Vergütung der Dax-30-Vorstandsvorsitzenden

Die Coronakrise hat bei den meisten Dax-Vorstandsvorsitzenden zu Gehaltseinbußen geführt, nach einer ersten Auswertung im Schnitt um 28 Prozent. Doch die jetzt bekannt gewordenen Gehälter der CEOs von Linde und Delivery Hero von gemeinsam fast 100 Millionen Euro kippen das Bild.

Die Chefs der Dax-Konzerne haben im Corona-Krisenjahr 2020 einer Neuberechnung des Beratungsunternehmens HKP zufolge im Schnitt doch nicht weniger verdient, sondern mehr. Die inzwischen veröffentlichten Rekordvergütungen der Vorstandsvorsitzenden von Delivery Hero und Linde, Niklas Östberg und Steve Angel, machten aus dem bisher von HKP errechneten deutlichen Rückgang der durchschnittlichen Vergütungen in den 30 Dax-Konzernen einen deutlichen Anstieg. 

Dax-Vorstandsvergütungen 2020 trotz Coronakrise auf Rekordwert

Der neuen Berechnung zufolge erhöhten sich die durchschnittlichen Bezüge der Vorstandsvorsitzenden im Dax zu 2019 um 14,6 Prozent auf den Rekordwert von 8,5 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende des Gasekonzerns Linde, Steve Angel, kommt nach nun vorliegenden Zahlen auf rund 53,4 Millionen Euro Gesamtvergütung. Beim Vorstandsvorsitzenden des Essenslieferanten Delivery Hero, Niklas Östberg, sind es nach HKP-Angaben gut 45,7 Millionen Euro. "Die addierten Vergütungen beider CEOs übertreffen die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden in der oberen Dax-Hälfte zusammen", rechnet HKP-Partner Michael Kramarsch vor.

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Mit den jetzt veröffentlichten Geschäftsberichten sind nicht nur für Deutschland zwei neue Rekord-Vergütungswerte im Dax zu verzeichnen, diese zwei Unternehmen führen auch zu einem komplett gewandelten Bild bei den Durchschnittswerten. Der neuen Berechnung zufolge erhöhten sich die durchschnittlichen Bezüge der Vorstandsvorsitzenden im Dax zu 2019 um 14,6 Prozent auf den Rekordwert von 8,5 Millionen Euro. Ende März 2021 war HKP auf Basis der bis dahin 28 veröffentlichten Geschäftsberichte noch zu dem Ergebnis gekommen, die durchschnittlichen Bezüge der Chefs seien im vergangenen Jahr um 28 Prozent auf 5,3 Millionen Euro gesunken.

Zu den neuen Ergebnissen kommt das Update der HKP-Group Analyse "Geschäftsberichtsauswertung -Vorstandsvergütung DAX 2020". Die Auswertung stützt sich auf die Angaben in den 29 veröffentlichten Dax-Geschäftsberichten sowie im IFRS Financial Statement von Linde, jeweils für das Geschäftsjahr 2020.

USA und Startup wirbeln den Dax durcheinander

Aus Sicht von HKP ist das Vergütungspaket von Delivery Hero ein Paradebeispiel für eine erfolgsorientierte Startup-Vergütung. 2020 erhielt CEO Östberg lediglich 350.000 Euro Grundvergütung. Dazu wurden aktienbasierte Vergütungen aus der Vergangenheit in Höhe von 45 Millionen Euro eingelöst. Dazu Kramarsch: "Wer sich über erfolgreiche Startups wie Delivery Hero freut, der muss auch die Vergütungspraktiken solcher Erfolgsunternehmern mit hohem Chancenpotenzial akzeptieren."

Der Vergütungswert für den Linde-CEO ergibt sich ebenfalls – US-Usancen entsprechend – aus der Realisierung aktienbasierter Langfristvergütungen. Sie stehen für rund 47 der insgesamt 53,4 Millionen Euro. Letztlich haben also die variablen Langfristbezüge der beiden Spitzenwerte die entscheidende Wirkung auf die durchschnittliche Gesamtvergütung der Dax-Vorstandsvorsitzenden.

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In der Gesamtschau verringerten sich 2020 wegen sinkender Gewinne die an den Unternehmenserfolg gekoppelten Jahresboni im Schnitt um rund 35 Prozent. Die über mehrere Jahre gestreckten variablen Bezüge, die meist auf Aktien basieren, erhöhten sich dagegen um 53 Prozent.

HKP-Group-Partnerin und Bereichsleiterin Board Services Regine Siepmann ergänzt die Erkenntnisse der Studie: "Die Daten der beiden neu in die Untersuchung einbezogenen Unternehmen belegen, dass der Dax weniger denn je ein homogenes Feld an Unternehmen bildet und dass sich durch Internationalisierung und New Economy bisher nicht gekannte Vergütungshöhen auch in Deutschland etablieren." Aus ihrer Sicht sollte diese Entwicklung von deutschen Industrieunternehmen nicht als Blaupause verstanden werden, nun die Vergütungsschleusen zu öffnen.

Vergütungsranking: Das verdienen die Dax-30-Vorstandsvorsitzenden

Nach Angel und Östberg folgt - nun weit abgeschlagen - Deutsche-Post-Chef Frank Appel mit gut zehn Millionen Euro Gesamtvergütung einschließlich kumulierter Auszahlung variabler Bezüge früherer Jahre. Platz vier belegt Joe Kaeser, 2020 Vorstandsvorsitzender von Siemens, mit 9,3 Millionen Euro.

Bei 15 Unternehmen beläuft sich die Gesamtvergütung des Vorstandsvorsitzenden auf einen Wert unterhalb des Durchschnitts von 5,3 Millionen Euro. Schlusslicht der Dax-Rangliste ist der Vorstandschef von Beiersdorf, Stefan De Loecker, mit 2,1 Millionen Euro. Inzwischen ist der Hamburger Konsumgüter- und Kosmetikhersteller in den MDax der mittelgroßen Werte abgestiegen.

Dax-Vorstandsvorsitzende mit den höchsten Vergütungen 2020:
 

Steve Angel, Linde 

53,4 Millionen Euro

Niklas Östberg, Delivery Hero

45,7 Millionen Euro

Dr. Frank Appel, Deutsche Post

10    Millionen Euro

Joe Kaeser, Siemens

9,3  Millionen Euro

Dr. Stefan Oschmann, Merck

9 Millionen Euro

Dax-Vorstandsvorsitzende mit den geringsten Vergütungen 2020:
 

Reiner Winkler, MTU

2,8 Millionen Euro

Christian Klein, SAP

2,2 Millionen Euro

Stefan De Loecker, Beiersdorf

2,1 Millionen Euro

(Grundlage: DCGK-Zuflusstabelle, ganzjährig im Amt befindliche Vorstandsvorsitzende)

Dax-Vorstandsvorsitzende verzichten auf variable Vergütung

In acht Unternehmen verzichteten Vorstandsvorsitzende angesichts der Coronapandemie auf Teile ihrer Vergütung. Zumeist wurde auf Teile der Grundvergütung verzichtet, wobei die Höhen des Verzichts zwischen 80.000 Euro und 283.000 Euro schwanken. Einige Vorstandsvorsitzende verzichteten auf Teile der variablen Bezüge, so beispielsweise der Deutsche-Bank-Vorstandschef Christian Sewing. Kasper Rorstedt, Vorstandsvorsitzender von Adidas, verzichtete auf seine gesamte variable Vergütung.

Abseits der beiden Vergütungs-Exoten Delivery Hero und Linde kommen die HKP-Studienautoren zu dem Fazit, dass sich in den analysierten Dax-Vorstandsvergütungen für das zurückliegende Geschäftsjahr - neben den Geschäftsergebnissen im Sinne eines funktionierenden Pay for Performance - auch die individuellen Vergütungsverzichte in der Pandemie niederschlagen. "Es ist das Besondere am Pandemiejahr 2020, dass absolute Rekordvergütungen und Rekordergebnisse mit Vergütungsverzichten und drohenden Unternehmensinsolvenzen Hand in Hand gehen", resümiert Kramarsch.


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