Haufe Online Redaktion: Was motiviert Auszubildende besonders?
Sabine Bleumortier: Ein Punkt, an den oft gar nicht gedacht wird: motivierte Ausbilder! Denn wenn diese nicht motiviert sind und keine Freude an ihrer Arbeit haben, ist das nicht förderlich für die Motivation der Auszubildenden. Auszubildende möchten ernst genommen und respektiert werden. Weiter motiviert noch: Aktives Mitarbeiten in den Arbeitsprozessen (keine ausbildungsfremden Tätigkeiten), den Sinn einer Aufgabe verstehen, herausfordernde Aufgaben, die Spaß machen und zu Erfolgserlebnissen führen. Natürlich auch ein gutes Betriebsklima und eine angemessene Vergütung. Und jeder Auszubildende freut sich über Lob.
Haufe Online Redaktion: Was sollten Personaler tun, damit Azubis während ihrer Ausbildungszeit motiviert bleiben?
Bleumortier: Ich empfehle den Ausbildern hier regelmäßig in Kontakt zu den Ausbildungsbeauftragten in den Fachbereichen und auch den Auszubildenden zu bleiben. So kann bei eventuellen Problemen schnell unterstützt werden. Zudem sollten individuelle Ziele mit dem Auszubildenden vereinbart werden, die diesen herausfordern und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Es gilt auch, Weiterbildungen und Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung anzubieten.
Haufe Online Redaktion: Was müssen Führungskräfte bzw. die Ausbildungsleiter dafür tun?
Bleumortier: Die Betreuung eines Auszubildenden ist für die Mitarbeiter in den Fachbereichen eine Zusatzbelastung und kostet Zeit. Diese Zeit muss ihnen auch von den Führungskräften zugestanden werden. Das klappt nur, wenn die Ausbildung im gesamten Unternehmen auch geschätzt wird. Zudem sollte es Weiterbildungsmöglichkeiten für die Ausbildungsbeauftragten geben, um diese für ihre Funktion zu qualifizieren und diese zu unterstützen.
Haufe Online Redaktion: Was sind grundsätzliche Rahmenbedingungen für eine Ausbildung, die die ganze Zeit über interessant und herausfordernd für die Azubis bleibt?
Bleumortier: Die Ausbildungsordnung insofern einhalten, dass die Auszubildenden wirklich auch alle vorgesehenen Tätigkeiten im Unternehmen kennen lernen. Damit bleibt es auch immer wieder spannend, da neue Aufgabenbereiche dazukommen. Es muss Zeit für eine individuelle Betreuung der Auszubildenden und regelmäßige Feedbackgespräche vorhanden sein. Eigenständige Projekte der Auszubildenden schaffen Anreize. Auch ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz für Auszubildende, ein eigenes Telefon, der PC oder ein Werkzeugkoffer – je nach Beruf. Auch hier gilt: Wenn der Stellenwert der Ausbildung im Unternehmen hoch ist, ergeben sich viele gute Rahmenbedingungen von selbst.
Sabine Bleumortier ist Ausbildungsexpertin und arbeitet als selbständige Beraterin und Trainerin rund um das Thema "Berufsausbildung".
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