Learning Experience Plattform LXP: Definition und Funktion

Learning Experience Plattformen (LXP) stehen für personalisiertes Lernen. Doch was genau macht eine LXP aus? Wo liegen die Unterschiede zum Learning Management System (LMS)? Und wie kann KI die Lern-Experience noch verbessern? Ein Überblick.

Die digitale Transformation hat die Art und Weise, wie wir lernen und arbeiten, grundlegend verändert. Unternehmen setzen verstärkt auf innovative Technologien, um ihren Mitarbeitenden effiziente, personalisierte und nahtlos integrierte Lernmöglichkeiten zu bieten. Learning Experience Plattformen (LXP) spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie das selbstgesteuerte Lernen individualisieren, interaktiver gestalten und den spezifischen Bedürfnissen verschiedener Nutzergruppen gerecht werden.

Was ist eine Learning Experience Plattform (LXP)?

Eine Learning Experience Platform (LXP) ist eine fortschrittliche Bildungstechnologie, die entwickelt wurde, um personalisierte Lernerfahrungen zu verbessern, insbesondere in Unternehmen und beruflichen Entwicklungsumgebungen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lernmanagementsystemen (LMS), die sich auf die Verwaltung und Bereitstellung strukturierter Inhalte konzentrieren, steht bei LXPs die Lernerfahrung des Einzelnen und das selbstgesteuerte Lernen im Mittelpunkt.

Der Aufstieg von LXPs spiegelt eine Verlagerung hin zu flexibleren, benutzerzentrierten Lernumgebungen wider, die auf unterschiedliche Präferenzen der Lernenden und die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Kompetenzentwicklung in der Belegschaft reagieren. LXPs ermöglichen, Inhalte aus verschiedenen Quellen zu aggregieren - sowohl formell als auch informell - und stellen den Lernenden maßgeschneiderte Lernpfade auf der Grundlage individueller Interessen und Qualifikationslücken zur Verfügung. Dieser personalisierte Ansatz wird durch fortschrittliche Technologien wie künstliche Intelligenz unterstützt, die die Benutzererfahrung durch die Empfehlung von Lernressourcen und adaptives Lernens verbessert.

LXP fördern zudem den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Organisation. Mitarbeitende können Experten finden, Inhalte teilen und von den Erfahrungen ihrer Kollegen profitieren. Durch die Integration verschiedener Lernformate wie Videos, Webinare, E-Learning und immersives Lernen wird das Lernerlebnis abwechslungsreich und ansprechend gestaltet. LXPs werden auch gerne als "Netflix des Lernens" bezeichnet. Das greift in der Funktionalität zwar zu kurz, beschreibt aber gut die gewünschte Benutzeroberfläche und die Fähigkeit, Lerninhalte vorzuschlagen und zu empfehlen, gerne auch in Form von Lernvideos.

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LXP und LMS im Vergleich

Learning Management Systeme (LMS) konzentrieren sich hauptsächlich auf administrative Aufgaben wie die Verwaltung von Kursen, Ressourcen und Compliance-Schulungen. Sie dienen der Bereitstellung von Lerninhalten und der Dokumentation von Schulungen. Die LXP hingegen haben einen anderen Fokus. Sie legen den Schwerpunkt auf die Schaffung personalisierter, interaktiver und ansprechender Lernerfahrungen, die auf die Präferenzen der Lernenden zugeschnitten sind. 

LMS bieten einen strukturierten Ansatz für das Lernen und erleichtern die Organisation und Bereitstellung von Inhalten auf eine vordefinierte Weise. Diese Struktur hilft bei der Verwaltung von Kursen, bei der Verfolgung des Lernfortschritts und bei der Gewährleistung der Einhaltung gesetzlicher Normen (Compliance Schulungen). Im Gegensatz dazu sind LXPs flexibler gestaltet, um verschiedenen Lernstilen und -präferenzen gerecht zu werden und gleichzeitig die Autonomie und das Engagement der Lernenden zu fördern (selbstgesteuertes Lernen).

Die Benutzererfahrung ist ein weiterer Bereich, in dem diese Plattformen voneinander abweichen. LXPs sind mit einer lernerzentrierten Benutzeroberfläche ausgestattet, die eine einfache Navigation und einen geräteübergreifenden Zugang (mobiles Lernen) zu den Inhalten ermöglicht. Im Gegensatz dazu verlangen LMS von den Nutzenden oft, dass sie sich an bestimmte Kursstrukturen und -prozesse halten, was zwar die Flexibilität einschränkt, aber die Konsistenz bei der Bereitstellung von Inhalten gewährleistet.

Funktional sind LMS in erster Linie darauf ausgelegt, den Lernerfolg zu messen, etwa um den erfolgreichen Abschluss eines Kurses nachweisen zu können und nachzuverfolgen, ob der Kurs in einem bestimmten, vorgeschriebenen Zeitraum absolviert wurde. LXPs können zwar Bewertungsfunktionen enthalten, konzentrieren sich aber eher auf die Bereicherung der Lernerfahrung durch personalisierte Inhalte und kollaboratives Lernen.

LXP und LMS im Vergleich

Merkmal

LXP

LMS

Fokus

Lernerfahrung und Personalisierung

Administration und Management

Lernansatz

Selbstgesteuertes Lernen

Strukturiertes, top-down Lernen

Inhalte

Intern und extern, User Generated Content

Vom Unternehmen

Interaktion

Hoch, soziale Features

Gering, oft linear

Technologieeinsatz

KI, Analytics, adaptive Lernpfade

Standardisierte Tools

Vom LMS zum LXP zum Learning System

In den letzten Jahren haben Unternehmen verstärkt daran gearbeitet, die Lernerfahrung ihrer Mitarbeitenden zu verbessern. Dies führte zunächst zur Einführung von LXPs als separaten Produkten. Dann fingen LMS-Anbieter an, ihre Produkte um LXP-Funktionen zu ergänzen und umgekehrt, LXP-Anbieter ergänzten LMS-Funktionen. Das führte unter anderem dazu, dass Analysten wie Fosway nicht mehr von LMS oder LXP sprechen, sondern den Begriff "Learning System" verwenden. Einige Anbieter bieten beide Plattformen an, unter anderem, weil die Lernenden so klar unterscheiden können, ob es sich um verpflichtende Kurse handelt. Als Gründe für eine Mischform aus beiden Systemen werden genannt:

  • Integration statt Separation: Im mittleren Marktsegment bevorzugen Unternehmen integrierte Lernsysteme, die sowohl LMS- als auch erweiterte LXP-Funktionen und damit eine verbesserte Lernerfahrung bieten.
  • Anpassung der Anbieterstrategien: Anbieter passen ihre Go-to-Market-Strategien an diese Veränderungen an. Einige spezialisierte LXP-Anbieter haben sich zu Skill-Plattformen entwickelt oder wurden von größeren Suite-Anbietern übernommen. Sie bilden Allianzen mit HCM-Anbietern und werden Teil deren Ökosystems, um Risiken zu minimieren.
  • Herausforderungen bei der Implementierung: Während der Bedarf an verbesserten Lernerfahrungen ungebrochen hoch ist, gestaltet sich die Implementierung solcher Lösungen in großem Maßstab mit bestehenden Lernsystemen als herausfordernd. Die Treiber für eine optimierte Lernerfahrung – wie personalisierte Empfehlungen, verknüpft mit Kompetenzen, ansprechendem Nutzererlebnis, intelligenter Suchfunktionen und sofortigem Zugang zu relevanten Lerninhalten – bleiben zentral.

Bedeutung von KI und Skills

Mittlerweile revolutioniert Künstliche Intelligenz die Funktionalität von LXPs in den Kernfunktionen und verbessert die Effektivität und Personalisierung des Lernens:

Personalisierte Lernpfade: KI-Algorithmen analysieren die Daten der Lernenden, einschließlich Leistung, Fähigkeiten, Interessen und Lernpräferenzen, um maßgeschneiderte Lernerfahrungen zu schaffen. Damit erhält jede und jeder Lernende die Inhalte und Kurse, die für seine oder ihre individuellen Bedürfnisse und seine berufliche Entwicklung am relevantesten und nützlichsten sind.

Adaptives Lernen: KI-gestützte LXPs können die Bereitstellung von Inhalten in Echtzeit auf der Grundlage der Leistung und des Feedbacks eines Lernenden anpassen. So kann das System zum Beispiel automatisch zusätzliche Unterstützung, Erklärungen oder Ressourcen bereitstellen, wenn es nötig ist.

Erstellung und Kuratierung von Inhalten: KI hilft bei der Erstellung und Kuratierung von Lerninhalten durch Vorschläge für die Beschreibung von Lerneinheiten, interaktiven Übungen und Quizfragen und filtert und empfiehlt relevante Ressourcen aus verschiedenen Quellen, einschließlich externer Anbieter und frei zugänglicher Materialien.

Virtuelle AI-Lernassistenten: Chatbots, die mit maschinellem Lernen und natürlicher Sprachverarbeitung ausgestattet sind, bieten Lernenden Unterstützung in Echtzeit. Sie können Fragen beantworten, Feedback geben und zusätzliche Materialien oder Kurse empfehlen, die auf die Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt sind.

Analysen und Einblicke: KI analysiert riesige Datenmengen über das Engagement der Lernenden, die Abschlussraten von Kursen und die Wirksamkeit von Inhalten und liefert wertvolle Erkenntnisse, um Schulungsprogramme zu verbessern, den ROI zu bewerten und die Auswirkungen von Lerninitiativen auf die Geschäftsergebnisse aufzuzeigen.

Bewertung von Qualifikationsdefiziten (Skills Gaps): Durch die Analyse von Personaldaten können KI-gestützte LXPs Qualifikationslücken innerhalb eines Unternehmens identifizieren. Diese Informationen helfen bei der Entwicklung gezielter Schulungsinitiativen.

Was macht ein Learning Experience Manager?

Der Beruf des Learning Experience Managers ist in Deutschland ein relativ neues Konzept, das sich in den letzten fünf bis zehn Jahren im Zuge der Digitalisierung des Corporate Learning entwickelt hat.

Zu den zentralen Aufgaben gehören:

  • die Konzeption und Entwicklung von Lernprogrammen
  • die Erstellung und Aktualisierung von Schulungsmaterialien, Lehrplänen und Ressourcen für die Lernenden
  • die Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachabteilungen und Business-Einheiten, um deren Ziele zu verstehen und Lerninitiativen entsprechend auszurichten.
  • die Bewertung der Wirksamkeit von Schulungsprogrammen und die Auswertung relevanter Daten.

Echte Lernerlebnisse schaffen

Learning Experience Plattformen revolutionieren das betriebliche Lernen, indem sie personalisierte und effektive Lernerfahrungen bieten. Der Markt befindet sich jedoch im Wandel. Unternehmen müssen sorgfältig abwägen, welche Lösungen am besten zu ihren Bedürfnissen passen und wie sie die unterschiedlichen Anforderungen ihrer Mitarbeitenden erfüllen können.

Eine erfolgreiche Implementierungsstrategie berücksichtigt die Vielfalt der Lernenden und setzt auf flexible, integrierte Lösungen. Es geht nicht nur darum, die neueste Technologie einzusetzen, sondern darum, ein Lernerlebnis zu schaffen, das wirklichen Mehrwert bietet und die Mitarbeitenden in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt. Spezialisierte Job-Profile wie die eines Learning Experience Managers helfen dabei, die Technologie optimal zu planen und einzusetzen.


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