-Verantwortlichen sowie 46 Prozent der Blue-Collar-Worker wahr.
Social Media werden nur bedingt genutzt. Zwar setzen 58 Prozent der Unternehmen Facebook für das Recruiting ein, 48 Prozent nutzen Instagram und 31 Prozent Whatsapp. Bei den Blue-Collar-Worker sind diese jedoch noch nicht als potenzielle Bewerbungskanäle angekommen.
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