Was sich Arbeitgeber von Bildungseinrichtungen wünschen
Aktuell unterliegt die deutsche Wirtschaft einem tiefgreifenden Strukturwandel – bedingt durch Faktoren wie Digitalisierung, Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel. So beobachtet es auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier mit dem Titel "Zukunftskompetenzen heute starten: 10 Punkte zu Future Skills im Bildungssystem" hat sie festgehalten, welche Fähigkeiten Unternehmen wirklich brauchen, um in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu bestehen. Damit richtet die BDA einen Appell an Schulen und Hochschulen, aber auch an Einrichtungen für berufliche Aus- und Weiterbildung.
Mehr Digital- und MINT-Kompetenzen gefordert
Die BDA betont in den zehn Punkten vor allem, dass digitale Grundkompetenzen ein selbstverständlicher Teil der Allgemeinbildung werden müssten – dazu zählen das Anwenden, Verstehen, Gestalten und Reflektieren digitaler Technologien. Auch ein sicherer Umgang mit künstlicher Intelligenz sei essenziell. Zudem fordert die BDA mehr Aus- und Weiterbildung im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). MINT-Kompetenzen seien entscheidend, um neue Technologien zu entwickeln, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und eine starke Wirtschaft zu sichern.
Ebenso wichtig ist laut dem Positionspapier, dass Berufseinsteigende und Beschäftigte nicht nur in ihrer Muttersprache lesen und schreiben können, sondern auch Englisch sicher beherrschen. Diese Forderung richtet sich zwar vor allem an Schulen, ist aber auch für Anbieter von beruflichen Weiterbildungen relevant – schließlich sollten auch Personen, die bereits mitten im Berufsleben stehen, die Möglichkeit bekommen, ihre Kompetenzlücken zu schließen und fit für eine digitale und interkulturelle Arbeitswelt sein.
Bereitschaft zum Lernen als Metakompetenz
Eine mindestens genauso große Bedeutung räumt die BDA den Schlüsselkompetenzen und Softskills ein. Sie nennt unter anderem Leistungsbereitschaft, Resilienz, Eigenverantwortung, Empathie und Werteorientierung. Soziale Kompetenz sei etwa wichtig für die Dienstleistungs- und Kundenorientierung. In Aus- und Weiterbildungen sollte auch Mitverantwortung für die freiheitliche Demokratie in Aus- und Weiterbildungen vermittelt werden. Zudem ist laut dem Positionspapier Kreativität eine gefragte Eigenschaft. Die BDA erklärt auch unternehmerisches Denken zur Zukunftskompetenz – verbunden mit Innovationsfähigkeit, Problemlösekompetenz, Zielorientierung, Eigeninitiative und Verantwortungsübernahme. "Unternehmen sollen den jungen Menschen praktische Erfahrungen mit Zukunftskompetenzen ermöglichen" heißt es in dem Schreiben.
Darüber hinaus betont es, dass sich eine grundsätzliche Offenheit für Neues als Lernziel durch die gesamte Bildungskette hindurchziehen müsse. Die Bereitschaft zum Lernen sei eine Metakompetenz, die jedes Individuum verinnerlichen sollte – entsprechend sollte diese in Bildungseinrichtungen vermittelt werden. Zu grundsätzlicher Offenheit zählt das Positionspapier auch interkulturelle Kompetenz, also die Fähigkeit, sich auf Personen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und ihre Denk- und Verhaltensweisen einzulassen.
Mehr Fokus auf Zukunftsszenarien
Die Forderungen beziehen sich auch auf die inhaltliche und organisatorische Struktur von Aus- und Weiterbildungen generell. "In allen Bildungsbereichen sollten Lernziele und Curricula sowie Didaktik und Methodik grundlegend mit Blick auf Zukunftskompetenzen überarbeitet werden", heißt es in dem Positionspapier. Dabei gelte es, Praxisnähe und Lebensweltbezüge zu sichern sowie Bildung und Beschäftigung zusammenzudenken. Lernzeitpunkte sollten sich flexibilisieren, Lernorte verzahnen. Laut der BDA sind Wissenschaft und Wirtschaft die maßgeblichen Innovationstreiber und Impulsgeber für die Zukunft. Sie fordert deshalb, dass Kooperationen von Hochschulen mit Unternehmen in Forschung, Entwicklung und Wissenstransfer intensiviert werden. "Darauf aufbauend sollten Hochschulen mehr wissenschaftliche Weiterbildung anbieten."
Das Positionspapier erinnert auch daran, dass bei den meisten Beschäftigten Lernen vor allem direkt am Arbeitsplatz geschehe: "Primärer Lernort für die Beschäftigten ist das Unternehmen als Zukunftsgestalter." Der Appell richtet sich demnach auch an die Unternehmen und die Sozialpartner: Sie sollten laut dem Schreiben die Berufsbilder bedarfsgerecht und in attraktiven Profilen weiterentwickeln und die dafür notwendigen Weiterbildungsstrategien systematisch unterstützen.
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