Das Internet wird bereits heute als riesige Lernplattform für das lebenslange Lernen genutzt, stellt Mary Meeker im Internet Trend Report 2018 fest. Online zu lernen, erscheint selbstverständlich. Trainer und Personalentwickler sollten dennoch nicht um ihre Jobs fürchten.
Online Lernen: inzwischen normal
Der Trend lässt sich am eigenen im Job wie im Alltag nachvollziehen: Lernvideos oder anders ausgedrückt, Youtube, spielt eine entscheidende Rolle. Eine Milliarde Lernvideos werden laut Meeker täglich auf Youtube aufgerufen, darunter den Angaben zufolge 70 Prozent, um ein konkretes Problem zu lösen.
Moocs, erst gehypt und dann fast totgesagt, kommen allein auf der Plattform Coursera auf Teilnehmerzahlen von 33 Millionen, mit einer beeindruckenden Steigerungsrate von 30 Prozent seit 2014. Die meisten Teilnehmer, 30 Prozent, kommen aus Nordamerika, 28 Prozent aus Asien und 20 Prozent aus Europa. Auch aus Afrika werden laut Meeker mittlerweile fünf Prozent Teilnehmer gemeldet. Am häufigsten gebucht werden Kurse zu Machine Learning, neuronalen Netzwerken und Deep Learning, zu mathematischem Denken, Bitcoin und Kryptowährungen oder zum Programmierenlernen. Auf Platz drei der Top-Ten: Lernen, wie man lernt.
Betriebliches Lernen: Digitalisierung ist Hauptthema
Geht es um betriebliches Lernen, zitiert Meeker Zahlen, die der Kommunikationskonzern AT & T zur Verfügung gestellt hat. Demnach stellt das Unternehmen für „Future Ready“-Programme eine Milliarde Dollar für Umschulungen und Trainings mit Partnern wie Coursera, Udacity und verschiedenen Universitäten bereit, um Beschäftigte für neue Aufgaben zu schulen.
Bereits 2,9 Millionen technische Kurse seien von Mitarbeitern absolviert worden. 77 Prozent der Belegschaft (194.000 Menschen) sei aktiv an Umschulungen beteiligt, die meisten davon webbasiert. Die populärsten Themen spiegeln die Anforderungen, die in der digitalen Wirtschaft gestellt werden: Cyber Security, Machine Learning, Data-Driven Decision Making, Virtual Collaboration.
Datenbasiertes Lernen: Es braucht Big Data für Innovationen
Zu lernen, so Meeker, sei in der digitalen Arbeitswelt von entscheidender Bedeutung, die Werkzeuge dafür würden immer besser und leichter zugänglich. Eine wesentliche Rolle für diese Verbesserungen spielen Daten. Daten, die zum Beispiel das Nutzerverhalten auswerten, um einen Service oder eine Anwendung besser zu machen. Wer Daten zu strikt reglementiere, könne nicht ausschließen, dass sich das negativ auf den Fortschritt und Innovationen und damit letztendlich auch auf das wirtschaftliche Wachstum auswirke, warnt Meeker.
Dass damit wir Europäer gemeint sind, mit ihrer gerade in Kraft getretenen DSGVO, lässt sie offen, darf aber getrost angenommen werden.
Digitales Lernen: Selbstverständlich und unumgänglich
Meeker widmet dem digitalen Lernen in ihrem Report nur wenige der insgesamt 294 Seiten. Mehr braucht es nicht, denn das, was sie auf den restlichen Seiten beschreibt, hat direkt oder indirekt Einfluss darauf, was und wie wir lernen werden (müssen). Sie polemisiert nicht, sie stellt nüchtern dar, was ist. Es scheint eine logische Folge zu sein und irgendwie selbstverständlich. Ähnlich wie es nach Erfindung des Buchdrucks und der massenhaften Verbreitung des Radios geschah, die die Welt und das Lernen revolutionierten und erst mit Skepsis beäugt wurden. Was also noch Aufhebens darum machen?
Lebenslanges Lernen: Digitale Medien sind ein wichtiger Baustein
Es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass Lernen via Internet-Services, ob per Mooc oder Youtube, ein wichtiger Bestandteil dessen ist, was wir als lebenslanges Lernen bezeichnen. Es ermöglicht uns, notwendige Grundkompetenzen zu erwerben, die wir vielleicht nicht erwerben konnten oder die wir einfach verpennt haben. Oder unser Wissensspektrum zu erweitern, für die persönliche Lebens- und Karriereplanung. Das ist toll. Aber digitale Medien, sei es als Mooc oder Lernvideo, sind nur eine weitere, wichtige Facette im lebenslangen Lernkanon. Sie können die grundständische Bildung, auch in der Schule, eine geregelte Ausbildung und die betriebliche Weiterbildung im Rahmen der Personalentwicklung besser machen, ergänzen, individueller gestalten. Mehr nicht.
Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Haufe-Zeitschrift "Wirtschaft + Weiterbildung" die Trends auf dem E-Learning-Markt. Ihre Schwerpunktthemen sind das Lernen mit digitalen und sozialen Medien.