Wie der Start ins Co-Leadership gelingt
Aktuelle Umfragen zeigen, dass Arbeitnehmende maximale Flexibilität von ihren Arbeitgebern verlangen. Die persönlichen Bedürfnisse der Menschen, die sie mit ihrem Arbeitsmodell und der Arbeitszeit vereinen wollen, spielen bei der Wahl des Arbeitgebers eine große Rolle. In diesem Kontext erfreuen sich Co-Leadership und Jobsharing in den vergangenen Jahren zunehmender Beliebtheit.
Was bedeutet Co-Leadership?
Unter Jobsharing versteht man in der Regel, dass zwei Personen sich eine Rolle teilen und gemeinsam alle Aufgaben übernehmen, die zuvor von einer einzelnen Person erledigt wurden. Co-Leadership bezieht sich nicht nur auf das Aufteilen einer Position auf zwei Personen, sondern auch auf eine gemeinsame Führungsverantwortung.
Die Modelle können ganz flexibel und an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen der Tandempartner / -partnerinnen angepasst werden. Sie können in Teilzeit (ab einer Aufteilung von 50/50 Prozent) oder sogar bis zu Vollzeit (bis zu 100/100 Prozent) arbeiten. Die inhaltliche Arbeit kann je nach Bedarf variieren: von einer klaren Aufgabentrennung mit Themenverantwortlichen bis hin zu einer nahtlosen Aufgabenübergabe nach Dienstschluss.
Download-Tipp: Geteilte Führung als Modell der Zukunft? Ist es besser, allein oder gemeinsam an der Spitze zu sein? Agile Zusammenarbeit und vermehrte Selbstorganisation in Teams erfordern eine Führungspraxis, die nicht mehr an eine formale Führungsposition gebunden ist. Das Whitepaper "Shared Leadership" der Haufe Akademie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen geteilter Führung und bietet Einblicke in die Praxis. |
Mit Co-Leadership starten: Suche nach Tandempartnern
Um selbst mit Co-Leadership zu starten, braucht es nicht viel – hauptsächlich erfordert es Mut. Zunächst einmal muss man einen geeigneten Tandemparter oder eine geeignete Tandempartnerin finden. Hier haben sich folgende Wege als erfolgreich erwiesen:
- Suche in persönlichen Netzwerken und über Kontakte
- Fangen Sie an, über Ihren Wunsch zu sprechen dieses Modell auszuprobieren. Wenn Sie es nicht gleich bei ihrem Arbeitgeber publik machen wollen, beginnen Sie in Ihrem persönlichen Netzwerk und bei Ihren Kontakten.
- Suchen Sie außerdem über Ihr Netzwerk Personen, die ebenfalls in ein Jobsharing oder Co-Leadership Modell wechseln wollen.
- Durch die Personalabteilung des Unternehmens
- Wenn Sie in Ihrem Unternehmen in Co-Leadership gehen wollen, sprechen Sie mit Ihrer Personalabteilung. Häufig haben diese bereits Informationen rund um Co-Leadership gesammelt oder können Ihnen bei der Umsetzung helfen.
- Durch die Nutzung von Jobsharing-Börsen und Plattformen
- Es gibt zunehmend Startups, die sich ganz konkret auf Jobsharing und Co-Leadership Modelle spezialisieren und mit Unternehmen kooperieren, die Stellen in Co-Leadership ausschreiben. Sie finden hier nicht nur Stellenangebote, sondern auch Personen, mit denen Sie in ein Tandem gehen können.
- Aus bestehenden Konstellationen
- Sprechen Sie mit Personen, die bereits in einer von Ihnen angestrebten Position sind, darüber, ob diese sich vorstellen können, in ein Tandem zu gehen. Wir erleben häufig, dass Positionen in Co-Leadership Modelle umgewandelt werden – zum Beispiel, zum Ende einer Karriere oder aber wenn die Familienplanung ansteht.
Die Form des Co-Leadership-Modells bestimmen
Sobald sich ein Tandem gefunden hat, gilt es, schnellstmöglich mit dem Formen des Modells zu beginnen. Am besten ist es, bereits in den ersten Gesprächen über grundlegende Themen zu sprechen. Spätestens aber, wenn es zu einer gemeinsamen Bewerbung kommt, sollte man folgende Punkte bearbeiten, um ein gemeinsames Fundament zu legen:
Werte und den Blick auf Führung abgleichen:
- Wie möchten Sie führen? Welcher Führungsstil entspricht Ihnen und welchen Führungsstil wollen Sie nun gemeinsam leben?
- Welche Werte sind Ihnen wichtig?
- Welche Werte sind in der Zusammenarbeit nicht verhandelbar?
Transparenz über individuelle Kompetenzen und Passfähigkeit zueinander und zur jeweiligen Stelle prüfen: Im Jobsharing und Co-Leadership haben Sie den Vorteil, über mehr als ein Kompetenzportfolio zu verfügen. Bringen Sie das zu Papier und nutzen Sie diesen strategischen Vorteil für sich aus. Dafür müssen Sie im ersten Schritt transparent über Ihre jeweiligen Fähigkeiten und Kompetenzen sprechen und dann gezielt auf Stellensuche gehen bzw. die Erkenntnisse nutzen, um Ihr Betriebssystems zu erarbeiten.
Rahmenbedingungen festlegen: Hier gilt es, das "Operating Model", also das Betriebssystem des Tandems, festzulegen. Zu diesem Betriebssystem gehören u. a. die Klärung der Arbeitszeiten und der Aufteilung innerhalb einer Woche, die Verteilung der Aufgaben und die Regelung der Übergaben. Behalten Sie auch im Blick, dass die Arbeitslast bestmöglich verteilt wird.
Praxis-Tipps für angehende und erfahrene Co-Leader
Arbeiten im Co-Leadership ist kein Hexenwerk. Nichtsdestotrotz gibt es einige Dinge zu beachten, die eine Arbeit in Co-Leadership einfacher machen. Planen Sie vor allem zu Beginn großzügig Zeit ein, denn eine einmal entwickelte Struktur ist nicht nur im Alltag nützlich, sondern kann auch zur Kommunikation nach außen (zum Beispiel mit dem Team und anderen Stakeholdern) genutzt werden.
Co-Leadership individuell gestalten:
Eine Möglichkeit dies zu tun, ist die Arbeit anhand des Wertemodells von Junghans/Schönitz. Dieses betrachtet sechs Felder: Werte und Mindset, Ich/Individuell, Wir/Tandem, Struktur & Modell, Technik & Tools, Kommunikation – intern & extern. Wenn die Struktur von Anfang an sorgfältig durchdacht und effizient aufgebaut wird, wird das Modell im weiteren Verlauf reibungslos funktionieren und muss nur geringfügig angepasst werden. Dies erleichtert auch die Kommunikation und Klarheit des Modells.
Gemeinsame Ziele vereinbaren:
Vereinbaren Sie in einer Doppelspitze unbedingt einheitliche, also gemeinsame Ziele mit Ihrem/Ihrer Vorgesetzten. Es mag im ersten Moment vielleicht seltsam erscheinen, aber als Tandem nehmen Sie eine gemeinsame Rolle wahr, bei der klar sein muss, dass Sie gemeinsam bewertet werden.
Coaching einplanen:
Egal, ob Sie sich als Tandem bereits kennen oder neu als Tandem zusammenkommen: Sie sollten sich unbedingt von einem/einer Coach begleiten lassen. Ein Coach unterstützt Sie dabei, Ihre jeweiligen Stärken herauszuarbeiten und Themen zu besprechen, bevor sie zu Problemen werden. Vor allem bei der Reflektion auf Metaebene und in der Kommunikation miteinander kann der Coach Ihnen helfen, besser zu werden.
Operating Model öffentlich machen:
Überlegen Sie sich als Team klare Regeln für das Setup. Im besten Fall haben Sie die Regeln als neues Tandem bereits vor der Übernahme der neuen Rolle festgelegt. Wenn nicht, sollte dies eine der ersten Aufgaben sein, die Sie in Ihrer neuen Rolle angehen. Klare Regeln sind sowohl für Sie als Tandem als auch für Ihr Umfeld entscheidend. Eine klare Struktur mit Verantwortungsbereichen, Erreichbarkeit usw. ist essenziell für einen erfolgreichen Start im Co-Leadership. Daher empfehlen wir die stringente und offene Kommunikation des Operating Models über gängige Kanäle und Formate wie beispielsweise eine Standard-Präsentation, die regelmäßig geteilt werden kann. Gerne kann die Transparenz auch mit einem teamübergreifenden "Kennenlernen" des Tandems verbunden werden.
Buchtipp: Co-Leadership Die Autorinnen Stefanie Junghans und Janina Schönitz sind beide in einem Co-Leadership-Tandem tätig. Ihre Praxiserfahrungen haben sie in einem gemeinsamen Buch zusammengefasst, das im September 2023 unter dem Titel "Co-Leadership: Jobsharing als Antwort auf eine veränderte Arbeitswelt" erschienen ist. Mit dem Buch wollen sie Klarheit und Orientierung in das viel diskutierte Thema bringen. |
Das könnte Sie auch interessieren:
Frauen führen deutlich häufiger in Teilzeit als Männer
Shared Leadership: Verteilt führen
-
Die besten Business Schools für Master in Management
300
-
Microlearning: Definition, Beispiele und Mehrwert für Unternehmen
232
-
Die verschiedenen Führungsstile im Überblick
205
-
Der EQ – und wie er sich steigern lässt
105
-
Kulturdimensionen: Interkulturelle Unterschiede verstehen
911
-
Investitionen in Weiterbildung nehmen zu, aber verpuffen
89
-
Mini-MBA: Gut und günstig, aber weniger wertvoll
73
-
Wie Künstliche Intelligenz in der Personalentwicklung im Einsatz ist
66
-
Psychologische Sicherheit: Erfolgsfaktor für Teamerfolg jenseits der Teamzusammensetzung
661
-
Masterstudiengänge HR im Überblick
64
-
Weiterbildung braucht Learnfluencer
24.12.2024
-
Lern-Communitys im Unternehmen aufbauen
19.12.2024
-
Podcast Folge 41: Der "Wellenreiter-Club" von Bosch
17.12.2024
-
So gelingt generationenübergreifende Zusammenarbeit
12.12.2024
-
KI, was sonst
11.12.2024
-
Wie Unternehmen und Verbände den Aufbau von KI-Kompetenz fördern
09.12.2024
-
Lernkultur sichtbar machen und gestalten
04.12.2024
-
Podcast Folge 40: Lernreise mit Dominik Klein
03.12.2024
-
KI und die Angst vor Kontrollverlust
29.11.2024
-
Wie Führungskräfte Druck analysieren können
28.11.2024