Entwicklungen im Weiterbildungsmarkt


Der Weiterbildungsmarkt verändert sich stetig. So manche Entwicklung scheint dabei unausweichlich. So schickte sich noch vor einigen Jahren E-Learning an, Präsenzseminare vollständig zu verdrängen. Doch überraschenderweise kam es anders, wie die Teilnehmer des "Zukunftstalks Weiterbildung 2019" berichten.

Welche Entwicklung im Weiterbildungsmarkt hat Sie im vergangenen Jahr am meisten überrascht?

Lucia Sauer Al-Subaey, Geschäftsführerin der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft GmbH: Als klassische Akademie für Führungskräfte hatten wir vor ein paar Jahren die Sorge, dass unsere Präsenzseminare komplett durch E-Learning vom Markt verdrängt werden könnten. Unsere Kunden haben inzwischen sehr viele unterschiedliche E-Learning-Formate getestet und ich darf sagen, dass die Personalentwickler das Präsenzseminar als eine effektive und nachhaltige Form des Lernens unbedingt beibehalten wollen. Jetzt diskutieren wir mit den Weiterbildungsprofessionals in den Unternehmen ganz unaufgeregt, welches der vielen möglichen Lernformate in welchem Kontext sinnvoll zur Kompetenzentwicklung genutzt werden sollte. Das ist eine sehr schöne Entwicklung.

Sandra Luttenberger, Consultant, Coverdale Team Management Deutschland GmbH: Ich kann mich da anschließen, weil ich mich in dieser Entwicklung wiederfinde. Auch uns hat es Sorgen gemacht, bei den Kunden sehr viel Hektik zu beobachten, weil die Personalentwickler von den Geschäftsleitungen die Vorgabe erhalten hatten, die Weiterbildung zu digitalisieren. Ich bin jetzt beruhigt, weil viele unserer Kunden sagen, die meisten Inhalte aus unseren Präsenztrainings würden sie nach reiflicher Überlegung nie und nimmer online verbreiten. Es gibt Dinge, die passieren zwischen Menschen und die kann man einfach nicht digitalisieren.

Mattias Schwarz, Senior Vice President EMEA, Berlitz Deutschland GmbH: Trotz der wachsenden Beliebtheit von Onlineseminaren, erleben wir gerade eine Renaissance der Präsenztrainings. Dieser Trend zeichnet sich in meinen Augen schon länger ab. Es gibt einfach Themen, die via klassischem Präsenzseminar besser zu vermitteln sind. Seminare, bei denen es um die Schulung von Verhaltensweisen geht, gehören hier zum Beispiel dazu: Bei einem Konfliktmanagementkurs kann im Präsenztraining die Reaktion jedes Teilnehmers besser unter die Lupe genommen und sowohl die verbalen als auch die nonverbalen Fertigkeiten intensiv geschult werden. Das direkte Feedback des Trainers spielt eine immense Rolle in der Umsetzung des Geübten im beruflichen Alltag. Für die Vernetzung mit anderen Teilnehmern, aber auch zur Wissenserweiterung oder Wiederholung und für die Vor- und Nachbereitung unterstützen virtuelle Trainingseinheiten durchaus. Blended-Learning-Module, also eine Kombination aus Präsenz­seminar und Online-Trainings, werden in der Praxis deshalb gerne umgesetzt. In meinen Augen können digitale Trainings die klassischen Präsenzseminare nicht vollständig ersetzen. Beides hat Vor- und Nachteile und darum gilt es im Gespräch mit den Unternehmen zu klären, welcher Weg der zielführendste ist.

Hartmut Jöhnk, Vorstandsvorsitzender Integrata AG (Cegos Group): Als ich im Jahr 2000 als Trainer startete, spürte auch ich die Unsicherheit der gesamten Trainingsbranche, eines Tages durch E-Learning ersetzt zu werden. Diese Sorge haben wir in der Tat hinter uns. Wir setzen heute auf Blended Learning und tun alles dafür, die Vielzahl der derzeit möglichen Weiterbildungsangebote zu kombinieren. Die Integrata AG ist zu zwei Dritteln ein IT-Trainingsanbieter. Meine Beobachtung gerade im letzten Jahr ist, dass auch im IT-Training die Soft Skills immer wichtiger werden. Viele Programmierer wollen zum Beispiel lernen, wie man agil zusammenarbeiten kann. Und dazu braucht man das Präsenzlernen, weil nur so die Übernahme eines konkreten neuen Verhaltens klappt.