Weite Wege zur Berufsschule kosten Ausbildungsplätze
Wie wirkt sich die Erreichbarkeit der Berufsschule auf das Ausbildungsangebot aus? Diese Frage stand im Zentrum der diesjährigen Ausbildungsumfrage der IHK Niedersachsen. Von den 1.340 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten, sagte jedes fünfte, dass eine Berufsschule, die schlecht erreichbar ist, zu einer Verringerung der Ausbildungsplätze in ihrem Unternehmen führen würde. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen kann die Auswirkungen noch nicht einschätzen und für knapp die Hälfte der Unternehmen spielt die Erreichbarkeit der Berufsschule zunächst keine Rolle.
Maximal 20 oder 30 Kilometer bis zur Berufsschule
Aus Sicht der meisten Unternehmen sind Entfernungen von bis zu 20 Kilometer (39 Prozent) beziehungsweise bis zu 30 Kilometer (37 Prozent) bis zur Berufsschule zumutbar. Allerdings sieht das je nach Branche ganz unterschiedlich aus. Besonders die Ausbildungsbetriebe in der Gastronomie und im Handel legen Wert auf kürzere Entfernungen bis zehn Kilometer, da ihre Auszubildenden häufig weniger mobil sind. Insgesamt ist die Wohnortnähe der Berufsschule für ein Drittel der Befragten ein wichtiger Faktor in der Beschulung.
Noch deutlich mehr Wert legen die Ausbilder auf gut ausgebildete Lehrkräfte (84 Prozent) und eine gute Unterrichtsversorgung (82 Prozent). Ein guter Kontakt zur Schule und eine gute technische Ausstattung ist mehr als jedem zweiten Unternehmen wichtig.
Ausbildungsberufe sind noch weitgehend zeitgemäß
Aus Sicht der meisten Ausbilder (77 Prozent) treffen die bestehenden Ausbildungsberufe auch mit Blick auf die Digitalisierung noch den betrieblichen Bedarf – zumindest im Großen und Ganzen. Nur drei Prozent der Umfrageteilnehmer denken, dass neue Berufe benötigt werden oder eine Überarbeitung notwendig sind. Dieser Meinung sind vor allem Unternehmen aus der IT- und Medienbranche. Darüber hinaus mahnen die Unternehmen angepasste Lehrpläne, moderne Ausstattungen und darauf vorbereitete Lehrkräfte in den Berufsschulen an.
Die Anforderungen an Bewerber ändern sich
Die Digitalisierung wirkt sich zunehmend auch auf die Anforderungen an Bewerber aus. Zwar kommt es bei der Bewerbung für eine Ausbildung auch weiterhin auf gute Noten in Deutsch und Mathematik an, aber für 78 Prozent der Unternehmen werden IT-Kompetenzen bei der Rekrutierung künftiger Azubis immer wichtiger. Weitere entscheidende Kompetenzen sind nach Meinung der Personalentscheider Selbstständigkeit (54 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (53 Prozent) und strukturiertes Arbeiten (50 Prozent), um den Anforderungen an die Digitalisierung und den damit einhergehenden Veränderungen in der Ausbildung gerecht zu werden.
Bessere Rahmenbedingungen für die Ausbildung
Welche Rahmenbedingungen könnten Unternehmen das Ausbilden erleichtern? An erster Stelle nennen die Ausbilder Bewerber mit realistischeren Berufsvorstellungen (47 Prozent), gefolgt von einer besseren Zusammenarbeit mit der Berufsschule (35 Prozent) und mehr Zeit für die Azubis (34 Prozent). Auch die kurze Entfernung zur Berufsschule (29 Prozent) spielt bei dieser Frage erneut eine Rolle. Weitere Nennungen sind: weniger Unterrichtsausfall an der Berufsschule und mehr Fortbildungsmöglichkeiten für Ausbilder (jeweils 22 Prozent).
Probleme, passende Bewerber zu finden
Die derzeitige Lage auf dem Ausbildungsmarkt könnte jedenfalls besser sein. Fast jedes Dritte der befragten Unternehmen kann nicht alle Ausbildungsstellen besetzen. Die größten Besetzungsprobleme gibt es im Gastgewerbe (63 Prozent), in der Logistik (41 Prozent) sowie bei Banken und Versicherungen (35 Prozent). In der Immobilienbranche (elf Prozent), in der IT (18 Prozent) und in der Medienbranche (26 Prozent) verzeichnen die Arbeitgeber dagegen relativ wenige Probleme, passende Bewerber für ihre Ausbildungsplätze zu finden.
Das Personalmagazin 10/2019 beschäftigt sich im Schwerpunkt mit der dualen Ausbildung. Hier lesen Sie, welche Neuerungen die Novelle des Berufsbildungsgesetzes bringt, was Auszubildende von ihrer Berufsschule erwarten und wie Unternehmen die Digitalisierung in die Ausbildungspraxis integrieren. Sie können die Ausgabe bei Erscheinen auch in der Personalmagazin-App lesen.
-
Workation und Homeoffice im Ausland: Was Arbeitgeber beachten müssen
2.120
-
Krankschreibung per Telefon nun dauerhaft möglich
1.493
-
Essenszuschuss als steuerfreier Benefit
1.455
-
Probezeitgespräche als Feedbackquelle für den Onboarding-Prozess
1.355
-
Vorlage: Leitfaden für das Mitarbeitergespräch
1.310
-
Ablauf und Struktur des betrieblichen Eingliederungsmanagements
1.252
-
BEM ist Pflicht des Arbeitgebers
967
-
Pflicht zur psychischen Gefährdungsbeurteilung
642
-
Checkliste: Das sollten Sie bei der Vorbereitung eines Mitarbeitergesprächs beachten
641
-
Modelle der Viertagewoche: Was Unternehmen beachten sollten
402
-
Worauf es bei Ausbildungsmarketing und Azubi-Recruiting ankommt
01.11.2024
-
Tipp der Woche: Mehr Mut bei Gehaltsangaben in Stellenanzeigen
31.10.2024
-
Das sind die 25 größten Anbieter für HR-Software
31.10.2024
-
Wechsel an der Unternehmensspitze senken das Mitarbeiterengagement
30.10.2024
-
Tight-Loose-Tight als Führungsprinzip
29.10.2024
-
Herausforderungen im HR Application Management
28.10.2024
-
Sechs Erfolgsfaktoren für digitale HR-Arbeit in der Praxis
28.10.2024
-
Wie HR die eigene Digitalisierung mitgestalten kann
28.10.2024
-
Große Mittelständler stehen unter Druck
28.10.2024
-
Viertagewoche nicht durch Produktivitätsgewinne finanzierbar
24.10.2024