Zu wenig Recruiting von ausländischen Studierenden

Viele Unternehmen suchen nach Fachkräften im Ausland. Das Ziel: Mit dem internationalen Recruiting wollen sie dem Fachkräftemangel begegnen. Allerdings haben die Unternehmen wohl eine leichter zu erreichende Zielgruppe übersehen: ausländische Studierende in Deutschland.

Ausländer mit deutschem Studienabschluss haben es nach einer neuen Studie oft schwer, hierzulande auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Hochschulen, Firmen und Behörden müssten gemeinsam Rahmenbedingungen verbessern und Übergänge in den Job erleichtern, um das Potenzial dieser "Idealzuwanderer" zu nutzen. Dies ergibt sich aus dem Report "Zugangstor Hochschule", den der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in Berlin vorlegte.

Mehr als ein Jahr auf Jobsuche

Gut 300.000 Ausländer studieren derzeit an deutschen Hochschulen, rund 240.000 dürften dort in den nächsten fünf Jahren einen Abschluss erwerben. Unter denjenigen Studenten, die nach ihrem Abschluss gern in Deutschland bleiben wollen, seien rund 30 Prozent mindestens ein Jahr und damit vergleichsweise lang auf Stellensuche. Dabei seien diese Hochschulabsolventen eigentlich hoch qualifiziert, mit teilweise guten Sprachkenntnissen und Erfahrungen mit dem Leben in Deutschland.

Mittel- bis langfristige Erhebungen zeigten, so die SVR-Studie mit Vergleichsdaten zu Deutschland, Kanada, den Niederlanden und Schweden "dass internationale Absolventen in Deutschland beruflich ähnlich erfolgreich sind wie ihre deutschen Kommilitonen".

Kleine Unternehmen sehen das Recruiting-Potenzial nicht

An 55 Prozent der deutschen Hochschulstandorte besetzen große Firmen ihre offenen Stellen bereits aktiv mit ausländischen Absolventen, ermittelten die Integrationsforscher. "Anders die kleinen Unternehmen mit unter 50 Mitarbeitern: Obwohl mehr als die Hälfte dieser Betriebe heute schon Schwierigkeiten hat, ihre Akademikerstellen zu besetzen, werden internationale Absolventen von ihren Personalplanern so gut wie nie als Zielgruppe erkannt."

Gründe für einen Stolperstart in den Job seien oft fehlende Netzwerke. Zudem brauchten viele ausländische Hochschulabsolventen intensive Hilfestellung beim Einstieg, fänden jedoch an ihren Hochschulstandorten nur lückenhafte Unterstützungsangebote vor, die zudem häufig zu spät ansetzen. Auch zeigten sich viele Arbeitgeber "zurückhaltend", und Ausländerbehörden entschieden nicht einheitlich.

Zweite Studie belegt die Aussagen

Dass Deutschland zu wenig aus seiner Beliebtheit bei ausländischen Studenten macht und diese dem Arbeitsmarkt oft verloren gehen, hatte vorige Woche auch der "Hochschul-Bildungsreport" herausgearbeitet. "Wir investieren viel Geld in ausländische Studierende, tun aber zu wenig, um diese erfolgreich zum Studienabschluss zu führen und sie zum Verbleib in Deutschland zu motivieren", sagte Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. 41 Prozent der Ausländer brechen dem Report zufolge ihr Studium hierzulande ab, von den Erfolgreichen bleiben nach Studienabschluss nur rund 44 Prozent in Deutschland.


dpa

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