Führen wie beim Curling
Erst ein Lächeln in die Webkamera, dann ein kurzer Moment der Stille. Azin Zeller denkt nach. Darüber, was der Schlüsselmoment ihres St. Galler SIM-Studiums (Strategy und International Management) war. "Es gibt viele", sagt sie dann. "Aber ich wähle bewusst diesen einen." Es ist ein Leitgedanke, den Direktor Omid Aschari bei der Graduierungsfeier an die Absolventinnen und Absolventen richtete: Versucht das Beste zu geben, bei allen Chancen, die ihr bekommt. Das Leben ist einmalig. Es gibt keine Wiederholungen. Eine der Devisen, die Zeller seither trägt. Der SIM war mehr als ein akademischer Abschluss für sie. Er habe vermittelt, was verantwortungsvolle Führung bedeutet.
Strategy und International Management in Europa
Mit 25 Jahren brach Azin Zeller von Kanada auf, um in St. Gallen ihren Master in SIM zu absolvieren. Mit im Gepäck: ihr Bachelorabschluss der Universität British Columbia, erste Arbeitserfahrungen in einem Start-up und die Vorfreude auf Europa. Denn bereits im Bachelor machte sie ein Auslandssemester in Paris. "Ich liebte Europa", platzt es aus ihr heraus. Darum kam ihr der Gedanke, für den Master zurückzukommen. Ihre Wahl fiel auf einen Master in Management (MiM) an der Universität St. Gallen, die zum elften Mal den ersten Platz im Financial Times MiM-Ranking belegte. "Das Programm hat einen exzellenten Ruf." Aber noch wichtiger für Zeller: Das Studium in St. Gallen bietet ein besonderes Umfeld, voll mit Projekten und Networking. Hier treffen sich nicht nur Akademiker, sondern junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Talenten – aus Deutschland, Europa und dem Rest der Welt.
Teamarbeit, Wettbewerb und nichts für Einzelkämpfer
Leistungsbereitschaft ist einer der Schlüssel zum Erfolg. "Der SIM ist fordernd. Und es braucht Engagement", erläutert Zeller. Für Einzelkämpfer scheint das Programm nichts zu sein. Fast 50 Prozent der Note machen Teamleistungen aus. Dabei erlernte Zeller hilfreiche Soft Skills: organisieren, delegieren und Gruppenprozesse so gestalten, dass alle Mitglieder effektiv arbeiten können. "Am Ende bist du nur so stark wie das Team." Diejenigen, die nur gewohnt waren, allein zu arbeiten, taten sich schwer. Trotzdem: Wettbewerb gehört dazu. "Nur darfst du darin nicht untergehen." Zeller hat das geschafft und Freundschaften fürs Leben geschlossen. "Meine SIM-Freunde waren sogar auf meiner Hochzeit", erzählt sie. Denn stressige Phasen gemeinsam durchzustehen, das schweißt zusammen.
"Der SIM ist fordernd. Und es braucht Engagement. Und am Ende bist du nur so stark wie das Team." - Azin Zeller, Master-Absolventin
Das St. Galler Programm hat Zellers Weg stark geprägt. Ein wichtiger Schritt war auch das Pflichtpraktikum, das sie bei L'Oréal absolvierte. Ein Professor empfahl sie und Zeller überzeugte. Nach dem Masterabschluss ging ihre Karriere dort weiter. Das laufe bei den meisten Absolventen so. "Du hast dann einfach den Fuß in der Tür." Im Anschluss an ihr Studium bot ihr L'Oréal eine Trainee-Stelle in New York. "Wer sagt da schon Nein?" Es folgten Stationen in Paris und Toronto. Zwei Jahre war Zeller bei L'Oréal. Es waren harte Jahre, aber so entwickelte sich Zeller zur Expertin für Customer Experience. Expertise, die sie jetzt als Senior Consumer Experience Expert bei der Allianz einbringt. Dort hat sie viel Raum, den Bereich zu gestalten, zu optimieren und ihre Erfahrung einzubringen.
Führung heißt Verantwortung
Für Zeller war das Masterprogramm ein Investment für ihre Karriere und ihre Zukunft. "Dazu gehören nicht nur die Fähigkeiten, die wir als Studierende erwerben konnten, sondern auch der Austausch." Und natürlich zählt das Image des Programms. Das ist definitiv ein Faktor für Unternehmen, im Blick auf die Qualität der Ausbildung und das Netzwerk. Doch was der SIM Zeller am meisten lehrte: Dass Führung Demut und Verantwortung braucht. Denn "du musst immer daran denken, dass du für Menschen verantwortlich bist."
Zeller vergleicht das mit dem Wintersport Curling. Der Spieler, der durch Wischen die Eisbahn präpariert, ist vergleichbar mit einem guten Leader. Er sorgt dafür, dass die anderen Spieler den Stein ins Ziel bringen können. Er befähigt alle Teammitglieder, zum Erfolg beizutragen. "Das ist nicht der glorreiche Job. Gefeiert werden die anderen. Aber den Leader braucht es dafür."
"Das ist nicht der glorreiche Job. Gefeiert werden die anderen. Aber den Leader braucht es dafür." - Azin Zeller
Zu lernen, was verantwortungsvolles Führen heißt, spiegelte sich für Zeller in allen Programmteilen ihres Studiums. Der SIM in St. Gallen, der sich nur in Vollzeit studieren lässt, hat zwei Bausteine. Im ersten Jahr sind die Inhalte festgelegt, im zweiten Jahr besteht mehr Wahlmöglichkeit. Es gibt eine Reihe an Teamprojekten und monatliche Regulars' Tables. Herausforderung und Highlight zugleich war für sie die "SIMagination Challenge", ein Social-EntrepreneurshipProjekt, das die Studierenden in kleinen Teams außerhalb der Schweiz und ihrer Heimatländer umsetzen.
Junge Menschen ermutigen, im Ausland zu studieren
Zeller und ihr Team griffen ein Projekt aus dem Vorjahr auf: Junge Menschen an der High School ermutigen, Englisch zu lernen und im Ausland zu studieren. Das Projekt fand bereits in Nicaragua statt, Zeller und ihr Team brachten es nach Yizhou in China. "Dort hatten die Studierenden noch nie jemanden gesehen, der nicht aus China kam." Das Projekt war harte Arbeit: "Wir mussten es selbst vorbereiten, Visa beantragen, Kontakte herstellen, das Geld zusammenbringen", erläutert Zeller. Mit Erfolg.
Später arbeitete sie für das Projektmanagement von "SIMagination" und betreute Studierende. So finanzierte sie ihr Studium, neben den Ersparnissen, die sie aus ihrem Job vor dem Master zurückgelegt hatte. Etwa 1.500 Schweizer Franken pro Semester bezahlte Zeller damals für ihr Studium, heute sind es 3.329. Im Vergleich zum MBA sind die Kosten geringer – das Netzwerk habe sie im SIM genauso erhalten. Das hält Zeller für einen Pluspunkt. "Dem Stress trotzen, raus aus der Komfortzone": Mit dieser Einstellung trat Zeller ihren Master in Europa an. Dazu gehört auch, als Kanadierin Schweizerdeutsch zu lernen. Zumindest ein bisschen.
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