Standards im Umgang mit künstlicher Intelligenz
Die 36 OECD-Mitgliedsländer haben gemeinsam mit Argentinien, Brasilien, Costa Rica, Kolumbien, Peru und Rumänien die OECD-Grundsätze zu künstlicher Intelligenz beim diesjährigen OECD-Ministerratstreffens beschlossen, das in diesen Tagen (22. und 23. Mai 2019) in Paris stattfindet und sich der Frage widmet, wie die digitale Wende für nachhaltige Entwicklung genutzt werden kann. Erarbeitet wurden die Grundsätze in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von über 50 Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Technologie, Gewerkschaften und internationalen Gremien.
Grundsätze für den verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz
Die Grundsätze umfassen fünf wertbasierte Prinzipien für den verantwortungsvollen Einsatz vertrauenswürdiger Formen von künstlicher Intelligenz und darüber hinaus fünf Empfehlungen für das Regierungshandeln und die internationale Zusammenarbeit. Sie sollen Regierungen, Organisationen wie auch Einzelpersonen unterstützen, KI-Systeme so zu gestalten und zu nutzen, dass das Wohl des Menschen stets an erster Stelle steht. KI-Systemdesigner und Betreiber von KI-Systemen sollen die rechtliche Verantwortung dafür tragen, dass ihre Systeme entsprechend arbeiten.
Fünf wertbasierte Prinzipien für den Umgang mit KI
Die OECD-Prinzipien für den verantwortungsvollen Einsatz vertrauenswürdiger Formen von KI lauten:
- Künstliche Intelligenz soll den Menschen und dem Planeten zugutekommen, indem sie integratives Wachstum, nachhaltige Entwicklung und Wohlstand fördert.
- KI-Systeme sollen so gestaltet werden, dass sie rechtsstaatlichen Prinzipien folgen, demokratische Werte und Vielfalt respektieren und Schutzvorkehrungen beinhalten, die beispielsweise ein Eingreifen des Menschen ermöglichen, sodass eine faire und gerechte Gesellschaft gewährleistet wird.
- KI muss transparent gemacht und stets als solche erkennbar sein, damit die Menschen wissen, womit sie es zu tun haben und Ergebnisse gegebenenfalls hinterfragen.
- KI-Systeme müssen stets stabil und sicher arbeiten und potentielle Risiken kontinuierlich untersucht und behandelt werden.
- Organisationen und Einzelpersonen, die KI-Systeme entwickeln, einsetzen oder verwalten, sollten die rechtliche Verantwortung dafür tragen, dass die Systeme den oben genannten Grundsätzen entsprechend arbeiten.
Was die OECD empfliehlt
Darüber hinaus empfiehlt die OECD, dass Regierungen:
- öffentliche und private Investitionen in Forschung und Entwicklung fördern, damit die Entwicklung vertrauenswürdiger KI beschleunigt wird;
- die Entwicklung eines leicht zugänglichen Umfeldes für KI durch entsprechende Infrastruktur und Technologie sowie durch Mechanismen unterstützen, die den Austausch von Daten und Wissen erleichtern;
- ein politisches Umfeld schaffen, das den Weg für die Entwicklung vertrauenswürdiger KI bereitet;
- den Menschen das im Umgang mit KI nötige Wissen vermitteln und Arbeitnehmer unterstützen, deren Beruf sich durch den Einsatz von KI verändert;
- grenz- und sektorübergreifend beim Informationsaustausch und der Entwicklung neuer Standards zusammenarbeiten und für eine verantwortungsvolle Überwachung von KI-Systemen sorgen.
Die vollständigen Empfehlungen der OECD können Sie unter www.oecd-berlin.de herunterladen.
"Sicherheit und Privatsphäre haben höchste Priorität"
"Künstliche Intelligenz revolutioniert unser Leben und unsere Arbeit. Sie bietet enorme Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft. Aber sie weckt auch Ängste und ethische Bedenken. Entsprechend stehen unsere Regierungen in der Pflicht, sicherzustellen, dass KI-Systeme unseren Werten und Gesetzen folgen und sich die Menschen sicher sein können, dass Sicherheit und Privatsphäre höchste Priorität haben", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. "Die Grundsätze zu künstlicher Intelligenz werden ein globaler Bezugspunkt für vertrauenswürdige KI-Systeme sein, der es möglich macht, die Chancen von KI bestmöglich für alle Menschen zu nutzen".
Praktische Leitlinien für die Umsetzung sollen jetzt erarbeitet werden
Die Europäische Kommission, für die eine hochrangige Expertenkommission ethische Richtlinien für vertrauenswürdige KI entworfen hat, unterstützt die OECD-Grundsätze. Sie sollen beim G20-Gipfeltreffen in Japan diskutiert werden. Die OECD-Experten für Digitalisierung werden in den kommenden Monaten aus den Grundsätzen praktische Leitlinien für die konkrete Umsetzung erarbeiten.
OECD-Grundsätze haben großen Einfluss auf internationale Standards
Obwohl rechtlich nicht bindend, haben OECD-Grundsätze großen Einfluss auf internationale Standards und helfen Regierungen, ihre nationale Gesetzgebung entsprechend anzupassen. So bilden etwa die OECD-Leitsätze zum Schutz der Privatsphäre die Grundlage für viele US-amerikanische, europäische und asiatische Datenschutzgesetze und Regelungen, die der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten Grenzen setzen. Auch sind die von der G20 unterstützten OECD-Grundsätze zur Corporate Governance zum internationalen Maßstab für politische Entscheidungsträger, Investoren, Unternehmen und andere Interessengruppen geworden, die zu institutionellen und regulatorischen Rahmenbedingungen für Corporate Governance arbeiten.
Künstliche Intelligenz in HR
Um Leitlinien zum Einsatz von künstlicher Intelligenz im Personalwesen zu entwickeln, hat sich bereits zum 1. Januar 2019 der Ethikbeirat HR Tech gegründet. Das interdisziplinär mit namhaften Vertretern und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Start-ups und etablierten Unternehmen besetzte Gremium sieht sich als Impulsgeber zur Förderung des Einsatzes von digitalen Lösungen in der Personalarbeit. Gleichzeitig gilt es, etablierte ethische Spielregeln in der Personalarbeit anzupassen und zu ergänzen, um eine gesellschaftlich akzeptierte Nutzung von Künstlicher Intelligenz und neuen Technologien in der Personalarbeit zu ermöglichen. Ziel ist die Aufklärung sowie die Erarbeitung handlungsleitender Prinzipien für den Einsatz und die Nutzung von Technologie für Entscheider und Experten im Personalwesen. Die Gründung des Ethikbeirats HR Tech geht auf eine Initiative der Unternehmensberatung HKP Group und des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) zurück.
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