Weiterbildung für Silver Ager: "Als Grauhaarigenseminar belächelt"
personalmagazin: Was verbirgt sich hinter dem "Silverpreneur"-Programm?
Frank Zils: Das "Silverpreneur"-Programm ist ein einjähriges On-the-job-Entwicklungsprogramm für Mitarbeiter mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung. Die Teilnehmer setzen sich darin unter anderem damit auseinander, wie sie sich als ältere Mitarbeiter ins Unternehmen einbringen können, was Altern bedeutet und wie sie im Alter am besten lernen – etwa durch Erfahrungslernen. Die Erkenntnisse zum Thema "Lernen" haben wir auch im Programm umgesetzt: Wir haben den Teilnehmern einen Rahmen gesteckt, innerhalb dessen sie eigenständig Projekte zu einem selbstgewählten Thema durchführen konnten.
personalmagazin: Welche Themen haben die Teilnehmer gewählt?
Zils: Die erste Gruppe, die 2013 gestartet ist, hat ein Ausbildungsprogramm für Mentoren und ein Führungskräftetraining für intergeneratives Führen erarbeitet. Das zeigt: Das Silverpreneur- Programm ist kein Rentenvorbereitungsprogramm. Das spiegelt auch sein Name wider: Wir möchten nicht die Mitarbeiter ansprechen, die eine Rentenberatung suchen, sondern jene, die sich als engagierte Entrepreneure sehen.
personalmagazin: Wie sind Sie darauf gekommen, das Programm zu initiieren?
Zils: Bisher arbeiten viele Unternehmen in Hinblick auf Ältere noch viel zu defizitorientiert: Sie bieten kaum Entwicklungsprogramme, eher gesundheitsfördernde Maßnahmen oder Schonprogramme. Wir wollten auch unseren älteren Talenten etwas bieten, um sie im Hinblick auf den demografischen Wandel motiviert und engagiert zu halten, damit sie noch zehn oder 15 Jahren einen Beitrag zum Unternehmen leisten.
personalmagazin: ...etwa, indem sie als interne Trainer, Mentoren und Berater helfen, Beratungskosten einzusparen...
Zils: Es ist nicht unsere Absicht, Beraterkosten zu sparen. Wir verstehen das Programm als Investition, die darauf abzielt, dass sich die Mitarbeiter in die Unternehmenskultur einbringen. Wir wollten ein Signal dafür setzen, dass Ältere wertgeschätzt werden. Diese Wertschätzung wird wahrgenommen, und sie hat einen Multiplikatoreneffekt. Dieser Erfolg lässt sich nicht quantifizieren.
personalmagazin: Wie haben die anderen Mitarbeiter auf das Programm reagiert?
Zils: Am Anfang wurde es als "Grauhaarigenseminar" belächelt. Die Teilnehmer haben das sportlich gesehen, nämlich als Herausforderung zu zeigen, dass sie viel mehr als nur die Grauhaarigen sind. Sie haben als Botschafter im Unternehmen agiert, und das ist auf Interesse gestoßen: Mittlerweile haben wir mehr Bewerber als Plätze im Programm. Kürzlich ist die zweite Runde gestartet.
Dr. Frank Zils ist Director HR bei der Janssen-Cilag GmbH, die zum Johnson & Johnson-Konzern gehört.
Das Interview führte Andrea Sattler, Redakteurin Personalmagazin.
Hinweis: Das Interview ist ein Auszug aus Heft 05/2015 des Personalmagazins. In der Titelstrecke lesen Sie mehr dazu, wie Sie ältere Mitarbeiter länger im Unternehmen halten – etwa mithilfe spezieller Weiterbildungskonzepte. Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe als App. Tipp: Schalten Sie den Ton ein, bevor Sie die App öffnen...
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