Viele Unternehmen setzen E-Learning ein, noch mehr würden das gerne tun. Doch es gibt offenbar immer noch Verständigungsschwierigkeiten zwischen Anbietern und Nachfragern.
Die gute Nachricht zeichnete sich schon im aktuellen E-Learning-Wirtschaftsbarometer des MMB Instituts für Medien- und Kompetenzforschung ab. Der E-Learning Markt wächst. Jetzt kann das Institut mit einer weiteren Studie belegen: Das gilt nicht nur für Großunternehmen ab 500 Mitarbeitern, sondern auch für die kleinen und mittleren Unternehmen, die so genannten KMU.
KMU wollen E-Learning
Für die Studie, die MMB zusammen mit der Haufe Akademie erstellt hat, befragte man 103 Vertreter aus kleinen und mittleren Unternehmen und 97 Vertreter aus Großunternehmen. Danach gaben 52 Prozent der KMU an, bereits heute E-Learning einzusetzen, weitere 19 Prozent planen das für die kommenden drei Jahre. Bei 61 Prozent der befragten Großunternehmen sei E-Learning bereits etabliert, weitere 17 Prozent wollen in den nächsten drei Jahren damit beginnen. Bleiben 29 Prozent der KMU und 23 Prozent der Großunternehmen, die gar nichts mit E-Learning zu tun haben wollen.
Die Studienautoren haben nachgefragt, was die Unternehmen daran hindert, E-Learning einzusetzen. Der wichtigste Ablehnungsgrund für KMU sei das begrenzte direkte Feedback, bei Großunternehmen stehen fehlende Regelungen zum Lernen am Arbeitsplatz ganz oben auf der Negativliste. Ebenfalls als wichtige Gründe gegen E-Learning nannten die Studienteilnehmer zu hohe erforderliche Selbstlernkompetenzen oder auch ein nicht erkennbarer Mehrwert. Je zehn der KMU und der Großunternehmen, die kein E-Learning einsetzen, konnten keine bestimmten Gründe angeben. Bei den KMU ein weiterer wichtiger Ablehnungsgrund: Die Intransparenz des E-Learning-Marktes.
Angebot nicht transparent genug
Es lohnt sich, die Antworten genauer anzusehen. Unternehmen, die E-Learning ablehnen, ohne bestimmte Gründe nennen zu können, haben sich wahrscheinlich noch nie richtig mit den Möglichkeiten dieser Lernform beschäftigt. Großunternehmen, die fehlende Regelungen von E-Learning abhalten, sei gesagt, dass dieses Argument nicht wirklich sticht. Fehlende Selbstlernkompetenzen sollten sich von selbst erledigen, wenn eine Generation von jungen Mitarbeitern in die Unternehmen kommt, die bereits in der Schule oder in der Ausbildung E-Learning kennengelernt haben.
Besorgnis erregend aber ist die Tatsache, dass der E-Learning-Markt der Studie zufolge auf potenzielle Kunden immer noch so intransparent wirkt, dass Investitionen in die leicht zugängliche Weiterbildung von Mitarbeitern und damit auch in die Wettbewerbsfähigkeit unterbleiben.
Anbieter sind gefordert
Nun könnte man unterstellen, die E-Learning-Anbieter machten das absichtlich. Frei nach dem Motto: Wenn der Kunde nicht vergleichen kann, ist die Konkurrenz weniger gefährlich. Das ist ein riskantes Spiel und auf Dauer nicht zu gewinnen. Erste Anzeichen gibt es bereits. Gefragt nach den Lernformen und Tools, die heute und morgen am häufigsten eingesetzt werden, sind virtuelle Klassenräume und Webinare bei den KMU ganz weit vorn. Es sind die E-Learning-Formate und Tools, die am wenigsten erklärungsbedürftig und am leichtesten zugänglich sind.
Anfang dieses Jahres verkündete Dieter Kempf, Präsident des IT-Branchenverbandes Bitkom, anlässlich der Eröffnung der Learntec, E-Learning sei im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Die Studie zeigt, dass es gerade KMU dennoch schwerfällt, das Angebot zu verstehen. Ihnen den Zugang zu erleichtern, für mehr Verständlichkeit und damit Transparenz am Markt zu sorgen, wäre eine gute Aufgabe für den starken Verband.