Das ging schnell - wieder ein Jahr um und wieder eine Online Educa vorbei. Die wohl internationalste aller E-Learning-Veranstaltungen auf deutschem Boden nimmt für sich in Anspruch, die größte E-Learning-Konferenz der Welt zu sein. Angesichts der über 2.000 Teilnehmer aus über 100 Ländern kann man sagen, dass die Veranstalter sich damit nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Einer der E-Learning-Trends mit dem größten Widerhall bei den Teilnehmern war das Thema "Videos im Corporate Training".
Ein Praxisbeispiel dazu: Das englische Handelsunternehmen Dixons Retails PLC gilt als Marktführer im Verkauf von elektronischen Geräten in Großbritannien, Irland, Skandinavien, Griechenland und Tschechien. Das Filialnetz umfasst über 1.200 Läden, die unter anderem unter dem Namen "Currys PC World" Computer und Zubehör verkaufen. Ein Geschäftsfeld mit kleinen Margen, schnellem Wandel der angebotenen Produkte und großer Konkurrenz durch das Internet. Viele Verkäufer sind jung und man suchte in Großbritannien nach einer effizienteren Lösung sie zu schulen, als es traditionelle Verkaufstrainings darstellen. Der Blickwinkel, aus dem diese Lösung gefunden wurde, war nicht etwa der der Führungskräfte oder Trainingsabteilung. Man sah sich vielmehr die Verkäufer und ihren Umgang mit dem Internet und dem hauseigenen "Learning Management System" (LMS) näher an. Abgesehen davon, dass diese auf Youtube und in sozialen Netzwerken unterwegs sind, stellte sich heraus, dass 35 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause aus auf das LMS zugriffen und dass 25 Prozent darauf auch noch nach Mitternacht aktiv waren. Eher keine gute Zeit für das Lernen wichtiger Inhalte. Weitere Erkenntnisse: Fast jeder verfügte zudem über ein Handy oder Smartphone, mit dem sich kleine Filme drehen und hochladen lassen.
Kleine Filme, großer Erfolg
So entstand die Idee, die Mitarbeiter selbst Videos drehen zu lassen, in denen sie ihre persönlichen Tipps für den Verkauf von Laptops filmen und auf die Videoplattform des LMS hochladen. Vorgaben, wie diese Filme umzusetzen seien, gab es nicht. So entstanden Videos, die anhand eines Tagesablaufs zum Beispiel die Akkulaufzeit eines Laptops illustrieren, aber auch witzige, comicartige Verfilmungen von Verkaufssituationen. Die Qualität und der Erfolg der Videos überraschte selbst die Initiatoren. Innerhalb eines Monats wurden demnach 505 Videos hochgeladen und, wie beim Vorbild Youtube, von der Community für gut oder weniger gut befunden. Für die Geschäftsleitung noch entscheidender als die Motivation der Mitarbeiter durch die Anerkennung der Kollegen: Der Umsatz im Verkauf von Laptops sei nach dieser Aktion um 30 Prozent gestiegen.
Systematik sozialer Netzwerke für E-Learning nutzen
User Generated Content bringt keinen neuen Umsatz, höre ich die E-Learning-Anbieter unken. Für die LMS-Anbieter bietet sich immerhin noch die Möglichkeit, vorhandene Modelle auszubauen und zum Beispiel durch die Integration interner Video-Plattformen Geld zu verdienen. Wo also liegt der Mehrwert für die Branche, sich von diesen Ideen inspirieren zu lassen?
Das Beispiel zeigt, dass die Systematik sozialer Netzwerke auch in Unternehmen funktioniert – und erfolgreich sein kann. "People socialize anyway – if you enable them or not", sagte ein Dixons Vertreter auf der Online Educa. Dieses Verhalten strukturiert für E-Learning nutzbar zu machen und davon zu profitieren, wird auf absehbare Zeit eine der Herausforderungen der Branche bleiben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2013.
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