Micro Learning Studie in Unternehmen

Micro Learning zählt inzwischen zu den beliebtesten Lernformen – doch noch immer herrscht die Meinung, nur jüngere Mitarbeiter hätten daran Interesse. Studierende der FH Burgenland räumen mit diesem Vorurteil auf und zeigen, welche Formate des Micro Learnings beliebt sind und wovon die Effektivität abhängt.

Bei einer Umfrage des MMB-Instituts zu digitalen Lerntrends in den kommenden drei Jahren steht Micro Learning, also das Lernen in kleinen Lerneinheiten und kurzen Schritten, auf den vorderen Rängen. Auch bei einer Umfrage des Briten Donald H. Taylor, Chairman des Learning and Performance Institute, im englisch-sprachigen Raum landet Micro Learning auf Platz zwei der "heißesten Lerntechnologien" (Taylor stellt die Frage: "What do you think will be hot in workplace L&D next year?").

Micro Learning in Unternehmen

Doch noch ist das Lernformat aus kurzen Lernhäppchen nicht überall in der praktischen Weiterbildung der Unternehmen angekommen. Das fanden Studierende des Masterstudiengangs Human Resource Management an der FH Burgenland heraus. 57 Studierende und vier Lehrende forschten mit Fokusgruppen, Umfragen, Experteninterviews und Beobachtungen (inklusive Eyetracking). Christoph Stieg, Geschäftsführer von Perfact Training, fungierte als Ideengeber und stellte Kontakte zu Unternehmen her. Die Studiengangsleiterin Silvia Ettl-Huber kommt auf Basis dieser Forschung zu dem Schluss: "Es ist schon erstaunlich, wie viel Potenzial Micro Learning noch bietet".

So nutzen zwar 97 Prozent der befragten Lernenden Micro Learnings – bevorzugt von zu Hause aus und mit dem Smartphone. Vor allem Videotutorials sind beliebt. Und 80 Prozent können sich auch vorstellen, Micro Learnings im betrieblichen Alltag zu nutzen. Doch erst 55 Prozent der befragten Unternehmen nutzen diese Form der Personalentwicklung tatsächlich.

Digital oder offline? Micro Learning ist als E-Learning beliebter

Micro Learning läuft nicht nur über rein digitale Tools: In der Untersuchung nahmen sich die Studierenden auch Formate vor wie Telefonate mit Trainern, die nur zum Teil im virtuellen Raum stattfinden. "Für diese Formate gilt, dass weniger auf Wissen und mehr auf Können und Anwenden eingegangen wird, was die Probanden sehr positiv bewertet haben", erklärt Ettl-Huber.

Doch das größte Interesse wecken trotzdem die digitalen Lernformate: Während digitale Formen des Micro Learnings boomen, sind Bücher als Lernunterlagen out. Das zeigte unter anderem eine Fokusgruppendiskussion mit Lehrlingen.

Jung wie alt: Micro Learning interessierte alle

Dabei stellten die Forscher auch fest, dass es keine wesentlichen demografischen Unterschiede bezugnehmend auf die Akzeptanz von Micro Learnings gibt – sowohl jüngere als auch ältere befragte Personen, gleichermaßen Frauen wie Männer, zeigten sich von den Möglichkeiten digitaler Kurztrainings überzeugt und gaben an, diese gerne im praktischen Einsatz nutzen zu wollen.

Effektivität: So lässt sich die Aufmerksamkeit steigern

Auch die Aufmerksamkeitsspanne bei Probanden einer Testreihe wurde mittels Eye-Tracking-Methode überprüft. Dabei zeigte sich, dass die visuelle Aufbereitung der Inhalte ganz wesentlichen Einfluss auf die Aufmerksamkeit hat. War das Microlearning kurzweilig umgesetzt, enthielt überraschende Botschaften und grafische Signalelemente (zum Beispiel Einblendungen, Diagramme, Animationen), konnte die Aufmerksamkeit perfekt gehalten werden. Gab es hingegen zu lange Phasen des Monologs (> 20 - 30 Sekunden), ließen sich die Nutzer leicht ablenken. Christoph Stieg: "Dass ein Training von Anfang bis Ende motivierend sein muss, gilt in der analogen sowie in der digitalen Welt gleichermaßen. Aber digital ist die Aufmerksamkeitspanne ungleich kürzer – darauf ist bei der Konzeption und Umsetzung von Microlearnings ganz besonders zu achten."

Über die Micro-Learnng-Studie an der FH Burgenland

Die verschiedenen Studien wurden in mehreren Unternehmen durchgeführt, darunter Ricoh, Hornbach, Bosch und Organisationen wie die Landespolizeidirektion Burgenland. Die Ergebnisse der Studie gibt es ab Herbst 2019 als Band der Reihe "Science. Research. Pannonia" an der FH Burgenland.


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