Unternehmenskultur: Jeder zweite Banker lebt Unternehmenswerte

Unternehmenswerte sind in der Theorie eine schöne Sache – nur wollen sie auch gelebt werden. Eine Studie deckt diesbezüglich Nachholbedarf in der Bankenbranche auf: Nur jeder zweite Banker verkörpert demnach die Werte seiner Bank. Dabei gehen die Führungskräfte nicht gerade mit gutem Beispiel voran.

Nur rund die Hälfte der befragten Führungskräfte zeigt sich nämlich vom Wertesystem ihres Arbeitgebers überzeugt, so ein weiteres Ergebnisse der Studie, für das der Change-Berater Mutaree 283 Teilnehmer aus der Bankbranche befragt hat.

Dass die mangelnde Identifizierung mit den Unternehmenswerten außerhalb der Bank nicht besonders gut ankommt, können sich offenbar viele der Befragten schon denken: Nur ein Drittel von ihnen stimmt voll und ganz zu, dass die Unternehmenswerte für ihre Kunden erlebbar sind.

Vorurteil des skrupellosen Bankers bestätigt?

Doch die Studienautoren sehen von diesen Ergebnissen mitnichten das Bild des skrupellosen Bankers bestätigt, der für einen Bonus seine Wertvorstellungen und Überzeugungen kurzerhand über Bord wirft. Vielmehr suchen sie jenseits dieses populären Vorurteils eine Erklärung dafür, warum die Unternehmenswerte nur von jedem zweiten Banker gelebt werden. "Die Bankbranche ist ein gutes Beispiel dafür, wie Zwang gute Absichten fehlleiten kann", kommentiert  Claudia Schmidt, Geschäftsführerin der Mutaree GmbH, die Ergebnisse.

"Viele Banken haben aufgrund regulatorischer Vorgaben Wertesysteme etabliert, deren tatsächliche Wirkung und Relevanz zweifelhaft und nur bedingt nachhaltig sind", so Schmidt. "Der gut gemeinte Kulturwandel kann nur durch ein einheitliches Werteverständnis und durch gezieltes Change Management nachhaltig verankert werden."

Wertekonformes Verhalten wird selten honoriert

Offenbar bieten die Banken ihren Mitarbeitern aber bisher wenig Anreize, sich die Unternehmenswerte mehr zu Herzen zu nehmen: Nur 20 Prozent der Teilnehmer bestätigen, dass wertkonformes Verhalten in ihrer Bank honoriert wird.

Über die Hälfte der Befragten gibt dagegen an, dass solch eine Honorierung für sie nicht zutreffend ist und dass in ihrem Haus noch keine Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt ist. Dies solle hinterfragt werden, fordert Schmidt. "Hier besteht extremer Nachholbedarf, denn nur wenn Werte in gewünschtes Verhalten übersetzt und dieses auch belohnt wird, können sie sich nachhaltig in den Köpfen verankern. Und nur so wird die Relevanz für das Business und für alle Mitarbeiter greifbar", so die Mutaree-Geschäftsführerin.

Banker beklagen Mängel bei Zielvorgaben

Die Gründe, die die Befragten dafür angeben, dass wertekonformes Verhalten in ihrem Unternehmen nicht honoriert werde, reichen von Defiziten im Zielsystem – etwa keine oder unpassende Ziele zu den Unternehmenswerten – bis hin zu Diskrepanzen zwischen der offiziellen Darstellung der Werte und dem täglich gelebten Verhalten.

Dass diese Diskrepanzen aber nicht mittels strikter Zielvorgaben überbrückt werden können, steht für die Studienautoren außer Frage. Die nachhaltige interne und externe Verankerung der Werte sei nur dann erfolgreich, wenn Unternehmen eine aus dem originären Geschäft heraus entstehende Notwendigkeit sehen und nicht nur einen äußeren Zwang, um ihre Wertesysteme anzupassen, so ihr Fazit.

Mehr dazu, wie Arbeitgeber ihre Unternehmenskultur auch in Zeiten des rasanten Wandels nicht vergessen, lesen Sie in Ausgabe 04/2015 des Personalmagazins. Hier können Sie das Heft als App herunterladen.


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